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29. April 2015 | Dipl.-Met. Christian Herold

T-Shirt oder Wintermantel?

Im gestrigen Thema des Tages wurden die Wetterextreme am 1. Mai behandelt. Wie extrem Ende April das Wetter sein kann und wie nahe Sommer und Winter zusammenliegen können, zeigt die Wetterlage zu Beginn dieser Woche, die in manchen Regionen einen Temperatursturz von bis zu 20 Grad brachte.


Im Nordwesten Deutschlands floss mit einer nordwestlichen Strömung
kalte Polarluft ein. Gleichzeitig wurde die Südosthälfte mit
südöstlichen Winden von feuchten und warmen subtropischen Luftmassen
beeinflusst. Dadurch bildete sich eine markante Luftmassengrenze, die
quer über Deutschland lag. Während im Nordwesten lediglich
Höchsttemperaturen von 8 bis 11 Grad erreicht wurden, gab es im
Südosten mit viel Sonnenschein 20 bis 25 Grad mancherorts sogar einen
Sommertag.
Doch dieser Temperaturgegensatz blieb nicht ohne Folgen. Entlang der
Luftmassengrenze bildeten sich am Montagnachmittag in einer Linie vom
Schwarzwald bis zur Lausitz schwere Gewitter, die teils mit
Hagelmassen, Starkregen und einzelnen Sturmböen einhergingen. In
Wolfach im Bayerischen Walde brachten die Gewitter zum Beispiel 53
mm Niederschlag. Dies entspricht etwa der Hälfte des dort üblichen
Monatsniederschlags. Aber auch in Sachsen kam es örtlich zu
Überflutungen. Mancherorts färbte eine Hageldecke die Landschaft
weiß.


In der Nacht zum Dienstag und am Dienstag kam die Luftmassengrenze
südostwärts voran, sodass Deutschland vollständig von der kalten
Polarluft geflutet wurde. Damit ging in der Südosthälfte ein
Temperatursturz von bis zu 20 Grad einher. Am Nordrand von Fichtel-
und Erzgebirge, sowie am Lausitzer Bergland staute sich die schwere
Kaltluft. Kräftiger Niederschlag sorgte dort für weitere Abkühlung,
sodass sich ein "Kaltluftsee" ausbildete. So gingen die Niederschläge
bis in Lagen von 250 m in Schnee über. Im sächsischen Chemnitz, wo am
Tag zuvor noch eine Höchsttemperatur von 21 Grad gemessen wurde,
lagen die Mittagstemperaturen am Dienstag bei Schneefall nur noch
knapp über 0 Grad. Oberhalb von etwa 400 m blieb der Schnee in den
Nordstaulagen des Erzgebirges sogar liegen. Etwa 3 bis 7 cm Schnee
sorgten dort für Verkehrsbehinderungen.

In der Nacht zum Mittwoch gab es dann in fast ganz Deutschland
verbreitet Frost. Die kältesten Stationen waren Oberstdorf mit -3,9
Grad und Eslohe im Sauerland mit -3,7 Grad.


Solche Wetterextreme sind Ende April nichts Ungewöhnliches. Die
Ursache dafür ist, dass der Kontinent im Norden noch relativ kalt
ist, sich aber Südeuropa und Nordafrika durch den hohen Sonnenstand
schon deutlich erwärmen konnten. Somit können sich stärkere
Temperaturgegensätze aufbauen. Stark wechselhaftes Wetter wird also
nicht umsonst auch als Aprilwetter bezeichnet.



© Deutscher Wetterdienst