Facebook Twitter
Drucken
10. März 2015 | Dipl.-Met. Sabine Krüger

Der Zwiebellook muss her!

Wem ist es in den vergangenen Tagen nicht aufgefallen, der Tagesgang der Temperatur war zuletzt ziemlich groß - vor allem dann, wenn sowohl tags als auch nachts wenig oder sogar überhaupt keine Wolken am Himmel zu finden waren.

Zwiebellook - DIE Allzweckwaffe in der Übergangszeit
Zwiebellook - DIE Allzweckwaffe in der Übergangszeit


Am Morgen war empfindlich kalt, teils sogar frostig und am Nachmittag schon richtig warm. Man weiß gar nicht, was man anziehen soll, wenn man zeitig aus dem Haus gehen muss und tagsüber nicht die Möglichkeit auf ein komplettes "Kleidungsupdate" hat. Es gilt also sowohl "Frieren am Morgen" als auch " Schwitzen am Nachmittag" zu vermeiden. Mit anderen Worten, der Zwiebellook muss her: mehrere Lagen - wie bei einer Zwiebel - dünnerer Kleidungsstücke übereinander halten zu Tagesbeginn warm und geben genug Spielraum, um sich bei steigenden Temperaturen der einen oder anderen Lage zu entledigen. Die Temperaturspanne kann dabei durchaus bei +/- 15 bis 20 Grad liegen. Nachfolgend finden sich ein paar Beispiele der letzten beiden Tage (Tiefsttemperatur=Tmin, Höchsttemperatur=Tmax, Temperaturdifferenz=Tdiff):

Sonntag, 08.03.2015:
Potsdam (Brandenburg): Tmin 5 Grad, Tmax 18 Grad, Tdiff 13 Grad
Nideggen (NRW): Tmin 5 Grad, Tmax 20 Grad, Tdiff 15 Grad
Mannheim (Baden-Würt.): Tmin -3 Grad, Tmax 15 Grad, Tdiff 18 Grad
Kempten (Bayern): Tmin -4 Grad, Tmax 14 Grad, Tdiff 18 Grad

Montag, 09.03.2015:
Darmstadt (Hessen): Tmin -2 Grad, Tmax 18 Grad, Tdiff 20
Grad
Saarbrücken-Burbach (Saarland) Tmin -1 Grad, Tmax 17 Grad, Tdiff 18
Grad


Wie kommt es zu diesen großen Temperaturamplituden im Laufe des
Tages?


Der Grund hierfür ist im Strahlungshaushalt der Atmosphäre zu finden.
Tagsüber werden der Erdboden und die darüber befindlichen
Luftschichten von der Sonne erwärmt. Die Strahlungsenergie der Sonne
wird vom Boden zunächst gespeichert und der Boden erwärmt sich. Vom
Boden aus wird dann ein Teil der Wärmeenergie abgegeben, dadurch
werden die unteren Luftschichten erwärmt und die Lufttemperatur
steigt kräftig an. Nachts wird aufgrund der fehlenden
Sonneneinstrahlung mehr Wärmeenergie vom Boden abgegeben und kaum
noch etwas aufgenommen. Der Boden und die darüber liegenden
Luftschichten kühlen sich wieder kräftig ab.
Sind Wolken vorhanden, fällt der Strahlungsgang allerdings deutlich
schwächer aus: tagsüber können sich aufgrund der abgeschirmten
Sonneneinstrahlung der Boden und damit auch die Luft weniger erwärmen
(von Advektionsprozessen, also dem Herantransport wärmerer Luft,
abgesehen), nachts wird dagegen die Auskühlung gebremst, da die vom
Boden abgegebene Wärmestrahlung durch die Wolken absorbiert
(aufgenommen) und zum Boden zurück gestrahlt wird.
Auch das Verhältnis zwischen Tages- und Nachtlänge sowie der
Sonnenstand spielen eine Rolle. Man merkt es zwar schon deutlich, die
Tage werden wieder länger, aber noch sind die Nächte mit etwa 12,5
Stunden länger als der Tag mit ungefähr 11,5 Stunden (es folgen
Sonnenauf- und -untergangszeiten vom 10.03.2015, jeweils in
Ortszeit):

Görlitz: Sonnenaufgang 6:27 Uhr, Sonnenuntergang 17:56 Uhr
Aachen: Sonnenaufgang 7:01 Uhr, Sonnenuntergang 18:31 Uhr

Aktuell steht also noch etwas mehr Zeit zur Auskühlung während der
Nachtstunden als zur Erwärmung tagsüber zur Verfügung. Dennoch hat
die Sonne aufgrund eines bereits recht hohen Sonnenstandes schon
recht viel "Kraft", so dass am vergangenen Sonntag in Nideggen
(westliches NRW) mit einer Höchsttemperatur von 19,9 Grad die
20-Grad-Marke fast erreicht wurde. Die Verhältnisse bzgl. Sonnenstand
sowie Auf- und Untergangszeiten der Sonne sind in etwa mit denen Ende
September/Anfang Oktober vergleichbar.

Zum Teil gibt es auch noch Schneeflächen, über denen die nächtliche
Abkühlung besonders stark ist. Dies liegt daran, dass die
eingestrahlte Sonnenenergie vom Schnee zum größten Teil reflektiert
und nicht absorbiert, also nicht in Form von Wärme gespeichert wird.
Die wenige Energie, die von der Schneeschicht aufgenommen wird,
fließt zudem nicht in die Erwärmung des Bodens, sondern in die
Schneeschmelze. Nachts fehlt die Bodenwärme, der Schnee liegt ja
darüber und er selbst hat eben tagsüber keine Wärme gespeichert. Die
Temperaturen gehen über schneebedecktem Boden nach einer klaren Nacht
daher noch etwas stärker zurück.

Auch heute wird vor allem in den süd- und südöstlichen Landesteilen
ein großer Tagesgang der Temperatur erwartet, denn dort war die Nacht
verbreitet klar und auch der heutige Dienstag wird noch überwiegend
sonnig sein. Im Norden und Nordwesten sind dagegen mit einem
schwachen Tiefausläufer dichte Wolkenfelder aufgezogen, die sich im
Tagesverlauf in die Mitte, zum Abend hin weiter südostwärts
ausbreiten und gebietsweise etwas Regen bringen. Nachfolgend kommt im
Nordwesten zwar auch wieder die Sonne häufiger zum Vorschein, mit
morgendlichen Tiefstwerten zwischen 2 und 7 Grad und erwarteten
Höchsttemperaturen von 10 bis 12 Grad ist der Tagesgang der
Temperatur in der herangeführten, kühleren Luft aber deutlich
geringer.



© Deutscher Wetterdienst