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23. Mai 2015 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Vor dem Monsun...

Geologisch betrachtet stellt der indische Subkontinent eine eigene tektonische Einheit dar, die sog. Indische Platte.

Er wird im Norden durch das Himalaya-System von Zentralasien getrennt, in östlicher Nachbarschaft zu Hinterindien durch das Patkai- sowie das Arakan-Joma-Gebirge gesäumt, im Westen durch das Bergland von Belutschistan begrenzt und im Süden vom Indischen Ozean umspült, mit dem Arabischen Meer westlich und dem Golf von Bengalen östlich der Halbinsel Vorderindien. Sieben Staaten liegen auf dem Subkontinent, und zwar Bangladesh, Bhutan, Indien, die Malediven, Nepal, Pakistan und Sri Lanka. Etwa die Hälfte der Landmasse liegt südlich des Wendekreises des Krebses, also in den Tropen.


Diese geografische Lage und seine starke Gliederung in verschiedene
Landschaftsformen, von tief liegenden Küstenstreifen und Flussebenen
über ausgedehnte Hochflächen bis zu den höchsten Bergen der Erde,
bewirken eine außerordentliche klimatische Vielfalt. Dabei wird das
Klima des indischen Subkontinents wesentlich durch das
Himalaya-Massiv und die Wüste Thar beeinflusst. Die weitgehend zonal
verlaufenden Gebirgsketten verhindern den Zustrom von Kaltluftmassen
aus dem Hochland von Tibet und den winterkalten Ebenen Zentralasiens.
Die Wüste Thar indes bewirkt im Sommer als Heizfläche die Ausbildung
eines geräumigen Hitzetiefs, welches die Monsunzirkulation verstärkt.


Sofern man die Köppen-Geiger-Klimaklassifikation zugrunde legt,
finden sich vier grundlegende Klimazonen: Tropische Regenwaldklimate
(mit A bezeichnet) entlang der Malabarküste, im südlichen Assam, im
Südwesten von Sri Lanka sowie auf den Malediven; Trockenklimate (B)
im größten Teil Pakistans, im Regenschatten der Westghats, im
Hochland von Dekkan sowie in den Regionen westlich des
Aravalligebirges einschließlich der Wüste Thar; warme, wintertrockene
Klimate (C) im Ganges-Tiefland und winterkaltes Klima (D) in den
Hochgebirgen. Die Klimazonen lassen sich in weitere sieben Klimatypen
unterteilen (Af, Am, Aw, BSh, BWh, CWa, CWb, Dw).

In Südasien bestimmt der Monsun das Dasein der Menschen ("Regen- und
Trockenzeit") als Wasserspender, in wirtschaftlicher Hinsicht,
oftmals aber auch mit drastischen Folgen für Leib und Leben im Falle
von Dürren oder Überschwemmungen. Er ist sozusagen Fluch und Segen
zugleich. Der indische meteorologische Dienst (India Meteorological
Department IMD) unterscheidet vier offizielle Jahreszeiten, und zwar
den Winter von Dezember bis April, den Sommer von April bis
Juni/Juli, den MONSUN (eigtl. Sommermonsun) von Juni/Juli bis
September/Oktober und die Nachmonsunzeit von September/Oktober bis
Dezember.

Kurz vor Beginn des Indischen Monsuns ist die Region die heißeste auf
der ganzen Erde. Verbreitet wurden tageshöchsttemperaturen von mehr
als 40 °C beobachtet. Beispielsweise wurden am gestrigen 22. Mai 2015
im pakistanischen Sibi (Provinz Balutschistan, 29°33'N, 67°53'E, 133
m Höhe) sowie in Nawabshah an den Ufern des Indus (26°17'N, 68°20'E,
37 m Höhe) jeweils 49,0 °C gemessen und Jacobabad (Provinz Punjab,
28°38'N, 68°31'E, 55 m Höhe) registrierte 47,0 °C.


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