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24. April 2015 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Wo bleibt der Regen?

Sonne, Sonne und nochmals Sonne. In den letzten Tagen kamen die Fans von strahlend blauem Himmel in Deutschland, mit nur kurzen Ausnahmen, voll auf ihre Kosten.

Dazu gab es zum Teil auch noch sommerlich anmutende Temperaturen. Kann es denn etwas Schöneres geben? Nicht nur beim Blick auf die Wasseruhr dürfte bei den Garten- und Naturfreunden unter uns die Antwort auf diese Frage wohl eindeutig lauten: "Ja! Regen!!".

Niederschlagssumme 1. bis 23.4. (bis 24.4., 07:50 MESZ), dahinter die Prozente im Vergleich zum langjährigen Mittel (1961-1990) des Gesamtmonats
Niederschlagssumme 1. bis 23.4. (bis 24.4., 07:50 MESZ), dahinter die Prozente im Vergleich zum langjährigen Mittel (1961-1990) des Gesamtmonats


Mit Ausnahme des äußersten Südens und Südostens konnte bisher fast
überall nicht einmal ein Drittel der für April erwarteten Regensumme
verbucht werden (Vgl. mit vieljährigem Mittel 1961-1990). Während im
vergangenen März zumindest die Nordhälfte niederschlagstechnisch voll
im Soll lag, fiel auch der Februar verbreitet zu trocken aus.
Wirklich bundesweit zu nass war es zuletzt im Januar dieses Jahres.

Darüber dürften die Bewohner im Westen der USA wohl nur müde lächeln.
Besonders in Kalifornien hält die momentane Dürre bereits seit Ende
2011 an. Es ist damit die schwerste Trockenperiode seit Beginn der
regulären Wetteraufzeichnungen 1895, wissenschaftlichen
Untersuchungen zufolge zum Teil sogar seit etwa 1200 Jahren.
Verantwortlich hierfür zeigt sich hoher Luftdruck über dem nördlichen
Pazifik, welcher sich als wahre Blockade für Tiefdruckgebiete sowie
deren Ausläufer erweist. Folglich erreichen die damit verbunden
Niederschlagsgebiete meist nie in voller Stärke Kalifornien, sondern
entweder nur in abgeschwächter Form oder eben überhaupt nicht.

Aktuell ist nach Angaben des U.S. Drought Monitors knapp 47 % der
Fläche Kaliforniens von einer außergewöhnlichen Dürre betroffen
(Stand: 21.04.2015), was der höchsten Dürre-Kategorie entspricht
(siehe Grafik). Als größter Agrarproduzent und mit rund 38 Mio. Einwohnern
bevölkerungsreichster Staat der USA liegt der dortige hohe Bedarf an
Wasser auf der Hand.

Zum Vergrößern bitte klicken
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Normalerweise lässt sich das Jahr in Kalifornien aus klimatologischer
Sicht in eine Regenzeit (November bis April) und eine Trockenzeit
(Mai bis Oktober) einteilen. In den letzten Jahren regnete es dort in
der Trockenzeit etwas weniger als im vieljährigen Mittel, was
allerdings im Normalfall kein größeres Problem darstellen würde. Der
Niederschlag, der während der Regenzeit eigentlich zu Hauf fällt und
in Stauseen gespeichert wird, reicht normalerweise aus, um die
Wasserversorgung in Kalifornien "über den Sommer zu bringen". Höchst
problematisch wird es natürlich dann, wenn die Regenzeit ihrem Namen
nicht gerecht wird, so wie es während dieser Dürre bisher der Fall
war bzw. ist. Der mittleren Niederschlagssumme in der Regenzeit von
knapp 500 l/m² (Referenzzeitraum 1961-1990) stehen beispielsweise
zwischen November 2013 und April 2014 nur 262 l/m² gegenüber. In der
Folge betrugen die Wassermengen der zwölf größten Stauseen
Kaliforniens Anfang April 2015 nur 16 bis 88 % der
vieljährig-mittleren Füllmenge.

Forciert wird die Dürresituation außerdem noch durch ein
außergewöhnlich hohes Temperaturniveau, welches den Wasserreserven
durch entsprechend hohe Verdunstung zusätzlich "an den Kragen" geht.
Die Jahre 2012 bis 2014 sind allesamt unter den Top 6 der wärmsten
Jahre seit Aufzeichnungsbeginn zu finden, wobei das vergangene Jahr
2014 diese Rangliste mit einer Mitteltemperatur von 16,4 Grad anführt
(2,2 Kelvin wärmer als vieljähriges Mittel; Temperaturunterschiede
werden per Definition in Kelvin und nicht in Grad Celsius angegeben,
der reine Zahlenwert ist aber identisch). Dieses Jahr scheint bisher
noch einen draufsetzen zu wollen. Verglichen mit dem vieljährigen
Temperaturmittel waren Januar und Februar um 3,2 bzw. 4,0 Kelvin zu
warm, der März sogar um 4,5 Kelvin!

Und beim Blick in die Zukunft ist nicht wirklich Besserung in Sicht.
Zum einen endet nun die "Regenzeit", zum anderen setzt sich
Langfristprognosen der NOAA (National Oceanic and Atmospheric
Administration) zufolge das hohe Temperaturniveau auch in den
kommenden beiden Monaten fort, sodass sich die Dürresituation eher
noch verschärfen als entspannen dürfte.
Da sieht es bei uns in Deutschland doch deutlich besser aus:
"Pünktlich" zum Wochenende übernehmen Tiefdruckgebiete wieder die
Regie über "unser" Wetter und bringen ihn, den ersehnten Regen.

Hinweis: Nähere Informationen zur Dürresituation in Kalifornien
finden Sie im DWD-Bericht vom 17.04.2015 unter:
http://www.dwd.de/bvbw/generator/DWDWWW/Content/Presse/Hintergrundber
ichte/2015/Duerre__Kalifornien__PDF,templateId=raw,property=publicati
onFile.pdf/Duerre_Kalifornien_PDF.pdf


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