24. Mai 2015 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz
"Unfaire" Niederschlagsverteilung
Die Atmosphäre, in der wir uns befinden, ist der Kämpfer für Gerechtigkeit schlechthin. Das Wetter auf unserer Erde fußt prinzipiell einzig und allein darauf, dass die Atmosphäre versucht, den großen Temperaturunterschied zwischen Äquator und den beiden Polen auszugleichen.
Dass dieser Gerechtigkeitswille im Detail nicht unbedingt faire Folgen hat, wird einem beispielsweise beim Blick auf die momentane Niederschlagsverteilung in Deutschland sehr schnell klar.
Hier sticht besonders der Süden und Südosten Bayerns ins Auge, wo es
seit vergangenem Dienstag regnet, regnet und nochmals regnet. Bis
heute früh kamen dort dabei verbreitet 30 bis 50, lokal auch über 70
l/m² zusammen. An der Station Berchtesgaden/Jenner wurden in diesem
Zeitraum sogar 150 l/m² gemessen, auf der Zugspitze über 180 l/m². Da
verwundert es nicht, dass unter den "Top 18" der "nassesten"
Stationen im Mai 2015 bisher 17 davon in Bayern liegen. Einzig der
Feldberg im Schwarzwald konnte sich dort "hineinmogeln" und belegt
mit bisher 212,3 l/m² (entspricht 129 % des langjährigen Mittels im
Mai (164,5 l/m²)) sogar Rang 3 in dieser Kategorie. Spitzenreiter
ist aktuell die Zugspitze mit 243 l/m² (141,7 %, 171,9 l/qm²) gefolgt
von der Station Mittenwald-Buckelwiesen bei Garmisch-Partenkirchen
mit 239,2 l/m² (166,0 %, 144,1 l/m²).
Erst im heutigen Tagesverlauf wird der Niederschlag im Südosten
spürbar nachlassen und letztlich abklingen. Dass es in den
Alpenflüssen trotzdem - wenn überhaupt - nur zu leichtem Hochwasser
kam bzw. kommt, liegt vor allem daran, dass der Regen in den
Hochlagen der Alpen als Schnee am Boden ankam. Auf der Zugspitze fiel
seit vergangenem Dienstag über 1,5 m Neuschnee, was dort eine
Gesamtschneemenge von aktuell 5 m zur Folge hat. Das ist allerdings
noch relativ harmlos verglichen mit dem Jahr 1965. Damals wurden dort
am 12. Mai unglaubliche 7,4 m gemessen.
Während im Süden und Südosten Bayerns die meisten wohl die Nase voll
haben vom Regen, besteht in weiten Teilen Deutschlands seit Monaten
ein großer Bedarf desselben. Besonders trocken ist es derzeit in der
Mitte und im Osten. In Waltershausen (Thüringen) beispielsweise kam
in diesem Monat bisher ein "Regensümmchen" von 3,8 l/m² (5,8 %, 66,0
l/m²) zusammen. In Frankfurt am Main wurden seit Anfang März nur 48,1
l/m² (entspricht 29,3 % des langjährigen Mittels von März bis Mai
(163,9 l/m²)) gemessen.
Dementsprechend hoch ist natürlich auch die Waldbrandgefahr. Eine
Einschätzung dazu liefert der vom DWD berechnete fünfstufige
Waldbrandgefährdungsindex (Stufe 1: sehr geringe Gefahr, Stufe 5:
sehr hohe Gefahr), den Sie auf unserer Startseite mit Klick auf den
Reiter oben links "Wetter + Warnungen", Klick links auf "Agrarwetter"
und abschließendem Klick rechts auf "[mehr]" bei
"Waldbrandgefährdungsindex" finden.
Man sieht, dass
auch in den Folgetagen besonders im Osten mit einer mittleren bis
hohen, z.T. auch sehr hohen Waldbrandgefahr gerechnet werden muss. Ab
Montag wird es zwar überall wieder etwas wechselhafter, ausreichend
Regen fällt aber in den kommenden Tagen wohl nicht und den meisten
Niederschlag bekommt voraussichtlich sogar wieder der Süden ab. Also
fair ist das wirklich nicht, liebe Atmosphäre...
© Deutscher Wetterdienst
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