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08. April 2015 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Wirbel am Indischen Ozean

Nach Abzug von Sturmtief NIKLAS, wechselhaftem Osterwetter und anschließendem Luftdruckanstieg samt Wetterberuhigung hält nun meteorologische Langeweile in Mitteleuropa Einzug.

Daher sei die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers auf das Umfeld des Indischen Ozeans gelenkt, wo sich interessantere Wetterentwicklungen abspielen. Ein Satellitenbild im infraroten Spektralbereich (Meteosat 10,8 µm) vom gestrigen 07.04.2015, 12:00 UTC, finden Sie nebenstehend.

Zum Vergrößern bitte klicken
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Zunächst betrachte man die Region Ostafrika auf der linken Seite der
Aufnahme. Die weißen Tupfen zwischen Harare (17°50'S, 31°03'E, 1490 m
Höhe) im Süden und Addis Abeba (09°01'N, 38°45'E, 2355 m Höhe) im
Norden sind mächtige Gewitterkomplexe, die auch als Mesoskalige
Konvektive Systeme (engl. MCS) bezeichnet werden und die eine
charakteristische Wirbelstruktur aufweisen. Sie entstehen im
Zusammenhang mit der Innertropischen Konvergenzzone (ITCZ), einem im
Laufe des Jahres den Sonnenhöchstständen folgenden, weltumspannenden
Tiefdruckgürtel, in dem starke Konvektion vorherrscht und der über
dem erhitzten Festland besonders stark ausgeprägt ist. In seinem
Bereich treten, mit Schwerpunkt in der zweiten Tageshälfte, oftmals
von heftigen elektrischen Entladungen begleitete Starkregenfälle auf,
die Zenitalregen genannt werden. Beispielsweise fielen innerhalb von
vierundzwanzig Stunden bis Mittwoch früh 06:00 UTC an der
Wetterstation Mzuzu (Malawi, 11°20'S, 33°56'E, 1251 m Höhe) 62 mm
Regen in den Messbehälter.

In der Mitte sowie am rechten Rand des Satellitenbildes sieht man die
tropischen Wirbelstürme (Zyklone) JOALANE (14°11'S, 62°35'E) bzw.
IKOLA (19°53'S, 93°50'E). JOALANE zieht mit ca. 6 Knoten
Marschgeschwindigkeit langsam südwärts. Er wird den Höhepunkt seiner
Entwicklung laut Angaben des Joint Typhoon Warning Center (Pearl
Harbor, Hawaii) am Donnerstagabend mit Windgeschwindigkeiten von 140
Knoten (knapp 260 km/h) und Böen von 170 Knoten (über 300 km/h)
erreichen. Zum Glück verläuft seine Zugbahn rund eintausend Kilometer
östlich der Inseln Mauritius und Reunion. IKOLA marschiert ebenfalls
fernab jeglichen Landes mit südöstlichem Kurs und 14 Knoten
Zuggeschwindigkeit in Richtung Westaustralien. Er hatte seinen Zenit
bereits am Dienstagabend (Ortszeit) bei Spitzenböen von 115 Knoten
(gut 200 km/h) überschritten und wird wohl nicht mehr an der
australischen Küste landen.

Die Linien auf dem Satellitenbild sind vom Wettervorhersagemodell des
EZMWF berechnete Isotachen, also Linien gleicher Windgeschwindigkeit,
angegeben in Knoten (engl. Abkürzung kt, 1 Knoten = 1,852 km/h). Das
vom Modell berechnete Starkwindgebiet am linken unteren Rand des
Bildes detektiert östlich von Südafrika die Kaltfront eines
außertropischen Tiefdruckgebietes der mittleren Breiten auf der
Südhalbkugel. Bewegt man sich gedanklich auf der Erde entlang eines
Längenkreises vom Nordpol zum Südpol, so wiederholen sich die
Klimazonen und Windgürtel der Nordhalbkugel in umgekehrter
Reihenfolge auf der Südhalbkugel. Es gibt also auch am Kap der Guten
Hoffnung Warm- und Kaltfronten und die Bewohner Kapstadts kennen Stau
und Föhn am Tafelberg genauso wie die Münchener an den Alpen. Nur
dreht sich eben alles anders herum als auf der Nordhalbkugel.



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