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09. Januar 2015 | Dipl.-Met. Marcus Beyer

Felix bringt den vorläufigen Höhepunkt der aktiven Westlage

Ob man das Wetter in der aktuellen Wintersaison nun gut findet oder nicht, eines kann man nicht bestreiten, für reichlich Abwechslung in der Wetterküche ist in jedem Fall gesorgt.

So war der Dezember recht windig und brachte den ein oder anderen kräftigen Sturm gebracht, sodass die Windenergie einen neuen Rekordwert verzeichnen durfte. Kurz nach Heiligabendzeigte sich der Winter dann von seiner kalten Seite und brachte vielen Regionen Schnee, Glätte und Dauerfrost.

Einiges los in der Wetterküche. Eine regelrechte Sturm- bzw. Orkantiefparade zieht von West nach Ost.
Einiges los in der Wetterküche. Eine regelrechte Sturm- bzw. Orkantiefparade zieht von West nach Ost.


Und nun sind Sturm und Regen zurück. Verantwortlich dafür ist, wie
gestern im Thema des Tages schon erwähnt, das steuernde Zentraltief
Christian, an dessen Südflanke immer wieder Randtiefs von West nach
Ost wandern. Diese intensivieren die allgemeine Sturmsituation
nochmal zusätzlich. Schon der gestrige Donnerstag brachte vor allem
der Südhälfte des Landes mit Randtief "Daniel" einiges an Wind. Am
heutigen Tage ist nun Tief "Elon" verantwortlich für die Verschärfung
der Windsituation. Bis zum Vormittag wurden die stärksten
Windgeschwindigkeiten vor allem auf den Bergen erreicht. So wurden
auf dem Brocken 161 km/h, auf dem Fichtelberg 133 km/h und auf dem
Feldberg im Schwarzwald 120 km/h gemessen, also volle Orkanstärke.
Heute bleibt es dabei ... im Flachland muss verbreitet mit
stürmischen Böen und Sturmböen (bis 85 km/h) gerechnet werden, in
freien Lagen treten zudem einzelne schwere Sturmböen auf (bis 100
km/h). Das gilt für den Norden und Osten und in der Nacht auf Samstag
für den Süden. An der See und im Bergland weht der Wind teils mit
Orkanstärke. Genaue Details entnehmen Sie bitte den aktuellen
Warnungen und Warnlageberichten.

Den vorläufigen Höhepunkt liefert am morgigen Samstag schließlich
Tief Felix, das sich derzeit noch westlich der Britischen Inseln
befindet. Unter einer raschen Intensivierung wird das Orkantief bis
Samstagmittag bis zur norwegischen Westküste gezogen sein. Sein
Kerndruck soll dann bei etwa 945 hPa liegen. Diese recht weit
nördliche Zugbahn verhindert, dass "Felix" seine volle Kraft über
Deutschland entfaltet. Nichtsdestotrotz wird es verbreitet stürmisch.
Die Entwicklung im Detail:

Samstagvormittag in Deutschland:

Die Warmfront von Tief Felix überquert Deutschland bereits in den
Nachtstunden und bringt vor allem den Weststaulagen der Mittelgebirge
viel Regen. Dahinter kommt ein Schwall sehr milder Luft nach
Deutschland voran. So steigt die Temperatur nach einer schon recht
milden Nacht mit zum Teil zweistelligen Tiefstwerten im Westen am
Tage auf 10 bis 15 Grad, lokal am Oberrhein und in Südostbayern auch
bis 17 Grad. Deutschland befindet sich also zunächst im sogenannten
Warmsektor. Typisch dafür ist eine stabile vertikale Luftschichtung,
die verhindert, dass die stärksten Winde, die in höheren
Luftschichten zu finden sind, bis zum Boden durchgemischt werden. Die
höchsten Windgeschwindigkeiten konzentrieren sich zunächst also auf
die Hochlagen der Mittelgebirge. Dort muss verbreitet mit schweren
Sturmböen (bis 100 km/h) bis hin zu Orkanböen (um 120 km/h) gerechnet
werden. Im Tiefland treten zunächst starke bis stürmische Böen (bis
70 km/h), in freien Lagen auch einzelne Sturmböen (bis 85 km/h) auf.


Samstagnachmittag und -abend in Deutschland:

Im Laufe der zweiten Tageshälfte macht sich schließlich die Kaltfront
von Tief Felix auf den Weg und breitet sich rasch von Nord nach Süd
über Deutschland aus. In der ersten Nachthälfte erreicht sie
schließlich auch Süddeutschland. Der Durchgang der Kaltfront bildet
den Höhepunkt der Windentwicklung in vielen Gebieten und stellt die
gefährlichste Entwicklung dar. Die kalte Luft schiebt sich wie ein
Keil unter die vorgelagerte warme Luft. Dadurch können nun auch
größere Windgeschwindigkeiten aus den höheren Luftschichten
heruntergemischt werden. Dies ist insbesondere gegeben, wenn sich
entlang der Kaltfront Gewitter ausbilden sollten. Mit der Front
werden Sturmböen und schwere Sturmböen (bis 100 km/h) erwartet. Bei
Gewittern sind auch einzelne orkanartige Böen (bis 115 km/h) bis ins
Tiefland nicht ausgeschlossen. Auf den Berggipfeln bleibt es bei
voller Orkanstärke. Die Warnlage sollte also aufmerksam verfolgt
werden!

Mit dem Kaltfrontdurchgang ist auch ein kräftiger Temperatursturz
verbunden. So fällt die Temperatur zum Teil um mehr als 10 Grad
innerhalb kurzer Zeit. Die Tiefstwerte liegen dann nur noch wenig
über dem Gefrierpunkt und die Niederschläge südlich der Donau gehen
am Sonntagmorgen allmählich bis in tiefe Lagen in Schnee über.

Am Sonntag liegt ganz Deutschland unter dem Einfluss höhenkalter Luft
polaren Ursprungs. Durch die Kaltluft in der Höhe nimmt der
Temperaturunterschied zwischen tieferen und höheren Luftschichten zu.
Man spricht in diesem Fall von einer "labilen Schichtung". Die Folge
sind häufige Schauer und einzelne Gewitter, die Graupel und zum Teil
auch Schnee bis in tiefere Lagen mitbringen. Im Bergland fällt
allgemein Schnee und am Alpenrand kann es in der ersten Tageshälfte
noch länger anhaltend und ergiebig schneien. Zudem lebt der Wind im
Tagesverlauf wieder verbreitet auf. Vor allem in Verbindung mit
Schauern und Gewittern muss mit stürmischen Böen und einzelnen
Sturmböen gerechnet werden. An der See und im Bergland sind schwere
Sturmböen möglich, auf exponierten Berggipfeln Böen bis in den
Orkanbereich.

Auch die neue Woche beginnt mit wechselhaftem und teils stürmischem
Wetter, wenngleich insgesamt auf einem etwas niedrigeren Niveau als
am morgigen Samstag. Dazu steigen die Temperaturen wieder deutlich
an. Eine richtige Beruhigung ist wohl frühestens in Richtung des
darauffolgenden Wochenendes möglich.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD