17. Juni 2015 | M.Sc.-Met. Andreas Würtz
Trockenheit in Deutschland - Ist ein Ende in Sicht?
In nahezu allen Regionen Deutschlands fällt die erste Junihälfte zu trocken aus. Eine Ausnahme stellen hier nur einzelne Regionen dar, an denen sich kräftige, teils auch unwetterartige Gewitter mit Starkregen entluden.
Auch wenn dies dort vorerst zu einer Entspannung bzgl. der Trockenheit führte, so bedeuteten die Starkregenfälle für einige Staatsbürger die nächste Katastrophe. Die großen Regenmengen, die innerhalb kurzer Zeit fielen, konnten von dem ausgetrockneten Boden nicht direkt aufgenommen werden. Dies sorgte z. B. am vergangenen Wochenende in Oberstdorf für eine Schlammlawine, die viele Häuser unbewohnbar machte. Bevor wir einen Blick auf die kommenden Tage werfen, soll zunächst die Niederschlagsverteilung der ersten Junihälfte Aufschluss über die Trockenheit in Deutschland geben.
Besonders trocken war es bis zum 15. Juni im Westen, in der Mitte und
im Nordosten Deutschlands. Im landesweiten Vergleich ist in
Mecklenburg-Vorpommern mit einem mittleren Niederschlagsaufkommen von
5,7 mm am wenigsten Regen gefallen. Dies entspricht zur Monatsmitte
nur 9,4 % des Monatsmittelwertes.
Direkt danach folgen die Bundesländer Niedersachsen und das Saarland.
Dort sind innerhalb der ersten 15 Tage im Monat Juni im Durchschnitt
7,3 mm an Niederschlag gefallen. Dies entspricht im Saarland 9,4 %
und in Niedersachsen 9,5 % des Monatssolls.
Ebenfalls unter 10 mm lag das bisherige mittlere
Niederschlagsaufkommen in Hessen (8,0 mm), NRW (8,3 mm) und in
Sachsen-Anhalt mit 9,8 mm.
Die besonders "niederschlagsreichen" Regionen, jedoch nur im
Vergleich zu den bereits oben genannten trockenen Gebieten gesehen,
sind Baden-Württemberg und Bayern. Begünstigt durch die in der ersten
Monatshälfte häufiger aufgetretenen Gewitter, fielen an den
baden-württembergischen Wetterstationen im Mittel 47,2 mm und an den
bayerischen Stationen 43,7 mm. Dies entspricht allerdings durch das
im Süden Deutschlands allgemein höhere Niederschlagsaufkommen im Juni
in Baden-Württemberg 45,4 % bzw. in Bayern 40 % des Monatsmittels.
Zieht man für einen Vergleich einzelne Wetterstationen zurate, so
werden die Unterschiede noch deutlicher. Kaum nennenswerte
Niederschlagsmengen wurden an mehreren Stationen in Niedersachsen
gemessen. Im Zeitraum vom 1. bis 15. Juni stellt die Region rund um
Hannover die trockenste Region Deutschlands dar. In Bückeburg wurden
in diesem Zeitraum gerade einmal 0,1 mm registriert. Aber auch an den
Stationen Celle-Wietzenbach waren es mit 0,2 mm sowie in
Hannover-Langenhagen mit 0,3 mm nicht wesentlich mehr.
Die höchsten Niederschlagssummen sind vor allem an Stationen am
Alpenrand bzw. im Alpenvorland vorzufinden. Rückblickend auf die
starken Gewitter am vergangenen Wochenende, trugen diese zum Großteil
zu den bisherigen gefallenen Niederschlagsmengen bei. In Wielenbach
(westlich des Starnberger Sees) sind mit 119,1 mm bereits 85,3 % der
mittleren Niederschlagsmenge für den Monat Juni gefallen. Aber auch
im Süden Baden-Württembergs gibt es einige Messstationen, die zur
Monatsmitte nahezu ihr gesamtes Monatssoll erreicht haben. In
Friedrichshafen-Unterraderach am Bodensee fielen alleine am Sonntag,
dem 14. Juni, durch wiederholt auftretende Gewitter 76,3 mm innerhalb
von 24 Stunden. Insgesamt stehen dort 114,2 mm zu Buche, was etwa 93
% der im Mittel zu erwartenden monatlichen Regenmenge entspricht. An
dritter Stelle liegt die Station Klippeneck auf der Schwäbischen Alb.
Dort lag die aufsummierte Regenmenge am 15. Juni bei 111,3 mm
(entspricht 92,6 % des Monatsmittels), wobei am vergangenen Sonntag
mit 63,7 mm ebenfalls mehr als die Hälfte der bisher gefallenen
Niederschläge an einem Tag auftraten.
Schauen wir nun auf die Wetterentwicklung der kommenden Tage. Deutet
sich in weiten Teilen Deutschlands ein Ende der Trockenheit an oder
geht das Warten auf das schon lange benötigte "Nass von oben" weiter?
Am heutigen Nachmittag und Abend erreicht ein Frontensystem den
Norden und Nordwesten Deutschlands. Dieser Tiefausläufer verlagert
sich im Laufe des Donnerstags allmählich südostwärts, wobei die damit
einhergehenden Regenfälle am Donnerstagmorgen die Mitte und am Abend
den äußersten Südosten Deutschlands erreichen. Die von den
Wettermodellen vorhergesagte Niederschlagsaktivität dieses
Tiefausläufers lässt jedoch nur auf geringe Regenmengen schließen.
So werden bis Donnerstagabend verbreitet 1 bis 7 mm in 24 Stunden
erwartet. In Staulagen sind lokal auch bis zu 10 mm möglich.
In der Nacht zum Freitag sowie am Freitag tagsüber muss vor allem an
den Alpen mit weiteren schauerartigen Regenfällen gerechnet werden.
Dort sind dann auch nochmals größere Niederschlagsmengen von bis zu
20 mm/24h möglich. Sonst können in der Nordhälfte im Tagesverlauf
nochmals kurze Schauer auftreten, die allerdings mit Mengen zwischen
1 und 5 mm in 24 Stunden recht schwach ausfallen.
Auch der Samstag gestaltet sich weiterhin wechselhaft, wobei
gebietsweise einzelne Schauer auftreten können. Die dabei erwarteten
Niederschlagsmengen bleiben mit bis zu 3 mm weiterhin gering.
Insgesamt stellt sich in den nächsten Tagen eine eher wechselhafte
Witterungsphase mit verbreitet auftretenden Niederschlägen ein.
Abgesehen vom Alpenrand werden die dabei erwarteten Regenmengen das
Regendefizit der ersten Monatshälfte jedoch nicht wettmachen können.
Dennoch ist vielerorts eine kurzzeitige Entspannung der Trockenheit
in Sicht. Ob sich die Situation zum Monatsende wiederum verschärft
oder sich eine grundlegende Änderung der Wetterlage einstellt, bleibt
abzuwarten.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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