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23. Dezember 2014 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Der Schnee - Eine weiße Pracht

"Morgen, Kinder, wirds was geben morgen werden wir uns freun! Welch ein Jubel, welch ein Leben wird in unsrem Hause sein! Einmal werden wir noch wach, heißa, dann ist Weihnachtstag!" (Text : Philipp von Bartsch ( 1770-1833 ))


Morgen also weihnachtet es mal wieder sehr! Doch zumindest am
Heiligenabend wird die feierliche Stimmung in Deutschland wieder
einmal nicht von der weißen leise rieselnden Pracht begleitet.
Stattdessen fegt der kräftige bis stürmische Wind bei milden
Temperaturen vielerorts Regen vor sich her, der selbst die Lichter an
Bäumen verschwimmen lässt. Doch was fasziniert viele an der festen
Phase des Niederschlags? Was ist Schnee?

Schnee ist fester Niederschlag aus meist verzweigten kleinen
Eiskristallen. Diese haben gewöhnlich die Form von hexagonalen
Plättchen und Säulen oder Sternchen von zarter Struktur in
vielfältigen Variationen. Die Kristallform hängt hauptsächlich von
der Temperatur sowie von dem Grad der Übersättigung des Wasserdampfes
der Luft bei der Bildung ab. Bei tieferen Temperaturen bilden sich
Plättchen oder Prismen aus, bei höheren Temperaturen eher sechsarmige
Dendriten (Sterne).

Schnee entsteht, wenn sich in den Wolken feinste Tröpfchen
unterkühlten Wassers (Wasser kann ohne Verunreinigungen bis zu -48 °C
flüssig bleiben) an Kristallisationskeimen (z. B. Staubteilchen)
anlagern und dort gefrieren. Dieser Prozess kommt vor allem bei
Temperaturen unter -12 °C in Gange. Dabei entstehen Eiskristalle, die
meist weniger als 0,1 mm groß sind und durch verschiedene
physikalische und chemische Prozesse weiter anwachsen. Bei gleicher
Oberflächengestalt und Temperatur ist der Sättigungsdampfdruck (vgl.
http://www.dwd.de -> Wetterlexikon, Stichwort Dampfdruck) über Wasser höher
als über Eis. Der vorhandene Wasserdampf schlägt sich darum durch
Resublimation (Übergang vom gasförmigen in den festen
Aggregatzustand) direkt an den Eiskristallen nieder. Durch das
zunehmende Gewicht fallen die Eiskristalle nach unten. Dabei wachsen
sie durch das Zusammenstoßen mit unterkühlten Wolkentropfen weiter
an. Die größte Komplexität der Schneekristalle zeigt sich besonders
bei hoher Luftfeuchtigkeit, da diese auch noch filigranere Strukturen
das Wachsen zulässt.

Bei Temperaturen um 0°C fällt Schnee meist in Form großer, lockerer
Schneeflocken (mehrere cm Größe möglich) aus zusammengeketteten
Kristallen, bei tieferen Temperaturen in Form von kleineren und meist
einfach gebauten Schneesternchen, Eisplättchen oder Eisnadeln. Da
Schneeflocken eine große Oberfläche und somit einen hohen
Luftwiderstand haben, fallen sie mit Geschwindigkeiten von etwa 4
km/h verhältnismäßig langsam. Kommen sie in einen turbulenten
Bereich, beginnen sich die Schneeflocken zu verwirbeln. Dabei
tendieren sie dazu, sich hintereinander anzuordnen und dann einander
einzuholen.

Zumindest bis Donnerstagmorgen, also über die Heilige Nacht hinweg,
wird sich die weiße feste Phase in Deutschland weiter rarmachen.
Dafür regieren weiter Wind und Regen. Erst im Verlauf des ersten
Weihnachtsfeiertages sinkt die Schneefallgrenze ab, sodass im höheren
Bergland erste Schneeflocken beobachtet werden können. Ab dem 2.
Weihnachtsfeiertag sind dann einzelne Schneeschauer auch bis in
tiefere Lagen möglich. Eine Schneedecke sollte sich wahrscheinlich
aber nur oberhalb von 300 bis 400 Metern ausbilden können. Daher
gilt weiter:

Adventus Schnee

Seit Tagen und Tagen nur Regen,
da wäre die weiße Pracht ein Segen.
Sehnsüchtig schauen wir hinauf.
Oben gibt es Schnee zu Hauf.

Nur wenige Meter fehlen.
Will uns Petrus gar quälen.
Advent, Zeit des Wartens,
aber nicht auf Weiß im Garten.

So gedulden wir uns weiter
und nehmen es eben heiter.
Gummistiefel und Schirm
sind bunter als jeder Firn.
© Christa Katharina Dallinger, 2007


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