07. April 2015 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Hoch Mitteleuropa
Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese ergeben sich durch weiträumige Luftdruckverteilungen und die daraus resultierenden Strömungsmuster, in Bodennähe sowie auch in den darüber liegenden Luftschichten.
Das Wetter selbst wird dabei vor allem durch die Eigenschaften der in
die Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während
der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des
betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine
Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.
Die seit Anfang April nach Mitteleuropa eingeflossene Meeresluft
polaren Ursprungs kam in den letzten Tagen von Westen her unter
Hochdruckeinfluss, denn über dem mittleren Nordatlantik entstand ein
Hochdruckgebiet, das sich über die Britischen Inseln hinweg nach
Osten verlagert, am morgigen Mittwoch mit seinem Schwerpunkt über der
südlichen Nordsee liegt und folglich das Wetter in Mitteleuropa
dominiert.
Eine derartige Luftdruckverteilung kann man als "Hoch Mitteleuropa"
(wissenschaftliche Abkürzung HM) klassifizieren. Die Frontalzone,
also der Übergangsbereich zwischen subpolaren und subtropischen
Luftmassen, verläuft dabei allgemein in einem weiten, polwärts
gerichteten (im Meteorologenjargon "antizyklonal" genannten) Bogen
über Skandinavien hinweg. Atlantische Tiefausläufer sind dann i.A.
gezwungen, diesen Weg zu nehmen und halten sich von Mitteleuropa
fern. Daher garantieren Hochdruckgebiete über Mitteleuropa
normalerweise ruhiges und beständiges Wetter, je nach Jahreszeit also
Winterkälte oder Sommerhitze.
Im Frühjahr ist "Hoch Mitteleuropa" eher selten anzutreffen, wir
haben es also nach Sonnen- und Mondfinsternis mit einer weiteren,
kleinen und vielleicht ambivalenten Besonderheit der Natur zu tun.
Denn in den kommenden Tagen sorgt der hohe Luftdruck einerseits für
Sonnenschein und zunehmende Wärme, andererseits bei klarem Himmel
auch noch für kalte Nächte mit Frostgefahr. Außerdem hat unser
Frühlingshoch OSTRA eine "weiche Ostflanke", dort kann nämlich
feuchte Ostseeluft einfließen, die vor allem in der Nordosthälfte
Deutschlands für dichtere Bewölkung mit etwas Sprühregen sorgt.
Zur visuellen Unterstützung des eben Erläuterten sei auf die im
Internetangebot des Deutschen Wetterdienstes unter der Rubrik
"Spezielle Nutzer/Hobbymeteorologen" angebotenen Boden- und
Höhenwetterkarten verwiesen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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