27. Juni 2015 | Dipl.-Met. Marcus Beyer
Die Hitze kommt ... und bleibt
Bisher hat der Sommer sich noch von seiner moderaten Seite gezeigt. Zwar gab es schon kurze Hitzephasen, diese wurden dann aber auch wieder rasch von Tiefausläufern abgelöst, die dann kühlere Luftmassen mit sich gebracht haben.
Bereits zu Beginn der vergangenen Woche gaben die verschiedenen
Modelle erste Hinweise auf eine mögliche Hitzewelle, allerdings gab
es noch einige größere Unsicherheiten. Das betraf insbesondere die
Ausprägung und die Andauer der Hitze. Diese Unsicherheiten haben aber
den ein oder anderen "Meteorologen" nicht davon abgehalten, in den
Medien die 40 Grad Marke ins Spiel zu bringen. Dabei sollte man
wissen, dass die 40 Grad Marke eine außergewöhnlich hohe Temperatur
bei uns ist und diese Marke in der Vergangenheit lokal eng begrenzt
nur ganz selten überschritten wurde. Der im offiziellen Messnetz
bisher höchste Temperaturwert wurde in Freiburg und Karlsruhe im
August 2003 mit 40.2 Grad gemessen.
Sommer: Der Regen geht, die Hitze kommt mit bis zu 40 Grad http://t.co/35vXMlY3jb pic.twitter.com/TL3Ma3gaOy
— DIE WELT (@welt) 24. Juni 2015
Und wie es nun eben so ist, wenn man so weit im Voraus eine solch
gewagte und mit großen Unsicherheiten behaftete Prognose publiziert
... die 40 Grad sind vorerst nicht in Reichweite! Nichts desto trotz,
ein hochsommerlicher und heißer Witterungsabschnitt steht großen
Teilen von Deutschland im Verlauf der nächsten Woche ins Haus. Aber
wie kommt es dazu?
Dafür muss man einen Blick auf die Höhenströmung richten, die einen
entscheidenden Anteil an der Wetterentwicklung am Boden hat. In der
Höhe gibt es Berge und Täler die vereinfach gesagt mit Hochs und
Tiefs am Boden in Verbindung gebracht werden können. In der jüngeren
Vergangenheit waren diese Berge nur flach und die Täler auch nicht
sehr tief. Bei solch einer Konstellation spricht man von einer
zonalen geprägten Großwetterlage, bei der sich Tiefdruckgebiete und
Hochs rasch abwechseln und damit zu einem typisch wechselhaften
Wettercharakter führen.
Diese Grundkonstellation ist nun im Begriff sich zu umzustellen.
Über dem östlichen Nordatlantik soll sich ein Höhentrog stark nach
Süden ausweiten. Nutzt man die bildliche Darstellung von oben, kann
man von einer deutlichen Vertiefung des Tals sprechen. Nun sind die
Täler und Berge in der Nordhemisphäre alle miteinander verbunden.
Wenn sich also irgendwo ein tiefes Tal auftut, muss gleichzeitig
stromabwärts (also östlich davon) ein hoher Berg aufgetürmt werden.
Die Berge heißen in der Meteorologensprache Höhenrücken oder Keil.
Ein ebensolcher breiter und von Nordafrika bis zum Nordmeer
reichender Höhenkeil beeinflusst ab Dienstag große Teile von West-
und Mitteleuropa. Die Folge sind Sonne satt und kein Niederschlag.
Und noch mehr ... mit der zunehmend auf südliche bis südwestliche
Richtungen drehenden Strömung werden heiße Luftmassen aus Nordafrika
und der Sahararegion angezapft. Dies beeinflussen zunächst Spanien,
Frankreich und England, kommen aber Stück für Stück auch in Richtung
Deutschland voran, sodass bis zum Freitag fast überall die
Hitzeschwelle von 30 Grad überschritten sein wird. Ausgewählte
Beispiele der Temperaturentwicklung kann man in der angehängten
Grafik finden.
Wie langanhaltend die bevorstehende Hitzewelle nun sein wird, ist
aufgrund der mit der Vorhersagezeit zunehmenden Unsicherheit noch
nicht absehbar. Es spricht allerdings einiges dafür, dass es der
Sommer nun so richtig wissen möchte. Es ist durchaus möglich, dass es
in einigen Regionen für mindestens eine Woche die Hitzemarke von 30
Grad überschritten wird.
Das wiederum birgt natürlich auch Gefahren. Das gilt vor allem für
ältere und kranke Menschen, aber auch Babies und Kleinkindern macht
solch eine langanhaltende Hitze zu schaffen, insbesondere dann, wenn
auch die Nächte keine richtige Erholung mehr bieten. Auch wenn man
ersteinmal vermuten würde, dass schwere Gewitter die größte Gefahr
für Leib und Leben darstellen, sterben tatsächlich die meisten
Menschen durch langanhaltende Hitzewellen. In den Nachrichten waren
und sind Indien und Pakistan derzeit ein Thema, der ein oder andere
kann sich aber sicher auch noch an den August 2003 erinnern.
Klar am schadensträchtigsten sind sehr wohl die Gewitter oder
Überschwemmungen durch Dauerniederschläge und Ihnen gilt daher auch
eine große Beachtung im Warnmanagement. Nichtdestotrotz stellt Hitze
eine nicht zu verachtende und oft unterschätzte Gefahr dar und das
sollte bei aller Vorfreude auf den bevorstehenden hochsommerlichen
Witterungsabschnitt nicht vergessen werden.
© Deutscher Wetterdienst
Themenarchiv:
19.04. - Zu den Überflutungen in Dubai und deren Hintergründen
18.04. - Vorsicht, kalte Aprilnächte!
17.04. - Welttag des Malbec
16.04. - YUPADEE pustet Deutschland durch
15.04. - Nach Frühsommer-Wochenende nun kühles Aprilwetter
14.04. - Historisch niedrige Eisausdehnung auf den Großen Seen
13.04. - Die Frau der Ringe
12.04. - Jahreszeitenwirrwarr...
11.04. - Neue Intensitätsklassifikation für Tornados: Die Internationale Fujita Skala (IF)
10.04. - Die knieenden Mönche im Schnee
09.04. - Kaltfront leitet markanten Luftmassenwechsel ein
08.04. - Spannender nächtlicher Temperaturverlauf in Oberbayern
07.04. - Ungewöhnlich warmes erstes Aprilwochenende!
06.04. - Start in die Gewittersaison
05.04. - Pollenflug
04.04. - Vom Aprilwetter in den Sommer
03.04. - Der Sturmwarndienst am Bodensee – Blinklichter, die Leben retten
02.04. - Deutschlandwetter im März 2024:
01.04. - DWD führt Kelvin-Temperaturskala in Wetterberichten ein
31.03. - Die Wüste auf Osterbesuch
30.03. - Lösung Osterquiz
29.03. - Osterquiz
28.03. - Osterkomet Pones-Brookes auf Kurs
27.03. - Eiersuche dieses Jahr im Klee oder im Schnee?
26.03. - Was ist an Ostern alles möglich?
25.03. - Nassestes Winterhalbjahr seit Messbeginn
24.03. - Aprilwetter im März
23.03. - Internationaler Tag der Meteorologie 2024
22.03. - "Wissen Sie schon, wie das Wetter an Ostern wird?"
21.03. - Poetischer Start in den Frühling