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11. Januar 2015 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Nicht nur stürmisch sondern auch rekordwarm!

Die Orkantiefs bzw. Sturmtiefs "Daniel", "Elon" und "Felix" brachten in den vergangenen Tagen nicht nur verbreitet Sturm sondern führten auch sehr warme Luft aus Südwesten nach Deutschland.

Sturmtief FELIX bringt nicht nur starke Böen, sondern sorgte auch für einen Temperaturrekord. Am Alpenrand herrscht bei Temperaturen bis zu 20 °C und Sonnenschein bestes Biergartenwetter.
Sturmtief FELIX bringt nicht nur starke Böen, sondern sorgte auch für einen Temperaturrekord. Am Alpenrand herrscht bei Temperaturen bis zu 20 °C und Sonnenschein bestes Biergartenwetter.


Zwischen dem großräumigen und hochreichenden Zentraltief "Christian"
bei Island und der ausgeprägten Hochdruckzone um "Bijanka", die sich
vom östlichen Atlantik über die Iberische Halbinsel hinweg bis nach
Südosteuropa erstreckt, hat sich eine kräftige westliche Strömung
ausgebildet. Eingebettet in diese Strömung entwickelten sich die
Randtiefs "Daniel", "Elon" und "Felix" zu Sturm- bzw. Orkantiefs, die
rasch über Schottland und Südskandinavien hinweg ostwärts zogen. Mit
der westlichen Strömung gelangten dabei milde maritime Luftmassen
nach Deutschland. So konnten schon am Freitag die Höchstwerte im
Westen verbreitet in den positiven zweistelligen Bereich klettern.

Höchstwerte 09.01.15:
Piding (SL) 14,4 Grad
Bad Kreuznach (RP) 13,1 Grad
Andernach (RP) 12,9 Grad
Geisenheim (HE) 12,8 Grad
Garmisch-Partenkirchen (BY) 12,8 Grad
Frankfurt/Main (HE) 12,8 Grad

Der Höhepunkt der Warmluftzufuhr wurde jedoch nach Durchzug der
Warmfront von Orkantief "Felix" erreicht, die das Land in der Nacht
auf Samstag von West nach Ost überquerte. Hinter dem Frontensystem
drehten die bodennahen Winde auf eine westsüdwestliche Richtung.
Damit verbunden wurde sehr milde Luft aus Südwesteuropa angezapft und
nach Deutschland geführt.

Daraus resultierend konnte schon in der Nacht häufig eine
Temperaturzunahme beobachtet werden. Lokal wurden dabei die höchsten
jemals gemessenen Tiefstwerte einer Januarnacht registriert.
Beispielhaft dafür steht die Station "Perl-Nennig" im Saarland, an
der ein nächtlicher Tiefstwert von 11,4 Grad beobachtet wurde. Dies
übertraf das bisher höchste Minimum von 11 Grad aus dem Jahre 2008 um
0,4 Grad. Auch an anderen Orten konnten zumindest regional neue
Rekordminima aufgestellt werden. Das deutschlandweit höchste Minimum
von 12,3 Grad in Freiburg aus dem Jahre 2007 wurde allerdings
insgesamt knapp verfehlt.

Tiefstwerte Nacht zum 10.01.15:
Perl-Nennig (SL) 11,4 Grad (lokaler Rekord)
Müllheim (BW) 11,1 Grad
Saarbrücken (SL) 10,9 Grad
Freiburg (BW) 10,9 Grad
Bad Dürkheim (RP) 10,8 Grad

