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30. April 2015 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

April, April, der weiß nicht, was er will!

Angelehnt an die Themen des Tages vom 26. Und 29. April soll heute nochmal das typische Aprilwetter genauer unter die Lupe genommen werden.

Nachdem der April in diesem Jahr über weite Strecken seinem
Ruf nicht gerecht wurde und anstatt wechselhaftem Schauerwetter mit
Sonnenschein und Trockenheit punktete, ließ er in der letzten
Monatswoche nochmal seine Muskeln spielen und zeigte sich launisch
wie eh und je. Mit Sonne und Wolken im Wechsel und teilweise
kräftigen Schauern und Gewittern, die lokal durch Starkregen sogar
schon Unwettercharakter enthielten. Sowie mit Schneefall bis in
tiefere Lagen in den östlichen Mittelgebirgsregionen oder böigem Wind
im Küstenumfeld rief der April fast das komplette Spektrum der
Wettererscheinungen in kurzer Zeit ab.


Aber warum ist der April eigentlich ein Monat der Wettergegensätze?
Viele Menschen erfreuen sich in dem einen Moment noch über die Sonne
bei frühlingshaften, teilweise auch schon frühsommerlichen
Temperaturen, da türmen sich plötzlich Wolken auf und es beginnt
kurze Zeit später zu schauern, oder auch zu gewittern. Schnell werden
die eigenen 4 Wände aufgesucht, nur um wenige Stunden später beim
Verlassen des Hauses oder der Wohnung dann festzustellen, dass die
Temperatur auf deutlich kühlere Werte abgesunken ist. Doch warum ist
dies so?

Zum Vergrößern bitte klicken
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Dazu müssen wir uns im ersten Schritt die Sonne bzw. die Erde, die
sich um sich selber und gleichzeitig auch um die Sonne dreht, genauer
anschauen (siehe Abbildung). Wäre die Erde nicht geneigt
und hätte keine Eigendrehung, würde die Sonne ihre Energie auf die
gleichen Gebiete der Erde abstrahlen. Bei einer abgestrahlten
Sonnenenergie an der Sonnenoberfläche von 60 Mio. Watt pro
Quadratmeter, die etwa 5800 Grad entspricht, kommen im Maximum nur
noch 1367 Watt pro Quadratmeter (~ 15 Grad) am Oberrand unserer
Atmosphäre (~ 100 km Höhe) an. Aufgrund der Erdrotation sowie der
Drehung um die Sonne bei geneigter Erdachse können sich alle Regionen
der Erde zumindest zeitweise über die wärmende Sonnenenergie freuen.
Zudem entstehen dadurch die Jahreszeiten. Während die Sonne am 21.
Juni im nördlichen Wendekreis (Nordsommer) und am 21. Dezember im
südlichen Wendekreis (Nordwinter) steht, treffen ihre Strahlen am 21.
März sowie am 23. September senkrecht auf den Äquator auf. Auf Basis
dieser Gegebenheiten wurde das Jahr in vier Jahreszeiten getrennt.
Dabei beschreibt der Nordsommer die Monate mit der größten
Einstrahlung auf der Nordhalbkugel und der Nordwinter die Monate mit
der geringsten Einstrahlung. Frühling und Herbst stellen dabei
sogenannte Übergangsjahreszeiten dar. Im Winter kann somit die
Nordhalbkugel bei langen Nächten und kurzen Tagen stark auskühlen,
während sie sich im Sommer stark erwärmen kann.

Berücksichtigt man nun noch, dass der Wärmehaushalt der Erde von der
unteren Atmosphäre bestimmt wird, und immer einen
Gleichgewichtszustand anstrebt, was z. B. einer einheitlichen
Temperaturverteilung entspräche, wird der Wärmeüberschuss von den
sonnenbevorzugten warmen Gebieten in die kälteren Regionen
transportiert. Dies übernehmen z. B. die Ozeanströmungen und
natürlich auch das Zusammenspiel der Hoch- und Tiefdruckgebiete.

Im Nordwinter sind die Temperaturgegensätze zwischen Äquator und
Nordpol meist sehr stark, sodass die Druckgebilde Höchstleistung
vollbringen müssen. Dagegen sind die Gegensätze im Sommer auf der
Nordhalbkugel eher schwach, was oftmals zu einer geringeren
Tiefdrucktätigkeit führt. In den Zwischenjahreszeiten, wie dem
Frühling, wo sich der Sonnenzenit vom Äquator nach Norden bewegt oder
im Herbst, wo er sich wieder über den Äquator hinaus nach Süden
zurückzieht, liegt das Kampfgebiet zwischen kalter Luft aus dem
Norden und warmer Luft aus dem Süden meist in den mittleren Breiten,
z. B. auch über Mitteleuropa.

Insbesondere im April trifft oftmals Polarluft auf schon deutlich
erwärmte Festlandsluft aus Nordafrika und dem Mittelmeerraum über
Mitteleuropa zusammen. Dies führt immer wieder zu einem raschen Auf
und Ab der Temperaturen, aber auch zu Schauern und teilweise schon
ersten Gewittern. Durch die zunehmende Sonneneinstrahlung kann sich
im Frühling auch bei uns der Boden relativ stark erhitzen und somit
die unteren Schichten der darüberliegenden meist noch kühlen Luft
erwärmen. Da warme Luft leichter ist, steigt sie auf und führt
schließlich zur Wolkenbildung. Stellt sich zwischen den bodennahen
Schichten und der Höhe (~ 5000 m) ein starker Temperaturgegensatz
ein, steigt die Luft in große Höhen und es können sich bei
ausreichend vorhandener Feuchte auch Gewitterwolken entwickeln.

Im Herbst können wir den umgekehrten Effekt beobachten. Durch die
längeren Nächte kühlt sich der Boden und somit auch die untere
Luftschicht stark ab, sodass die Feuchte kondensieren kann und so zu
dem für Oktober und November bekannten oftmals auch verbreiteten
Nebel führt.

Blicken wir nun in den Mai hinein und berücksichtigen dabei weiter
die zunehmende Sonneneinstrahlung und den immer öfter eintretenden
Sieg der Warmluft gegenüber der Kaltluft so werden wir immer seltener
mit Kaltlufteinbrüchen (Ausnahme: "die Eisheiligen") zu rechnen
haben. Dafür nimmt in der nun beginnenden Sommersaison die
Gewitterneigung weiter zu.

Aber vielleicht macht der Mai als Wonnemonat ja auch seinem Namen
alle Ehre und wir können uns über viele sonnige und warme Tage
freuen.


© Deutscher Wetterdienst