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30. Dezember 2014 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Wetterroulette bringt Umstellung - Schneereport und Ausblick auf die Silvesternacht

Während sich ausgangs der Weihnachtsfeiertage die Großwetterlage nach dem Durchzug von Sturmtief "Hiltrud" umstellte und sich der Wintermodus bis in tiefe Lagen einstellte, dreht das Wetter nun wieder am großen Rad.

Kräftige Schneefälle am Alpenrand: Eine Warmfront aus Nordwesten wird der
Kräftige Schneefälle am Alpenrand: Eine Warmfront aus Nordwesten wird der


Im Norden und Nordwesten sickerte schon am gestrigen Montag etwas mildere Luft ein, sodass dort die Niederschläge wieder in Regen oder Schneeregen übergingen. Zum Jahresbeginn setzt sich im ganzen Land wieder zunehmend eine Westwetterlage durch. Damit verbunden werden mit einer teils kräftigen westlichen bis nordwestlichen Strömung über dem Meer erwärmte Luftmassen polaren Ursprungs nach Deutschland geführt. In der Mitte und im Süden Deutschlands setzt sich die Milderung zunächst aber nur zögerlich durch. Erst ein Sturmtief zum Jahresbeginn wird voraussichtlich die kalte Luft in tiefen und mittleren Lagen komplett ausräumen. Der Winter kann im Tiefland also nur als kurzes Intermezzo angesehen werden. In den höheren Mittelgebirgslagen sowie in den Alpen sorgt die kräftige nordwestliche Strömung jedoch für stärkere und teils auch länger anhaltende Niederschläge. Je nachdem, ob die Republik vorder- oder rückseitig der durchziehenden Tiefdruckgebiete liegt, schwankt die Schneefallgrenze zwischen 400 und 1000 Meter. Vor allem in den höheren Lagen wächst die Schneedecke also weiter an. Am heutigen Dienstagmorgen wurden um 7 Uhr folgende Spitzenschneehöhen in Deutschland gemessen:

Zugspitze (Bayern): 170 cm
Oberreute (Bayern): 60 cm
Immenstadt-Reute (Bayern): 59 cm
Rettenberg-Kranzegg (Bayern): 58 cm
Oberstdorf (Bayern): 57 cm
Oy-Mittelberg-Petersthal (Bayern): 52 cm
Reit im Winkel (Bayern): 48 cm
Ramsau (Bayern): 46 cm
Freudenstadt-Kniebis (Baden-Württemberg): 45 cm
Dachsberg-Wolpadingen (Baden-Württemberg): 45 cm

In den Skigebieten des Landes heißt es zumindest in mittleren und
höheren Lagen Ski- und Rodel gut:

Thüringer Wald: 2 bis 15 cm (z.B. 14 cm Neuhaus am Rennweg)
Rothaargebirge: 5 bis 35 cm (z.B. 24 cm Kahler Asten)
Rhön: 5 bis 20 cm (z.B. 17 cm Birx/Rhön)
Harz: 4 bis 35 cm (z.B. 32 cm Brocken)
Erzgebirge: 5 bis 40 cm (z.B. Carlsfeld 29 cm)
Schwarzwald: 10 bis 50 cm (z.B. Freudenstadt-Kniebis 45 cm)
Schwäbische Alb: 10 bis 45 cm (z.B. Stötten 38 cm)
Bayerischer Wald: 10 bis 40 cm (z.B. Lindberg-Buchenau 30 cm)
Alpen: 15 bis 170 cm (z.B. Zugspitze 170 cm)