Am Samstag stiegen die Temperaturen mit kräftigen Südwestwinden auf
der Südflanke von Orkantief "Felix" weiter an. Vor allem südlich der
Donau konnten die Werte mit Sonnenunterstützung nochmals richtig
zulegen. Zusammen mit orographisch günstigen Bedingungen reichte es
dann für einen neuen Januarrekord seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen! In Piding an der Grenze zu Österreich stieg das
"Quecksilber" bei Sonnenschein auf frühlingshafte 20,5 Grad. Damit
wurde der alte Januarrekord in Piding von 19,5 Grad aus dem Jahre
2007, welcher gleichzeitig dem höchsten je gemessenen Januarwert
entsprach, um ein ganzes Grad übertroffen. Selbst in Rosenheim wurde
mit einem Höchstwert von 19,5 Grad der alte deutschlandweite
Rekordwert ein- und dort an der Station selber ein neuer Rekord
aufgestellt. Auch sonst purzelten verbreitet die regionalen Rekorde
für den Januar. Damit dürfte der 10. Januar 2015 als wärmster
Januartag in die Geschichte eingehen.

Höchstwerte 10.01.15:
Piding (BY) 20,5 Grad (Januar Rekord)
Rosenheim (BY) 19,5 Grad (lokaler Rekord)
Garmisch-Partenkirchen (BY) 19,0 Grad (lokaler Rekord)
Simbach/Inn (BY) 17,6 Grad (lokaler Rekord)
Amerang-Pfaffing (BY) (lokaler Rekord) und Bad Kohlgrub (BY) 17,4
Grad

Auch zum Wochenstart und im weiteren Verlauf der Woche bleibt es für
die Jahreszeit deutlich zu mild. Während am heutigen Montag
rückseitig einer Kaltfront die Temperaturen etwas absinken und
vorübergehend teils bis in tiefe Lagen wieder Schneeschauer möglich
sind, steigen die Werte am Dienstag und Mittwoch verbreitet wieder
auf 5 bis 15 Grad an. Dazu weht weiter ein starker bis stürmische
Wind um West. Die Spitzenböen der vergangenen Tage können sie den
folgenden Ausführungen entnehmen:

Böen-Spitzenwerte bis Sonntag 11.01.2015 07:00 Uhr

Böen Bergland oberhalb 800 Meter:
Brocken 1133 m (NS) 154,8 km/h
Zugspitze 2964 m (BY) 139,3 km/h
Fichtelberg 1213 m (SN) 133,2 km/h
Großer Arber 1436 m (BY) 130,7 km/h
Feldberg/Schwarzwald 1489 m (BW) 127,8 km/h

Böen Küstenumfeld:
Kiel-Leuchtturm 5 m (SH) 144 km/h
Arkona 42 m (MV) 136,8 km/h
Leuchtturm Alte Weser 32 m (NS) 133,2 km/h
Borkum 11 m (NS) 122,4 km/h
Greifswalder Oie 12 m (MV) 122,4 km/h

Böen Binnenland:
Berlin-Alexanderplatz 119 m (BL) 143,3 km/h
Rechlin 62 m (MV) 126 km/h
Neuruppin 38 m (BB) 118,8 km/h
Berlin-Schönefeld 46 m (BL) 105,1 km/h
Stötten 733 m (BW) 104,4 km/h

Böen-Spitzenwerte bis Samstag 10.01.2015 07:00 Uhr

Böen Bergland oberhalb 800 Meter:
Brocken 1133 m (NS) 160,9 km/h
Zugspitze 2964 m (BY) 155,9 km/h
Feldberg/Schwarzwald 1489 m (BW) 144,0 km/h
Fichtelberg 1213 m (SN) 137,9 km/h

Böen Küstenumfeld:
Leuchtturm Alte Weser 32 m (NS) 151,2 km/h
Kiel-Leuchtturm 5 m (SH) 133,2 km/h
Nordholz 25 m (NS) 130 km/h
Sankt Peter-Ording 5 m (SH) 126 km/h
Strucklahnungshörn 7 m (SH) 126 km/h

Böen Binnenland:
Ummendorf 162 m (SA) 104,8 km/h
Bad Muskau 125 m (BB) 104,4 km/h
Wernigerode 234 m (SA) 104,4 km/h
Baruth 54 m (BB) 102,6 km/h
Erfurt-Weimar 316 m (TH) 101,9 km/h


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD