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08. Juni 2015 | M.Sc.-Met. Sebastian Schappert

Ein abwechslungsreicher meteorologischer Sommeranfang

In der ersten Woche nach dem Beginn des meteorologischen Sommers Anfang Juni gestaltete sich das Wetter in Deutschland sehr abwechslungsreich.


Der vergangene Montag, der im Kalender als meteorologischer Sommeranfang vermerkt ist, startete in der Mitte und im Osten Deutschlands mit Regen. Genau in diesen Regionen wurde er auch lange herbeigesehnt, da der Mai dort sehr trocken ausfiel. Die drei Stationen des Deutschen Wetterdienstes mit dem geringsten Niederschlag im Mai 2015 waren in Thüringen (Drei Gleichen-Mühlberg), Hessen (Stromberg) und Rheinland-Pfalz (Geisenheim) zu finden. Allerdings reichte dieser Niederschlag bei Weitem nicht aus, um die Trockenheit zu beenden. Vielerorts blieb es sogar komplett trocken. Und das war es das dann auch schon mit dem für die Pflanzenwelt so wichtigen "Treibstoff". Der sich nach und nach durchsetzende Einfluss des Hochs WALBURGA vertrieb die meisten Wolken im Laufe der Woche und brachte am Freitag verbreitet Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke. Der gefallene Niederschlag war also eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

Im Süden der Bundesrepublik sah das genau anders aus. Vor allem in
Bayern brachte der Mai überdurchschnittlich viel "Nass", der Juni
startete aber weitestgehend sonnig mit einzelnen Gewittern am
Alpenrand. Auch in den südlichen Landesteilen waren Temperaturen am
Freitag um 30 Grad keine Seltenheit.

Der Norden blieb zu Beginn des meteorologischen Sommers allerdings
vermehrt unter Wolken, nur hier und da zeigte sich mal die Sonne.
Regen und kühlere Meeresluft sorgten dort vor allem in der ersten
Hälfte der vergangenen Woche nicht gerade für sommerliche
Hochstimmung. Aber auch im windigen Norden setzte spätestens am
Donnerstag sommerliches Wetter ein. Das Quecksilber stieg dort am
Freitag sogar ebenfalls auf Werte um 30 Grad an.


Was wäre jedoch ein meteorologischer Sommeranfang ohne ein kräftiges
Gewitter? Zwar nicht pünktlich zum 01. Juni, aber dann zum
vergangenen Wochenende hin wurde Hoch WALBURGA mehr und mehr von Tief
LOTHAR verdrängt. Vor dem Tiefausläufer von LOTHAR wurden mit einer
südwestlichen Strömung zunehmend feucht-warme Luftmassen
subtropischen Ursprungs nach Deutschland geführt, die bereits am
Freitagabend und in der Nacht zum Samstag für gewittrige Entladungen
mit Starkregen sorgten. Unter anderem wurde in der Nacht zum Samstag
die Großveranstaltung "Rock am Ring" mit knapp 90000 Besuchern in
Mendig (Rheinland-Pfalz) von Gewittern getroffen, sodass kurzzeitig
das Programm unterbrochen werden musste. Zudem sorgte die
eingeflossene Warmluft örtlich sogar für die erste Tropennacht in
diesem Jahr mit Tiefstwerten von 21 Grad im rheinland-pfälzischen Bad
Bergzabern.

Am Samstagmorgen zogen die Gewitter südostwärts, schwächten sich
allerdings etwas ab und legten am Vormittag sogar eine kurze Pause
ein. Mit Einsetzen des Tagesgangs, d.h. mit zunehmender
Sonneneinstrahlung, nahm die Gewitteraktivität allerdings am Mittag
und Nachmittag vor allem in südlichen und östlichen Landesteilen der
Bundesrepublik wieder zu.
Im äußersten Süden Bayerns, besser gesagt in Elmau, wo sich am
gestrigen Sonntag Staats- und Regierungschefs beim G7-Gipfel die
Hände schüttelten, gab es bereits am Samstagmorgen ein kurzes
Gewitter und auch am Samstagabend bekamen die bereits angereisten
Zuschauer, Helfer und Gäste erneut Gewitter mit einer "himmlischen
Dusche" ab. Diese Gewitter zogen in der Nacht zum Sonntag unter
nordöstlicher Verlagerung ab.

Rückseitig des von LOTHAR ausgehenden Tiefausläufers floss deutlich
kühlere Luft vom Atlantik ein und brachte am Sonntag in weiten Teilen
Deutschlands eine Wetterberuhigung. Der einsetzende Einfluss des
nächsten Hochs XENIA über dem Nordatlantik vertrieb am Vormittag die
Wolken und sorgte von Westen her wieder für verbreitet sonniges
Wetter. Der Süden Deutschlands lag allerdings noch vor dem
Tiefausläufer. In der dort nach wie vor schwül-warmen Luftmasse
traten auch am Sonntagnachmittag vor allem südlich der Donau weitere
Gewitter mit kräftigem Starkregen und Hagel auf.


Am heutigen Montag setzt sich in der Nordhälfte der Hochdruckeinfluss
von XENIA weiter fort und sorgt für heiteres und trockenes Wetter. In
den südlichen Landesteilen gibt es im Bereich der dort verharrenden
Luftmassengrenze bei starker Bewölkung immer wieder Schauer, kräftige
Gewitter und Starkregen, die zum Abend hin etwas nach Norden
ausgreifen. Vor allem am Alpenrand muss heute und am morgigen
Dienstag weiterhin mit einzelnen Gewittern mit Starkregen sowie Hagel
gerechnet werden. In der zweiten Wochenhälfte setzt sich
voraussichtlich wieder überall wärmere Luft durch.


© Deutscher Wetterdienst