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09. Februar 2015 | Dipl.-Met. Martin Jonas

Ein krummer Rücken . . .

Nur keine Sorge, es geht im Thema des Tages heute nicht um Gesundheitsprävention und auch nicht um Vorschläge zum Auskurieren eventueller Verspannungen. Vielmehr soll ein Blick auf das Karnevals- bzw. Faschingswetter geworfen werden. Und dabei spielt ein "krummer Rücken" eine entscheidende Rolle.


Schließlich hat es der Begriff des Rückens nicht nur in die Medizin,
sondern auch in die Geowissenschaften geschafft. Begriffe wie Berg-
oder Höhenrücken haben in der Geografie ihren festen Platz, und in
der Meteorologie ist es der Höhenrücken, der bei den Liebhabern
ruhiger, im Sommer auch oft freundlicher Wetterlagen für ein Lächeln
sorgen kann.

Die physikalische Größe, die man betrachtet, wenn von einem
Höhenrücken gesprochen wird, ist das Geopotential. Der Begriff setzt
sich aus "geos" und "potentia" zusammen, wobei das erste für "Erde",
das zweite für "Fähigkeit" oder "Vermögen" steht. Man kann sagen: Das
Geopotential gibt die Fähigkeit eines Teilchens an, im Schwerefeld
der Erde Arbeit zu verrichten. Und da sich Arbeit am besten erledigen
lässt, wenn man viel Energie besitzt (da geht es den physikalischen
Teilchen wie den Menschen), ist das Potential auch direkt mit der
Energie verknüpft. Daraus ergibt sich auch, dass das Geopotential
primär in höheren Luftschichten betrachtet wird.

Dabei gilt die Regel, dass die Energie eines Teilchens umso größer
ist, je höher es sich über der Erdoberfläche befindet (Dies gilt
zumindest dann, wenn man es sich einfach macht und andere
Energieformen, wie z. B. die Bewegungsenergie, vernachlässigt). Die
Teilchen mit viel Energie bilden in höheren Luftschichten einen
"Potentialberg", eben jenen oben erwähnten Höhenrücken. Und ein
solcher Rücken korrespondiert sehr oft mit hohem Luftdruck am Boden,
wobei der höchste Druck am Boden und das höchste Geopotential in der
Höhe oftmals durch dynamische Prozesse räumlich versetzt sein können.

Zum Vergrößern bitte klicken
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Aber das soll uns jetzt nicht weiter stören. Die entscheidende
Botschaft ist: Zur Mitte der Woche haben wir es mit einem, wenn auch
recht krummen, Geopotentialrücken über Mitteleuropa zu tun. Die Form erinnert dabei ein wenig an eine auf
dem Kopf stehende Socke. Bei uns in Deutschland herrscht dabei hoher
Luftdruck. Entsprechend sollte es zur Weiberfastnacht trocken
bleiben, und nach Nebelauflösung kann - zumindest in der Mitte und im
Süden - auch mal länger die Sonne scheinen. Der Norden ist
diesbezüglich schlechter dran, dort gibt es aber auch eindeutig
weniger Karnevals- und Faschingshochburgen.

Für den weiteren Verlauf des Wetters in den närrischen Tagen sind
sich die Modelle noch nicht einig, es scheint aber wechselhafter und
auch etwas windiger zu werden. Ob die Kamelle dann vom Winde verweht
werden, muss sich noch zeigen.

Aber schon jetzt scheint klar: Auch ein krummer Rücken kann
(manchmal) entzücken.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD