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01. März 2015 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Wettervorhersage vs. Jahreszeitenvorhersage

Heute ist der 1. März - meteorologischer Frühlingsanfang. Wie wird denn nun das Wetter im Frühling? Eher wonnig warm mit ersten Sommergrüßen oder doch garstig kalt mit verspäteten Wintereinbrüchen?


Im gestrigen Thema des Tages wurde bereits über den eher
wechselhaften und wenig angenehmen Start in das Frühjahr berichtet.
Damit dürften sich - nicht nur wegen der für viele eher
unerfreulichen Vorhersage - die wenigsten zufriedengeben. Eine
langfristige Prognose des Wetterablaufes ist durchaus erwünscht.
Inwiefern wir Meteorologen diesem Wunsch nachkommen können, erfahren
Sie im heutigen Tagesthema.

Die Wettervorhersage: Eine Momentaufnahme sich ständig verändernder
atmosphärischer Bedingungen


Die Wettervorhersagen, so, wie man sie aus dem Internet, dem
Fernsehen, der Zeitung oder auch direkt aus erster Hand vom Deutschen
Wetterdienst kennt, basieren in der Regel auf Berechnungen von
Computermodellen. Diese aus komplizierten mathematisch-physikalischen
Gleichungen bestehenden Wettermodelle prognostizieren atmosphärische
Bedingungen, also auch Luftdruck, Niederschlag, Temperatur und vieles
mehr. Die Gleichungen beschreiben ein komplexes System physikalischer
Prozesse, das sich durch eine meist hohe und sehr kurzfristige
Variabilität auszeichnet, sich also ständig verändert. Eine Folge der
chaotischen Natur der Atmosphäre, die letztendlich auch den
Wettermodellen ihre Grenzen aufzeigt. So ist eine seriöse Vorhersage
des Wetterzustandes "nur" über 3 bis 5 Tage möglich. Trendaussagen
lassen sich, je nach Wetterlage, auch über einen etwas längeren
Zeitraum anstellen, selten aber über 10 Tage hinaus.

Eine Prognose des genauen Wetterablaufs mehrerer Monate,
beispielsweise durch die Angabe des täglichen Temperaturverlaufes
oder des Eintretens von Niederschlagsereignissen, ist schlichtweg
unmöglich. War es das jetzt schon mit einer Frühlingsprognse? Nicht
ganz ...

Die Jahreszeitenvorhersage: Statistische Zusammenfassung des
Wetterablaufs einer Jahreszeit


Denn fernab der "handelsüblichen" Wettervorhersagen besteht die
Möglichkeit einer Jahreszeitenvorhersage. Diese beruht auf
Klimamodellen, die, genau wie Wettermodelle, auch aus einer Vielzahl
an Gleichungen bestehen. Allerdings rücken hier vornehmlich
Komponenten physikalischer Prozesse in den Vordergrund, die eine
längerfristige Variabilität aufweisen, sich also viel langsamer
verändern. Dazu zählen insbesondere auf globaler Ebene stattfindende
und sich auf Ozeane und die Atmosphäre auswirkende Phänomene wie die
"El Nino Southern Oscillation" (siehe z. B. DWD-Wetterlexikon auf
http://www.dwd.de/lexikon). Durch Analyse und Vorhersage dieser Phänomene
(die Rechenzeit beträgt teilweise mehr als zwei Wochen) lassen sich
Aussagen über die im Mittel im Vorhersagezeitraum vorherrschenden
atmosphärischen Bedingungen ableiten. Es handelt sich also nicht um
eine Angabe des genauen Wetterablaufs, sondern eher um eine
statistische Zusammenfassung dessen.

Zum Vergrößern bitte klicken
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So bietet zum Beispiel der Deutscher Wetterdienst auf Basis des
saisonalen Vorhersagemodells des EZMW (Europäisches Zentrum für
Mittelfristige Wettervorhersage) eine Jahreszeitenprognose des
Temperaturmittels an. Dabei werden Wahrscheinlichkeiten dafür
berechnet, ob das Temperaturmittel im Vergleich zu einem vieljährigen
Mittel zu warm, normal oder zu kalt ausfällt. Die aktuelle Prognose
favorisiert ein zu warmes Frühjahr (45%), während ein normales (30%)
bzw. ein zu kaltes (25%) als unwahrscheinlicher gesehen wird (siehe
Grafik). Wird dieses Ergebnis durch
nachfolgende Modelldurchläufe bestätigt, kann dies ein erster
"Fingerzeig" sein.

Davon abgesehen, dass auch die Vorhersage eines Klimamodells mit
einer gewissen und nicht außer Acht zu lassenden Unsicherheit
behaftet ist, heißt ein "zu warmes" Frühjahr nicht, dass durchweg
angenehm mildes Wetter zu erwarten ist. Eine Jahreszeitenvorhersage
ist eben keine Wettervorhersage. Der genaue "Fahrplan" des
Wettergeschehens steht noch sprichwörtlich in den Sternen.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD