10. Januar 2015 | Dipl.-Met. Christian Herold
Sturmflut
Mitteleuropa wird derzeit von einer Sturmserie heimgesucht. Die Stürme DANIEL und ELON haben bereits größere Schäden angerichtet.
folgende Tabelle enthält die maximalen Windgeschwindigkeiten der
letzten 24 Stunden, Stand 10.01.2014 09:00 Uhr:
Berge:
Brocken 160,9 km/h
Zugspitze 155,9 km/h
Feldberg Schwarzwald 144,0 km/h
Fichtelberg 137,9 km/h
Küste:
Leuchtturm Alte Weser 151,2 km/h
Leuchtturm Kiel 133,2 km/h
Nordholz 130 km/h
Sankt Peter Ording 126 km/h
Strucklanhungshörn 126 km/h
Tiefland:
Ruthenstrom 108,0 km/h
Schleswig 105,5 km/h
Ummendorf 104,8 km/h
Sa, 7:30 Uhr: Fischmarkt steht teilweise unter Wasser, Flut ist aber niedriger als gestern. #Sturm #Hamburg pic.twitter.com/uGWG3OXLGs
— Mathias Kröning (@elblichthamburg) 10. Januar 2015
Doch nicht nur die Sturmböen sorgen für Schäden. Eine weitere Gefahr,
die bei Stürmen besteht, ist das Auftreten einer Sturmflut. Eine
Sturmflut entsteht, wenn starker auflandiger Wind den Wasserstand
deutlich erhöht. Meist ist dies der Fall, wenn ein kräftiges
Sturmtief mit auflandigen Winden und der Flut zusammentrifft.
Doch wie entstehen Ebbe und Flut? Ebbe und Flut entstehen durch die
Gezeitenkräfte. Das System Erde und Mond rotiert um einen gemeinsamen
Schwerpunkt, der innerhalb der Erde liegt. Auf der dem Mond
zugewandten Seite wirkt die Gravitationskraft (Anziehungskraft) des
Mondes, wodurch dort das Wasser "angehoben" wird und ein Flutberg
entsteht. Auf der gegenüberliegenden, dem Mond abgewandten Seite der
Erde wirkt die Zentrifugalkraft (Fliehkraft) durch die Rotation des
Systems Erde-Mond auf das Wasser. Sie ist genauso groß wie die
Gravitationskraft des Mondes, was auch hier zu der Entstehung eines
Flutberges führt. Zwischen den 2 Flutbergen senkt sich der
Meeresspiegel. Dort herrscht Ebbe. Eine Umrundung der Erde durch den
Mond dauert knapp 25 Stunden. In dieser Zeit gibt es somit an fast
allen Küsten jeweils zwei Mal Ebbe und Flut (Hoch- und
Niedrigwasser). Man spricht auch von Gezeiten oder Tide.
Auf die Höhe des Hochwassers bei Flut hat die Sonne einen Einfluss.
Steht das System Sonne, Mond und Erde nahezu in einer Linie, was bei
Neumond und Vollmond der Fall ist, so wirkt zusätzlich zu der
Gezeitenkraft des Mondes noch die Gezeitenkraft der Sonne auf die
Flutberge. Dadurch steigt die Flut etwas höher. Man spricht auch von
einer Springflut. Stehen Sonne, Erde und Mond etwa in einem rechten
Winkel zueinander, was bei Halbmond der Fall ist, dann wirken die
Gezeitenkräfte der Sonne der des Mondes entgegen, wodurch sich Ebbe
und Flut abschwächen. Es kommt zu einer Nippflut.
Von einer Sturmflut wird erst gesprochen, wenn der Tidenhöchststand
das mittlere Tidenhochwasser (Hochwasser bei Flut) um 1,5 m
überschreitet. Ab 2,5 m handelt es sich um eine schwere, ab 3,5 m um
eine sehr schwere Sturmflut. Eine Springflut verstärkt eine Sturmflut
noch etwas. Je länger die Winde auflandig wehen, desto stärker fällt
die Sturmflut aus.
Die Nordseeküste ist besonders anfällig für Sturmfluten, unter
anderem, da sie relativ flach ist und die Flussmündungen in der regen
eine Trichterform haben, in die das Wasser bei Nordweststurm
hineingedrückt wird. Die stärkste bisher gemessene Sturmflut war in
Hamburg am 3. Januar 1976, gefolgt von der Sturmflut vom 6. Dezember
2013, die durch Orkantief XAVER verursacht wurde. Die Flutkatastrophe
von 1962, bei der es in Hamburg 315 Todesopfer gab, liegt auf Platz
10. Allerdings waren damals die Deichanlagen nicht so gut befestigt
und somit konnte elbabwärts schon viel Wasser abfließen und
verhinderte einen noch höheren Wasserstand in Hamburg. Warnungen vor
Sturmfluten für die Deutschen Küsten gibt das Bundesamt für
Seeschifffahrt und Hydrographie aus.
Heute überqueren die Ausläufer eines weiteren Orkantiefs namens FELIX
Deutschland, sodass der Wind im Tagesverlauf wieder zunehmen wird.
Mit Passage der Kaltfront des Tiefs werden an der Küste Orkanböen mit
Geschwindigkeiten über 120 km/h erwartet. Hinter der Kaltfront dreht
der Wind auf nordwestliche Richtungen, sodass er auflandig weht. Das
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie warnt daher vor einer
Sturmflut für die Nordseeküste. "Am Sonnabend werden das
Nachmittag-Hochwasser bzw. das Abend-Hochwasser an der ostfriesischen
Küste etwa 1 m höher, im Weser- und Elbegebiet sowie an der
nordfriesischen Küste etwa 1,5 m höher als das mittlere Hochwasser
eintreten." (Stand Samstag 7:18 Uhr)"
Nähere Informationen erhält man auf der Seite des Bundesamtes für
Seeschifffahrt und Hydrographie unter
http://www.sturmflutwarnungen.de/.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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