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08. März 2015 | Dipl.-Met. Christian Herold

Wie stabil ist unser Frühlingshoch KARIN?

Nach den wechselhaften und vergleichsweise eher kühlen Tagen der vergangenen Woche hat sich letzten Endes bei uns doch Hochdruckeinfluss durchgesetzt. Dieser sorgt mit Temperaturen von 14 bis 18, am Niederrhein bis nahe 20 Grad und viel Sonnenschein für frühlingshaftes Wetter. Doch wie stabil ist unser Frühlingshoch?


Die Hochdruckzone, die sich derzeit über Mitteleuropa befindet,
reicht noch nicht sehr weit nach Norden, sodass sie dort von
Tiefdruckgebieten leicht "angegriffen" werden kann. Im Norden
schwächelt der Hochdruck bereits am morgigen Montag, da eine
Kaltfront von der Nordsee dichte Wolkenfelder ins Landesinnere treibt
und tagsüber dort deshalb "nur" noch Höchstwerte von 10 Grad
erreicht werden. Im Süden bleibt es aber freundlich. Am Dienstag und
Mittwoch greifen dann die Tiefausläufer weiter ins Landesinnere mit
vielen Wolken, etwas Regen und kühleren Temperaturen über.

War es das dann erst mal mit dem Frühlingswetter? Ein neues Hoch
kündigt sich bereits an. Ursache für dessen Entstehung ist wieder
einmal ein kräftiger Kaltlufteinbruch über Nordostkanada. Die kalte
Luft fließt über den relativ milden Atlantik und führt bei
Neufundland zur Bildung von kräftigen Tiefdruckgebieten. Dieses
Muster wiederholte sich bereits den gesamten Winter über mehrere
Male. Doch Dieses Mal ziehen diese Tiefdruckgebiete nicht mehr
ostwärts nach Nordeuropa und sorgen somit auch nicht mehr für
wechselhaftes, windiges und mildes Wetter in Europa, sondern drehen
nach Norden Richtung Island ab. Auf ihrer Vorderseite wird warme Luft
steil nach Norden bis nach Skandinavien geführt. Dadurch wölbt sich
dort ein kräftiges Hoch auf, das wiederum die West-Ost-Zugbahn der
Tiefdruckgebiete blockiert. Man spricht dabei auch von einer
Blockadelage.


Doch bedeutet dies, dass unser Frühlingswetter in der zweiten
Wochenhälfte zurückkehrt? Nicht unbedingt. Entscheidend dafür ist die
genaue Lage des Hochdruckgebietes. An der Südostflanke des Hochs wird
nämlich kalte Kontinentalluft in Richtung Mitteleuropa geführt.
Inwieweit sich diese gegen die Warmluft durchsetzen kann, ist noch
etwas unsicher. Des Weiteren machen sogenannte Kaltlufttropfen die
Lage nur schwer vorhersagbar.
Kaltlufttropfen sind Höhentiefs, die mit höhenkalter Luft
angereichert sind. Sie schnüren sich weit im Norden von der
Höhenströmung ab und werden um das Hoch herum im Uhrzeigersinn in
einer nordöstlichen Bodenströmung Richtung Mitteleuropa gelenkt. Die
Zugbahn von Kaltlufttropfen lässt sich nur äußerst schwer
vorhersagen. Zwar bleibt es durch den Hochdruckeinfluss überwiegend
trocken und es zeigt sich abgesehen von Hochnebelgebieten auch
weiterhin häufig die Sonne, dennoch gilt ab Mittwoch eine Abkühlung
mit kühlem Nordostwind als sehr wahrscheinlich. Wie kalt es wird, ist
durch die gegebenen Unsicherheiten noch fraglich. Derzeit schwanken
die Modelle zwischen Tagestemperaturen von 5 bis 15 Grad, mit den
größten Chancen für die wärmeren Werte im Westen.

Solche Blockadewetterlagen erweisen sich als ziemlich stabil. So
müssen wir uns wohl bis auf Weiteres mit "Frühling light" inklusive
Nachtfrösten und tagsüber nur mäßig warmen Temperaturen bei kühlem
Nordostwind zufriedengeben, solange wir nicht auf die Westseite des
Hochs gelangen und die Kaltluftzufuhr nach Mitteleuropa abgeschnitten
wird.



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