In der Nacht zum morgigen Mittwoch (Silvester) schwenkt erneut ein
Tiefausläufer durch, der in weiten Teilen des Landes wiederholt
leichte Niederschläge bringt. Bei Tiefstwerten zwischen 6 und 0 Grad
fällt im Norden meist die flüssige Phase. Südlich der
Mittelgebirgsschwelle können noch ein paar Zentimeter Schnee fallen.
Im Tagesverlauf setzt sich von Westen her dann vorübergehend
Zwischenhocheinfluss durch, sodass die Niederschläge allmählich
abklingen. Zum Jahreswechsel schneit es lediglich im östlichen
Mittelgebirgsraum noch. Zwischen Dresden und Berlin fällt
gelegentlich Regen oder Sprühregen. Ansonsten bildet sich lokal
Nebel, der das Feuerwerk zu "verschlucken" droht. Beste Chancen auf
gute Sicht gibt es im Nordwesten des Landes sowie südlich der Donau.
Die Temperaturen erreichen dabei um Mitternacht Werte zwischen 6 Grad
an der Nordseeküste und bis -8 Grad an den Alpen. In einigen
Alpentälern kann es sogar noch etwas kälter sein. In Berlin wird das
neue Jahr bei Temperaturen um 5 Grad begrüßt. In München müssen sich
die Bürger bei frostigen Temperaturen bis -4 Grad warm einpacken.
Auch in Freiburg (-3 Grad) oder Saarbrücken (0 Grad) muss mit
leichtem Frost gerechnet werden. In Frankfurt wird es dagegen wohl
noch leicht im positiven Bereich bleiben. In Hamburg (um 3 Grad), und
Köln (um 2 Grad) starten die Bürger für die Jahreszeit mit relativ
milden Werten ins neue Jahr.

Im letzten Jahr (Jahreswechsel 2013/2014) gab es von den Temperaturen
her ebenfalls ein Nord-Süd-Gefälle. Dabei lagen die Werte etwa im
gleichen Temperaturspektrum. Während auf den Inseln positive 6 Grad
herrschten, bibberten die Bürger im Südosten bei frostigen Werten um
-5 Grad, wobei es um Mitternacht weitgehend trocken blieb. Lediglich
im äußersten Westen kam leichter Regen auf.


Liebhaber eines sehr frostigen Jahreswechsels sollten sich in diesem
Jahr europaweit in den Osten oder Südosten und dort speziell in der
Slowakei, Rumänien oder Bulgarien umsehen. Auch im gesamten Alpenraum
muss mit strengem Frost gerechnet werden. Dort können um Mitternacht
die Temperaturen bei Aufklaren über Schnee teilweise auf Werte um -15
Grad absinken. Wesentlich milder und teilweise wenig winterlich zeigt
sich dagegen der skandinavische Raum. Von Finnland bis Norwegen
beginnt das neue Jahr mit Temperaturen zwischen -2 und +8 Grad.
Weltweit gesehen wären auch viele Regionen in Nordamerika sowie
Sibirien und Teile des Nordosten Russlands für einen winterlichen
Start ins neue Jahr zu haben. Östlich des Urals fallen im
kontinentalen Klima die Werte sogar bis auf -50 Grad. Die tiefsten
Werte treten dort im Raum Werchojansk auf. In der Mongolei sowie im
Norden Chinas pendeln sich die Werte meist zwischen -10 und -30 Grad
ein. Wärmer bleibt es hingegen Richtung Pazifik. An der chinesischen
Küste werden zum Jahreswechsel wohl Temperaturen zwischen 0 und 15
Grad herrschen. In Kanada werden fast flächendeckend nur geringfügig
mildere Temperaturen zwischen -5 und -30 Grad erwartet. Lediglich an
der Pazifikküste bleibt es mit Werten um 0 Grad etwas wärmer. Auch in
den USA erreichen die Mitternachtstemperaturen zwischen den Rocky
Mountains und den "Großen Seen" Werte im strengen Frostbereich (< -10
Grad). Selbst im Norden Texas im Süden der USA werden nur um 0 Grad
erwartet.

Wer jedoch gerne einmal einen Jahreswechsel unter sommerlichen
Bedingungen feiern möchte, sollte sich noch schnell auf die
Südhalbkugel begeben. Dort ist derzeit Sommer. In Australien sind
dabei nächtliche Temperaturen zwischen 15 und 30 Grad drin. Auch in
Afrika und Südamerika feiern die Menschen bei nächtlichen Werten über
15 Grad den Jahreswechsel.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD