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22. Januar 2015 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Schnee-Intermezzo?

Viele "Flachlandtiroler" dürften sich in diesem Winter bisher ziemlich im Stich gelassen gefühlt haben ob der bisher wenigen Tage mit einer durch Schnee weiß eingehüllten Landschaft.

Diese gab es bislang bevorzugt in höheren Lagen zu bewundern. Im Westen und Norden Deutschlands meldeten einige Wetterstationen (z.B. Bremen, Emden, Rheine, Braunschweig, Köln und Trier) bisher sogar keinen einzigen Tag mit einer Schneedecke. Dabei wird die Schneehöhe jedoch immer morgens um 7 Uhr ermittelt, sodass eine vorübergehende Schneedecke, die bis zum nächsten Morgen wieder geschmolzen ist, nicht "zählt". Am Wochenende könnte sich das nun ändern.


Für Spannung in Sachen Schnee sorgt dabei ein Tief namens "Kurt",
dessen Zentrum am heutigen Donnerstagmorgen zwischen dem südöstlichen
Grönland und Island zu finden ist. Bis zum Samstag zieht es (die
Namensgebung könnte sich noch ändern) in die Grönlandsee weiter,
schickt aber seine ziemlich lang gestreckten Ausläufer bis nach
Deutschland. Diese erreichen am Samstagmorgen mit Schneefall oder
Schneeregen den Nordwesten. Zuvor gab es eine Nacht, die mit
Tiefstwerten zwischen 0 und -6 Grad verbreitet frostig gewesen sein
dürfte, was die Chancen auf Schneefall (im Sinne der Winterfans)
erhöht, aber natürlich auch für Glätte auf Straßen und Wegen sorgen
wird.

Im Vormittagsverlauf kommen die Ausläufer des Tiefs langsam nach
Südosten voran, bis zum Samstagmittag erreicht der zugehörige
Schneefall (in tiefen Lagen teils auch Schneeregen) eine Linie von
der westlichen Ostsee über das nördliche Hessen bis nach
Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Etwa von der Nordsee bis ins
Emsland lassen die Niederschläge dann nach, gleichzeitig erreicht ein
Schwall über dem Meer erwärmte Polarluft die Region. Dort steigt die
Temperatur daher leicht in den Plusbereich, sodass es einer möglichen
Schneedecke schon wieder an den Kragen geht und sich der gefallene
Schnee in Schneematsch verwandelt. Daher ist es auch fraglich, ob am
Sonntagmorgen an den dortigen Wetterstationen ein Tag mit Schneedecke
registriert werden kann.

Am Samstagnachmittag zieht das Schneefallgebiet unter allmählicher
Abschwächung bis zu einer Linie Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen
und Baden-Württemberg weiter. Dann trocknet es voraussichtlich von
Schleswig-Holstein bis ins Rheinland ab und höchstens vereinzelt
ziehen dort noch Schnee-, Regen- oder Graupelschauer durch. Auch in
diesen Regionen ist mit leichten Plusgraden zu rechnen, was einer
möglichen Schneedecke ebenso abträglich sein dürfte.

In den anderen Regionen werden Temperaturen um 0 Grad oder leicht
darüber erwartet, im Bergland bleibt es beim Dauerfrost. Am Oberrhein
sind jedoch bis zu 3 Grad möglich, weshalb es dort mit der Ausbildung
einer Schneedecke nicht so einfach wird. Zudem kommt der Schneefall
bis zum Abend nach aktuellem Stand noch nicht in Brandenburg, Sachsen
und den östlichen Teilen Bayerns an. Das passiert erst in der Nacht
zum Sonntag, dann schwächen sich die Niederschläge aber noch weiter
ab.

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Am Sonntagmorgen gibt es noch letzte Schneefälle am Alpenrand und im
Erzgebirge, die erst im Tagesverlauf nachlassen. Spannend wird dann
die Frage sein, welche Stationen einen Tag mit Schneedecke melden
werden und welche nicht. Die neueste Gesamtschneehöhenvorhersage der
deutschen Modellkette sieht ganz gute Chancen für viele Teile
Deutschlands, dass Sonntagmorgen etwas Weißes zu sehen ist (siehe
dazu die Gesamtschneehöhenvorhersage für Sonntag, 25. Januar 2015
). Am Sonntag selber werden meist
leichte Plusgrade erwartet, sodass der gefallene Schnee für viele
Flachlandtiroler bald wieder Geschichte sein wird und es bei einem
Schnee-Intermezzo bleibt.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD