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05. Mai 2015 | MSc.-Met. Sebastian Schappert

"Der Mai lockt ins Frei"?!

...so heißt es zumindest im Volksmund. Und in der Tat ist es um den Monat Mai, dem vieljährigen Mittel (1961-1990) nach zu urteilen, mit einer bundesweiten Durchschnittstemperatur von 12,1 Grad und einer Sonnenscheindauer von 196 Stunden gar nicht so schlecht bestellt.

Der April sieht mit einer Durchschnittstemperatur von 7,4 Grad und einer Sonnenscheindauer von lediglich 152 Stunden deutlich wechselhafter aus. Also nichts wie raus ins Grüne, oder?

Bereits zum Monatsanfang ließ Mutter Natur den viel gefeierten "Tanz
in den Mai" zumindest im Süden Deutschlands sprichwörtlich ins Wasser
fallen. Der vergangene Sonntag stand dem in nichts nach. In vielen
Teilen Deutschlands sorgte dichte Bewölkung und Regen nicht gerade
für frühlingshafte Gefühle. Am heutigen Dienstag lassen die
vorhergesagten Temperaturen zumindest auf einen vielerorts
sommerlichen Tag schließen. Allerdings stehen auch kräftige Gewitter
ins Haus, die lokal Starkregen, schwere Sturmböen und Hagel im Gepäck
haben. Was ist da denn los in unserer Erdatmosphäre?


"Schuld" am aktuellen Wettergeschehen ist das Tief ZORAN über den
Britischen Inseln, das feucht-warme Luftmassen in einer südwestlichen
Strömung aus dem westlichen Mittelmeergebiet nach Deutschland
transportiert. Der eigentliche Ursprungsort ist sogar in der
Sahararegion zu finden. Dies führt am heutigen Dienstag zu
Tageshöchstwerten zwischen 20 und 28 Grad, zusammen mit kräftiger
Sonneneinstrahlung und Föhn können im Südosten Deutschlands sogar bis
30 Grad erwartet werden.

Mit Durchzug der Kaltfront von ZORAN wird die warme Luft jedoch von
kühlerer Atlantikluft verdrängt. Im Grenzbereich dieser beiden
Luftmassen kommt es dabei ab den Mittagsstunden zu Gewittern, die
generell durch starke Aufwinde gekennzeichnet sind. Wie bereits im
Thema des Tages vom 01.05.2015 beschrieben, kommt es dabei zu Ladungsunterschieden an
Wolkenober- und Untergrenze und somit zum Aufbau einer Spannung von
mehreren zehn Millionen Volt. Der Abbau dieser Spannung erfolgt durch
Blitze, vor denen man wohl besser in Deckung geht. Aber wie verhalte
ich mich denn am besten, wenn ich mich bei aufziehenden Gewittern im
Freien befinde?

Natürlich wäre die beste Lösung, Schutz in Gebäuden mit
Blitzableitern oder Fahrzeugen mit metallener Karosserie zu suchen.
Diese leiten nach dem Prinzip des Faraday'schen Käfigs den Blitz in
den Boden ab, sodass die Gefahr von Verletzungen minimiert werden
kann. Hat man allerdings gerade kein Gebäude oder Fahrzeug zur Hand,
ist man dem Gewitter dann hoffnungslos ausgeliefert?


Der Volksmund rät im Allgemeinen dazu, "Eichen zu weichen und Buchen
zu suchen". Davon ist allerdings abzuraten. Blitze suchen sich häufig
hohe Objekte als Ziel aus, vor allem, wenn diese frei stehen. Dabei
macht es keinen Unterschied, ob es sich dabei nun um eine Eiche oder
eine Buche handelt. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe empfiehlt, sich von offenem Gelände, Berggipfeln
sowie frei stehenden Objekten wie Bäumen, Antennen, etc. fern zu
halten. Zu Überlandleitungen sollte ein Mindestabstand von 50 Metern
unbedingt eingehalten werden. Schutz findet man möglichst in
Bodensenken, sozusagen am niedrigsten Punkt der Umgebung. Hier
empfiehlt es sich, mit eng zusammengestellten Füßen in die Hocke zu
gehen, da so verhindert wird, dass besonders viel Strom durch den
Körper fließen kann. Außerdem sollte man den Kopf und Nacken
schützen, da Gewitter unter Umständen Hagelschlag verursachen.

Grundsätzlich sollte man bei Aufenthalten in der Natur immer
aufmerksam sein und bei den ersten Anzeichen eines Gewitters, d.h.
bei aufziehenden dunklen Wolken mit Blitz und Donner in der Ferne,
möglichst einen sicheren Zufluchtsort suchen. Alternativ empfiehlt es
sich natürlich, sich bereits im Vorfeld über mögliche
Unwettererscheinungen unter http://www.wettergefahren.de zu informieren.
Unterwegs lassen sich Wetterwarnungen auch bequem mit dem Handy unter
http://mobil.dwd.de abrufen.


© Deutscher Wetterdienst