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15. Mai 2015 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Ist der Mai wirklich ein Wonnemonat?

Verkommt der als "Wonnemonat" bekannte Mai zunehmend zum Gewitter- oder Regenmonat? Nachdem die ersten Monate des Jahres 2015, allen voran der Februar und der April, in weiten Teilen von Deutschland teils deutlich zu trocken ausfielen, scheint der Mai vielerorts wieder den Wasserhaushalt aufzufüllen.

Wie schon im Mai der letzten beiden Jahre überwiegen auch in der ersten Maihälfte dieses Jahres in vielen Regionen von Deutschland wieder Stark- und Dauerregenfälle.


Im den Maimonaten 2013 und 2014 lag Deutschland häufig am Rande bzw.
im Zentrum eines hochreichenden Tiefdruckgebietes. In der Höhe
bildete sich resultierend daraus eine südwestliche bis südliche, 2014
teilweise auch auf Ost drehende Strömung aus. Auch durch die südliche
Grundströmung in Bodennähe konnte warme und feuchte Luft aus dem
Mittelmeerraum nach Deutschland transportiert werden, die durch den
Tiefdruckeinfluss für länger anhaltende Regenfälle oder Schauer und
Gewitter sorgte.

Besonders hohe Niederschlagsmengen im Mai 2013 fielen, als
Deutschland am Rande eines Höhentiefs lag, dessen Zentrum sich von
den Westalpen über Oberitalien hinweg nordostwärts verlagerte.
Während sich in der Höhe eine südöstliche, im weiteren Verlauf
allmählich auf Ost drehende Strömung entwickelte, machte sich in
Bodennähe zusehends der Einfluss eines Tiefs bemerkbar, das von den
Ostalpen nach Böhmen zog. An dessen Westflanke stellte sich eine
nordwestliche bodennahe Strömung ein. Die daraufhin nahezu vorhandene
Gegenläufigkeit der Strömungen zwischen den bodennahen Schichten und
denen in der Höhe generierte einen zusätzlichen Antrieb zum
Aufsteigen der feuchten Luftmasse. In der Folge griffen teils heftige
gewittrige Starkregenfälle von Osten her auf das Bundesgebiet über,
die sich im weiteren Verlauf als schauerartig durchsetzter Dauerregen
auf die mittleren Gebiete ausbreiteten. Vor allem in Sachsen und
Bayern regnete es über Tage hinweg länger anhaltend. In 48 Stunden
fielen damals vielerorts Regenmengen zwischen 100 und 200 Liter pro
Quadratmeter, die gebietsweise zu Überschwemmungen führten.

Auch in 2014 war eine ähnliche längere Zeit vorherrschende Wetterlage
für verhältnismäßig hohe Regenmengen verantwortlich. Damals
verlagerte sich ein Höhentief unter Ausweitung von Westeuropa weiter
nach Osten. Dabei unterstützte es die Entstehung einer Tiefdruckzone
am Boden, die sich von Irland bis zum Balkan erstreckte. Nördlich
davon stellte sich eine östliche, südlich davon eine westliche
Strömung ein. Eingebettet in die Tiefdruckrinne war eine
Luftmassengrenze über der Mitte Deutschlands, die quasistationär über
mehrere Tage hinweg aktiv blieb. An dieser bildeten sich wiederholt
schauerartige Niederschläge, die zeitweise mit teils unwetterartigen
Gewittern einher und im weiteren Verlauf in einen schauerartig
durchsetzten Dauerregen übergingen. Vor allem in einem Streifen von
Nordrhein-Westfalen über Hessen und Thüringen hinweg bis nach Sachsen
fielen gebietsweise ergiebige Regenmengen. Im weiteren Verlauf
verlagerte sich der Schwerpunkt der Niederschläge etwas weiter nach
Norden, sodass auch im südlichen Bereich von Niedersachsen,
Sachsen-Anhalt und Brandenburg beträchtliche Regenmengen zusammen
kamen.

Niederschlagssumme 1. bis 14.5. (bis 15.5., 07:50 MESZ), dahinter die Prozente im Vergleich zum langjährigen Mittel (1961-1990) des Gesamtmonats
Niederschlagssumme 1. bis 14.5. (bis 15.5., 07:50 MESZ), dahinter die Prozente im Vergleich zum langjährigen Mittel (1961-1990) des Gesamtmonats


Und wie sieht es in diesem Jahr aus?

Auch der Mai 2015 zeigt sich bisher in vielen Regionen eher von
seiner eher nassen Seite. Allerdings sind die Niederschläge derzeit
noch sehr ungleichmäßig verteilt. Während in der Mitte des Landes zur
Halbzeit des Mais teilweise weniger als 25% des Referenzwertes des
vieljährigen Mittels gefallen sind, weisen einzelne Gebiete im Norden
und im Süden von Deutschland jetzt schon einen Regenüberschuss von
bis zu 40% auf. Besonders nass fiel der Mai in Laage
(Mecklenburg-Vorpommern) aus, wo schon über 200% der üblichen
Regenmenge im Mai registriert wurden. Ein Großteil fiel dabei mit
Durchzug eines Unwettergewitters am 5. Mai, das westlich davon sogar
mit einem Tornado verbunden war und zu großen Schäden führte. Im
Mittel fällt der Mai mit etwa 40% des Niederschlagssolls derzeit
allerdings noch etwas zu trocken aus.

"Wonnig" sieht in einigen Regionen Deutschlands -zumindest was die
letzten Jahre betrifft-irgendwie anders aus!


© Deutscher Wetterdienst

Bild: Bernd Hussing