22. Mai 2015 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Trog Mitteleuropa
Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese ergeben sich aus weiträumigen Luftdruckverteilungen und den daraus resultierenden Strömungsmustern, in Bodennähe sowie auch in den darüber liegenden Luftschichten.
Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die
Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der
Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des
betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine
Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.
Zu Wochenbeginn kam über dem Nordostatlantik eine Kaltluftmasse vom
Europäischen Nordmeer südwärts voran und formte einen sog. Höhentrog,
der rasch über Westeuropa hinweg schwenkte und nun über Mitteleuropa
legt. Unter einem Höhentrog versteht man eine zum Äquator gerichtete,
im Fachjargon als "zyklonal" bezeichnete Ausformung der
Höhenströmung, die in den mittleren Breiten generell am Verlauf der
Frontalzone orientiert ist.
In der dort vorhandenen, hoch reichenden Kaltluft nimmt der Luftdruck
in der Vertikalen schneller ab als in warmer Luft, so dass ein
Höhentrog immer mit tiefem Luftdruck bzw. niedrigem Geopotential in
der mittleren und höheren Atmosphäre verbunden ist. Die
Wechselwirkung mit den tieferen Atmosphärenschichten besteht nun
darin, dass bei Wanderung des Troges Luft nach oben angesaugt bzw.
von unten "gehoben" wird. Folglich fällt aus Kontinuitätsgründen der
Luftdruck am Boden und es bildet sich auch dort ein Tiefdruckgebiet.
Die atmosphärische Höhenströmung "steuert" also die Bildung und
Verlagerung der Hoch- und Tiefdruckgebiete im Bodenniveau. In unserem
Falle lag ein "Bodentief" in der ersten Wochenhälfte bei den
Britischen Inseln, hat sich aber inzwischen aufgelöst. Sein
Frontensystem überquerte Deutschland von Nordwest nach Südost und
nachfolgend floss polare Meeresluft nach Mitteleuropa, die allmählich
wieder unter Zwischenhocheinfluss geriet.
Bis über die Pfingstfeiertage hinaus überqueren uns nach sonnigen
Abschnitten aber auch immer wieder schwache Tiefausläufer, so dass
der Wettercharakter als eher "wechselhaft und kühl", also typisch für
einen Trog über Mitteleuropa (wiss. Abkürzung TrM), angesehen werden
muss.
Zur visuellen Unterstützung des eben Erläuterten sei auf die im
Internetangebot des Deutschen Wetterdienstes unter der Rubrik
"Spezielle Nutzer/Hobbymeteorologen" angebotenen Boden- und
Höhenwetterkarten verwiesen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
Themenarchiv:
28.03. - Osterkomet Pones-Brookes auf Kurs
27.03. - Eiersuche dieses Jahr im Klee oder im Schnee?
26.03. - Was ist an Ostern alles möglich?
25.03. - Nassestes Winterhalbjahr seit Messbeginn
24.03. - Aprilwetter im März
23.03. - Internationaler Tag der Meteorologie 2024
22.03. - "Wissen Sie schon, wie das Wetter an Ostern wird?"
21.03. - Poetischer Start in den Frühling
20.03. - Klimaerwärmung und die Auswirkungen auf die Vegetation
19.03. - Meist frühlingshaft mild, aber leicht wechselhaft
18.03. - Erneute Eruption auf Island
17.03. - Start der Gewittersaison?
16.03. - Eine Fahrt ins Ewige Eis: Alles ganz EAS(I)Y!
15.03. - Extremwetter abseits des Scheinwerferlichts
14.03. - Im März weiterhin zu nass?
13.03. - Saharastaub und Wolken - eine optisch sehr ansprechende Kombination
12.03. - Am Donnerstag erstmals 20 Grad?
10.03. - Die Tiefs ELFI 1 und 2 bringen zumindest vorübergehend die unbeständige Witterung zurück!
09.03. - Wie wird man Meteorologe?
08.03. - Was macht man eigentlich als Meteorologe?
07.03. - Temperatur ist nix, Taupunkt ist alles
06.03. - Europareise
05.03. - Update: Winterintermezzo im Süden
04.03. - Märzwinter?
03.03. - Deutschlandwetter im Winter 2023/2024
02.03. - Deutschlandwetter im Februar 2024
01.03. - "Es riecht nach Regen"
29.02. - Saharastaub
28.02. - Unwetterartige Regen- und Schneefälle in Norditalien