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22. Februar 2015 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Wann kommt der Frühling?

Zweistellige Höchstwerte wurden am vergangenen Freitag in der Mitte und im Süden Deutschlands gemessen. In der im Nordwesten Baden-Württembergs gelegenen Stadt Mühlacker (nahe Pforzheim) wurden sogar 14,7 Grad erreicht, was den Spitzenwert dieses Tages für Deutschland darstellte.

Am gestrigen Samstag zogen Wärme und zweistellige Temperaturen in den Osten des Landes, während es sonst schon wieder kühler wurde. Die höchste Temperatur gab es mit 12,1 Grad in Dresden-Strehlen (Sachsen). Am heutigen Sonntag sind zweistellige Temperaturen kein Thema mehr, wohl aber die Frage, wann der Frühling nach diesem Vorgeschmack tatsächlich bei uns einzieht.


Gibt man auf diese Frage eine triviale Antwort, so beginnt der
Frühling am 1. März um 0 Uhr MEZ. Dann nämlich startet der
meteorologische Frühling. Im Gegensatz dazu geht der astronomische
Frühling, womit wir bei einer weiteren trivialen Antwort wären, erst
am 20. März um 5.30 Uhr MEZ los. Die unterschiedlichen Zeitpunkte für
den Frühlingsbeginn beruhen auf einer Festlegung von Meteorologen,
die vor Beginn des Computerzeitalters im 20. Jahrhundert getroffen
wurde. Seitdem umfassen immer drei Monate eine Jahreszeit, wobei der
erste Tag des ersten Monats den Jahreszeitenbeginn markiert und der
Frühling aus den Monaten März, April und Mai besteht. Hintergrund für
diese Festlegung war, dass sich ganze Monate einfacher statistisch
auswerten ließen. Darüber hinaus stellte man aber auch fest, dass die
meteorologischen Jahreszeiten die klimatische Situation der
Jahreszeiten besser widerspiegeln als die astronomischen
Jahreszeiten.


Eine nicht ganz so einfache Antwort erhält man, wenn man den
Frühlingsbeginn mit den phänologischen Jahreszeiten in Zusammenhang
bringt. In der Phänologie werden die im Jahresablauf periodisch
wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen der Pflanzen
betrachtet und in Phasen eingeteilt. Nach der phänologischen Uhr gibt
es im Frühling drei Phasen: Vor-, Erst- und Vollfrühling. Ihren
jeweiligen Beginn kann man durch sogenannte Leit- bzw. Ersatzphasen
ermitteln. Als Leitphase für den Vorfrühling dient dabei der
Blütenbeginn der Hasel, für den Erstfrühling der Blütenbeginn der
Forsythie und für den Vollfrühling der Blütenbeginn der Apfelbäume.
Für die jeweiligen Phasen konnte aus Beobachtungen in den letzten
Jahren ein mittleres Eintrittsdatum gefunden werden. Demnach beginnt
der Vorfrühling durchschnittlich am 13. Februar, der Erstfrühling am
27. März und der Vollfrühling am 28. April.

In diesem Jahr hat die Natur aufgrund des zu milden Winters wie im
letzten Jahr einen Vorsprung. So lag der Beginn der Haselblüte bei
einem Meldeaufkommen von 62 % etwa 9 Tage vor dem mittleren
Eintrittsdatum. Hochgerechnet auf den Erstfrühling würde dieser dann
am 18. März beginnen (weitere Informationen und aktuelle Daten zum
Thema Phänologie finden Sie unter http://www.dwd.de/phaenologie).

Eine weitere Antwort auf die eingangs gestellte Frage lässt sich aus
statistischen Betrachtungen finden. Dazu definieren wir uns (recht
willkürlich) einen "statistischen Frühlingsbeginn", wobei an drei
aufeinanderfolgenden Tagen mindestens an zwei Tagen eine
Höchsttemperatur von über 15 Grad erreicht werden soll und es dabei
vorherrschend trocken und heiter ist. Schaut man sich die vergangenen
10 Jahre an, so begann der Frühling diesen Kriterien nach im Norden
(repräsentiert durch Hamburg) durchschnittlich am 1. April und im
Süden (vertreten durch München) am 15. März.


So oder so, egal wie man die Frage nun beantwortet, steht in den
nächsten Tagen weniger frühlingshaftes Wetter an. Die 15 Grad sind
vorerst in weiter Ferne, meist wird es nasskalt und teils auch
ziemlich windig. Diesbezüglich werden wir daher wohl noch auf den
Frühling warten müssen.


© Deutscher Wetterdienst