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16. Mai 2015 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Neuer Dauerregen im Süden?

Seit Donnerstagnachmittag fiel zwischen Schwarzwald und Alpen einiges an Regen. Nach kurzer Beruhigung deutet sich insbesondere für die zweite Wochenhälfte eine neue Dauerregensituation für den äußersten Süden Deutschlands an.

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Dabei liegen noch höhere Niederschlagssummen als zuletzt im Bereich des Möglichen. Aufgrund der nun gebietsweise doch recht nassen Historie könnte durch den zusätzlichen Wassereintrag auch die Hochwassergefahr ansteigen.

Im Wesentlichen zeigen die Wettermodelle, wie z. B. das amerikanische
GFS, das deutsche ICON, insbesondere aber das europäische Modell
ECMWF, Signale für ergiebige Niederschläge, die mit wechselnder
Intensität und Ausprägung mindestens zwischen Mittwoch und Freitag
nächster Woche anhalten. Auch was den möglichen Schwerpunkt der
Niederschläge angeht, rechnen die Wettermodelle ähnliche Szenarien.
So soll am direkten Alpenrand sowie allgemein im Alpenraum am meisten
Regen fallen.

Wenn es über den als seriös geltenden Vorhersagezeitraum von drei bis
fünf Tagen hinausgeht, sind wir Meteorologen aber stets vorsichtig
mit voreiligen Aussagen über bestimmte Wetterereignisse. Zur
Abschätzung der Vorhersageunsicherheiten ziehen wir die sogenannten
probabilistischen Wettermodelle heran. Bei verschiedenen
Wetterdiensten wird neben den "üblichen", als deterministisch
bezeichneten Wettervorhersagen nämlich noch ein sogenanntes Ensemble
von Vorhersagen gerechnet. Dabei erhält man nicht nur eine, sondern
gleich eine Vielzahl an Vorhersagelösungen. Laufen die verschiedenen
Lösungen stark auseinander, spricht dies für eine große
Vorhersageunsicherheit. Zeigen die Lösungen dagegen ähnliche
Ergebnisse, kann man davon ausgehen, dass die Vorhersage mit hoher
Wahrscheinlichkeit in die von den Wettermodellen angedeutete Richtung
gehen wird.

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Schaut man sich nun die verschiedenen Ensembles an, zeigt eine
Mehrheit der Mitglieder der Ensembles hohe Niederschlagsmengen im
Dauerregenbereich, wobei auch die räumliche Exposition der
Niederschlagsgebiete vergleichbar ist. Aus dem neusten Ensemble des
europäischen ECMWF-Modells lassen sich so zum Beispiel für größere
Teile des Alpenraums Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen über 40 l/qm
in 48 Stunden (bis Donnerstag, 14 Uhr MESZ) von über 50 % ableiten.
(siehe Grafik). Auf Grundlage der
probabilistischen Wettermodelle ist also mit einer erhöhten
Eintreffwahrscheinlichkeit des Dauerregenereignisses, ganz besonders
im Alpenraum, auszugehen.

Nichtsdestotrotz wird wohl noch der ein oder andere Tag ins Land
ziehen, bevor genauere Aussagen (Schwerpunkt und Ausprägung der
Niederschläge) über die potenziell bevorstehende Dauerregenwetterlage
gemacht werden können. Allerdings sollte sich zumindest der äußerste
Süden Deutschlands auf einige nasse Tage einstellen.


© Deutscher Wetterdienst