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26. Juni 2015 | Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Was sieben Schläfer mit dem Wetter zu tun haben

Wer einen Bauernregel-Kalender besitzt, wird am morgigen Samstag darin vermutlich einen Spruch finden wie: "Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag" oder "Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen lang bestellt".


Das Wetter am Siebenschläfertag soll der Regel zufolge also sieben
Wochen lang andauern. Allerdings müsste der Siebenschläfertag
eigentlich nicht am 27. Juni, sondern am 7. Juli liegen, denn durch
die gregorianische Kalenderreform im Jahre 1582 gab es eine
Verschiebung um etwa 10 Tage. Für die Wetterregel ist aber sowieso
nicht ein einzelner Tag, sondern der gesamte Zeitraum von Ende Juni
bis Anfang Juli entscheidend. In diesen Tagen stabilisiert sich oft
die Großwetterlage und bleibt für einige Wochen bestehen.

Etabliert sich hoher Luftdruck über Skandinavien und entsteht sogar
eine Hochdruckbrücke über England mit dem Azorenhoch, führt das in
Mitteleuropa oft zu trockenem und sehr warmem Badewetter.
Werden hingegen bei einer sogenannten zyklonalen Westlage feuchte und
kühle Luftmassen nach Mitteleuropa transportiert, ist der Regenschirm
ein sinnvoller Begleiter, denn es muss mit wechselhaftem und eher
kühlem Wetter gerechnet werden.

Statistische Auswertungen ergaben, dass die
Eintrittswahrscheinlichkeit der Siebenschläferregel bei der ersteren
"Schönwetter-Variante" nur zwischen 55 und 60 % liegt, während die
Bauernregel bei unbeständigen Westwetterlagen mit 62 bis 70 %
häufiger zutrifft. Generell ist die Trefferquote im Alpenvorland
höher als in Norddeutschland.

Bei uns stellt sich nächste Woche die Wetterlage zugunsten der
Sonnenfans um: In höheren Luftschichten (ca. 5,5 km) erstreckt sich
ein mächtiges Hochdruckgebiet vom Norden Afrikas über Mitteleuropa
bis nach Skandinavien. Dadurch werden atlantische Tiefdruckgebiete
auf Abstand gehalten. Wir Meteorologen sprechen wegen der
strukturellen Ähnlichkeit zum griechischen Großbuchstaben von einer
sogenannten "Omega-Wetterlage" (siehe anschauliche Grafik).

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Bei dieser beständigen Wetterlage wird trockene und warme Luft
herangeführt, in der es in der zweiten Wochenhälfte bis zu 30 Grad,
evtl. auch noch darüber, warm werden kann. Die richtig heiße
Saharaluft bleibt aber vermutlich westlich von uns, sodass es in
Frankreich noch deutlich schweißtreibender zugehen wird als bei uns.

Und um zu guter Letzt noch einmal die Überschrift aufzugreifen: Der
Name des Siebenschläfertags leitet sich nicht von dem gleichnamigen
Nagetier ab, sondern von einer alten Legende. Danach sollen sieben
junge Christen in der Zeit der Christenverfolgung in einer Berghütte
lebendig eingemauert worden sein und fielen in einen tiefen Schlaf.
Nach 195 Jahren, an einem 27. Juni, wurden sie zufällig entdeckt,
wachten auf, bezeugten den Glauben an die Auferstehung der Toten und
starben wenig später. Seitdem gilt der 27. Juni als Gedenktag an die
sieben Schläfer.

Ob das Sommerwetter nur nächste Woche anhält oder ob die
Siebenschläferregel einen weiteren Treffer erzielt, muss zwar noch
abgewartet werden, aber Sonnenfans bleibt in jedem Fall die Hoffnung.
Denn diese stirbt ja bekanntlich zuletzt.


© Deutscher Wetterdienst