31. März 2015 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Orkantief "Niklas" mischt den Frühling auf
Am heutigen Dienstag wird Deutschland von einem ausgewachsenen Frühjahrssturm heimgesucht. Orkantief "Niklas" zieht von Schottland über die südliche Ostsee bis ins Baltikum und beeinflusst mit seinem Sturmfeld das Wetter im Bundesgebiet nachhaltig.
Verantwortlich für die Entwicklung und Verlagerung von Tief Niklas
ist die derzeitige Luftdruckverteilung über Europa bis in große
Höhen. Einem kräftigen Hoch mit Zentrum zwischen den Azoren und der
Iberischen Halbinsel steht eine ausgeprägte und großräumige
Tiefdruckzone von Grönland bis zum Baltikum gegenüber. Zwischen
beiden Druckgebilden stellte sich eine starke west- bis nordwestliche
Strömung ein. Die höchsten Windgeschwindigkeiten werden dabei auf der
Südflanke von "Niklas" erwartet.
Schweres Unwetter: Sturmtief #Niklas fegt am Nachmittag mit orkanartigen Böen über #Berlin. http://t.co/yxb52mdIxU pic.twitter.com/vd8KTHCcbJ
— Berliner Zeitung (@BLZonline) 31. März 2015
Schon in den heutigen Morgenstunden fegten erste schwere Sturmböen
über die westlichen Landesteile hinweg. Im höheren Bergland
erreichten die Böen rasch Orkanstärke. Um 8 Uhr meldeten mit dem
Weinbiet, der Zugspitze sowie dem Feldberg im Schwarzwald gleich 3
Stationen schon über 140 km/h. Im weiteren Tagesverlauf werden die
Windgeschwindigkeiten noch weiter zunehmen.
Vor allem im Westen und Süden wird das Windmaximum mit Durchzug der
zu Niklas gehörenden Kaltfront erwartet. In Frontnähe finden nämlich
die stärksten vertikalen Umlagerungen statt, sodass aus größeren
Höhen die dort noch höheren Windgeschwindigkeiten bis zum Boden herab
gemischt werden können. In etwa 1500 Meter Höhe weht der Wind heute
mit Geschwindigkeiten zwischen 100 und 150 km/h, so dass das
Potenzial für mögliche Böen in Orkanstärke auch im Tiefland bei
Frontdurchgang in diesem Bereich liegen kann. Im Norden und Osten
können auch rückseitig der Front noch Böen in Orkanstärke
heruntergemischt werden. Hinter der Kaltfront fließt dort in der Höhe
nämlich sehr kalte Luft bis -40 Grad ein, die die Atmosphäre stark
labilisiert und somit dort ebenfalls für einen kräftigen vertikalen
Luftaustausch und zahlreiche Schauer mit möglichen Orkanböen sorgt.
Auf der Süd- und nach Ostverlagerung von Niklas auch auf der
Westflanke muss bis zum morgigen Mittwoch im gesamten Land mit Sturm-
oder schweren Sturmböen gerechnet werden. Vor allem in Nord- und
Ostdeutschland sowie durch den sogenannten "Leitplankeneffekt" im
Alpenvorland kann es bis in die Niederungen orkanartige Böen (Bft
11), vereinzelt auch Orkanböen (Bft 12), zunächst aus Südwest, später
aus West bis Nordwest geben. Bei westlichen bis nordwestlichen Winden
stellen die Alpen eine Barriere dar und kanalisieren und verstärken
die Winde somit in eine östliche Richtung.
Den äußersten Nordosten erreicht das Sturmfeld mit Annäherung von
"Niklas" sowie später auch mit der höhenkalten Luft erst am späten
Nachmittag oder Abend, dann nimmt der Wind im Südwesten bereits
wieder ein wenig ab.
Auch die nächsten Tage bleiben durch die kräftige nordwestliche
Strömung stürmisch. Jedoch erreichen die Windgeschwindigkeiten nicht
mehr das Niveau vom heutigen Dienstag. Erst zum Karfreitag und
Ostersamstag schwächt sich der Wind merklich ab.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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