Facebook Twitter
Drucken
10. Dezember 2014 | Dipl.-Met. Johanna Anger

Turbulentes Wettergeschehen

In den letzten Wochen sorgte der Einfluss eines beständigen Hochdruckgebietes über Osteuropa für weitgehend ruhiges, aber auch vielfach trübes Wetter in Deutschland. Nun hat sich die Lage umgestellt, so dass uns heute und in den kommenden Tagen ein deutlich turbulenteres Wettergeschehen erwartet.

Nicht nur bei uns ist es windig. Fernab von Sturmtief Alexandra gab es gestern auch am westlichen Mittelmeer kräftige Winde. Grund war der Mistral, ein böiger Fallwind aus Nord bis Nordwest in Südfrankreich.
Nicht nur bei uns ist es windig. Fernab von Sturmtief Alexandra gab es gestern auch am westlichen Mittelmeer kräftige Winde. Grund war der Mistral, ein böiger Fallwind aus Nord bis Nordwest in Südfrankreich.


Das osteuropäische Hoch ist zwar nicht verschwunden, aber es hat sich
über den Ural hinweg nach Sibirien zurückgezogen. Stattdessen hat
sich zwischen dem Azorenhoch und Tief "Alexandra" über dem
Nordatlantik eine kräftige Westströmung eingestellt. Dadurch kann
sich wieder atlantische Luft bei uns durchsetzen. Das Orkantief
"Alexandra" wurde bereits im gestrigen Thema des Tages angekündigt.
Sein Zentrum liegt derzeit mit einem Kerndruck von etwa 955 hPa
südöstlich von Island. "Alexandra" zieht ostwärts Richtung Norwegen
auf einer relativ nördlichen Zugbahn, so dass das zugehörige
Starkwindfeld heute vor allem in der Nordhälfte Deutschlands für
gebietsweise stürmisches Wetter sorgt. Die stärksten Böen traten
bisher auf Helgoland mit 101 km/h (Bft 10) auf, gefolgt von List auf
Sylt mit 97 km/h (Bft 10). Auf dem Brocken gab es Orkanböen bis 123
km/h (Bft 12).

Heute bleibt es tagsüber unter dem Einfluss von "Alexandra" windig,
insbesondere im Norden Deutschlands sowie in höheren Lagen muss
weiterhin mit Sturmböen (Bft 8 bis 10) gerechnet werden. Im
Binnenland beziehungsweise in den Niederungen werden maximal Windböen
der Stärke Bft 7 erreicht. In Süddeutschland ist der Wind mit
Ausnahme der Höhenlagen deutlich schwächer.

Tief "Alexandra" wird im Laufe des morgigen Donnerstages Richtung
Nordmeer ziehen und sich dabei weiter abschwächen. In der starken
atlantischen Westströmung entwickelt sich dann aber bereits das
nächste Sturmtief und kommt rasch in Richtung Europa voran. Es zieht
in der Nacht zum Freitag über die Britischen Inseln hinweg und liegt
schließlich am Freitagmittag mit einem Kerndruck von etwa 985 hpa
über Dänemark. Somit schlägt es eine südlichere Zugbahn ein als Tief
"Alexandra". Das bedeutet, dass der Wind stärker wird als heute und
es werden dann nicht nur im Norden, sondern gebietsweise auch in der
Mitte Deutschlands teils bis in tiefe Lagen Sturmböen erwartet. Zudem
sind an der Nordseeküste sowie in exponierten Höhenlagen einzelne
Orkanböen (Bft 11 bis 12) möglich.

Windspitzen am Freitag nach GFS-Modell
Windspitzen am Freitag nach GFS-Modell


Die westliche Strömung bringt uns allerdings nicht nur
Tiefdruckgebiete, sie sorgt zudem für die Zufuhr relativ milder Luft.
Schon heute werden im Nordwesten Deutschlands bis zu 8 Grad erreicht.
Mit dem am Freitag vermehrt auf Südwest drehenden Wind steigen die
Temperaturen sogar noch etwas an, sodass im Südwesten und Westen
örtlich bis zu 11 Grad erreicht werden können. Im Osten und Süden
hält sich zunächst noch die Kaltluft, aber schon morgen wird auch
dort die mildere Luft angekommen sein. Kälter bleibt es hingegen in
den Höhenlagen, so dass dort weiterhin mit örtlich glatten Straßen
aufgrund von leichtem Schneefall oder überfrierender Nässe gerechnet
werden muss.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD