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04. Mai 2015 | Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Über wetterfühlige Aktien und sonnige Aussichten

Das Wetter beeinflusst ja so allerhand: Unsere Laune, den Zeitpunkt, wann die ersten regionalen Erdbeeren in den Regalen stehen, die Zahl von Verkehrsunfällen, Ereignisse in der Weltgeschichte, die Situation am Arbeitsmarkt bzw. die Wirtschaft im Allgemeinen et cetera pp.

Nicht nur der Bierumsatz hängt vom Wetter ab...
Nicht nur der Bierumsatz hängt vom Wetter ab...


Bei vielen Bereichen leuchtet der Einfluss des Wetters sofort ein, bei einigen anderen sieht man vielleicht nicht direkt einen Zusammenhang. So sollen an dieser Stelle einige Fakten bzw. Theorien über psychologische Auswirkungen des Wetters vorgestellt werden:

1953 wurde in einem Ingenieursbetrieb einige Monate lang untersucht,
wie sich das Wetter auf die Pünktlichkeit der Mitarbeiter auswirkt.
Für die Studie wurden die morgendlichen Zeiten des Eintreffens von
133 Mitarbeitern untersucht. Das Ergebnis: Die Ankunftszeiten waren
umgekehrt proportional zur Helligkeit. Das heißt, je weniger Wolken
morgens am Himmel waren, desto unpünktlicher waren die Angestellten.

Allein schon die Aussicht auf gutes Wetter macht spendabel! Das
fanden US-Wissenschaftler 2006 bei einem Experiment in einem
Restaurant heraus. Eine Kellnerin vermerkte handschriftlich auf der
Rechnung gar keine, sonnige oder regnerische Wetteraussichten für den
nächsten Tag. Kündigte sie Sonne an, stieg ihr Trinkgeld um fast 20
Prozent.


Die lange Polarnacht ohne einen Sonnenstrahl am Himmel macht die
Menschen in nordischen Ländern depressiv und führt zu einer
steigenden Zahl von Selbstmorden?! Dieses weit verbreitete Klischee
wurde von Forschern widerlegt, die für ihre Studie alle zwischen 1968
und 2002 registrierten Suizide (1351 Fälle) in Grönland untersuchten.
Demnach geschahen nur 18 Prozent der Selbstmorde während der
monatelangen Dunkelheit. Die überwiegende Zahl der Suizide wird
hingegen in den Sommermonaten begangen, in denen die Sonne nicht oder
nur für kurze Zeit untergeht.

Dass Sonnenschein nicht nur für steigende Umsätze in Kaufhäusern
sorgt, sondern auch für steigende Börsenkurse, zeigt eine Studie der
Universität Ohio aus dem Jahr 2001. Dabei wurde die Kursentwicklung
an 26 Börsenplätzen für die Jahre 1982 bis 1997 weltweit ausgewertet.
Niederschlag hatte dagegen keinen Einfluss.


Der demokratische Kandidat Al Gore trat bei der
US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 gegen den Republikaner George W.
Bush an und verpasste nur knapp den Sieg. Zwei Wissenschaftler von
der Universität Princeton lieferten 2004 einen außergewöhnlichen
Grund für seine Niederlage: das Wetter. Der Studie zufolge hätten 2,8
Millionen Menschen gegen Gore entschieden, weil das Klima in ihren
Staaten zu trocken oder zu nass sei. Den Frust darüber hätten sie an
der damaligen Regierung -also den Demokraten - auslassen wollen.

Bei Regen ist unsere Merkfähigkeit besser - das behauptet zumindest
ein australischer Forscher, der im Jahr 2009 73 Testpersonen zehn
Gegenstände zeigte, die sie später wiedergeben sollten. Das Ergebnis:
An regnerischen Tagen konnten sich die Teilnehmer an dreimal so viele
Dinge erinnern wie bei Sonnenschein.

Bei den zahlreichen Schauern am heutigen Montag in Süddeutschland
müsste es zumindest für die dort ansässigen Leseratten des Thema des
Tages also ein Kinderspiel sein, sich diese sechs Fakten/Theorien
merken zu können...


© Deutscher Wetterdienst