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04. Dezember 2014 | Dipl.-Met. Christian Herold

Erster Wintereinbruch

Nach einem deutlich zu warmen Herbst hielt der Winter am gestrigen Mittwoch mit Glatteis und erstem Schnee auch in tiefen Lagen Einzug.

Die Vorgeschichte dieser ersten winterlichen Wetterlage ist
allerdings nicht gerade typisch für einen Wintereinbruch. In den
vergangenen Jahren brachte meist eine Kaltfront aus Norden oder
Nordwesten den ersten Schnee. Auf ihrer Rückseite flossen meist
arktische Luftmassen ein, die auch kalt genug waren, um im Tiefland
für Frost zu sorgen.


Dieses Jahr stellte sich die Situation vollkommen anders dar. Ein
kräftiges Hoch liegt schon seit längerer Zeit über Osteuropa und
weitete seinen Einfluss auch auf Mitteleuropa aus. Im Zusammenspiel
mit einem intensiven Mittelmeertief stellte sich eine östliche
Strömung über Deutschland ein. Dabei sorgte die östliche
Bodenströmung für Kaltluftnachschub aus Russland, zusätzlich konnte
die Luft unter dem Hochdruckgebiet bodennah aber auch noch kräftig
auskühlen, sodass es ab dem vergangenen Wochenende im Norden und
Osten sogar für leichten Dauerfrost reichte. In der Höhe führte das
Mittelmeertief allerdings relativ warme Luft aus südlichen Breiten zu
uns, die sich über die schwerere bodennahe Kaltluft legte. In der
Meteorologie spricht man dann von einer Inversionswetterlage. An der
Grenze zwischen Warm- und Kaltluft bildete sich dichter Hochnebel,
der sich etwa auf der Höhe der Mittelgebirgsgipfel ausbreitete.
Dieser sorgte nicht nur dafür, dass es trotz Hochdruckeinfluss trüb
blieb, sondern führte im Zusammenspiel mit starkem Ostwind auf den
Berggipfeln für immense Reifablagerungen. Diese waren so stark, dass
unter der Reiflast ganze Bäume umknickten. Im Erzgebirge,
Hochsauerland sowie Taunus sind noch immer einige Straßen wegen
Reifbruchs gesperrt.


Reifbruch stellte aber nicht die einzige Gefahr dar. In der Nacht zum
Mittwoch kam es an der Nordflanke des hochreichenden Mittelmeertiefs
zu Niederschlägen, die von Tschechien über Westsachsen und Thüringen
nach Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, ins Saarland sowie
nach Baden-Württemberg zogen. Diese brachten nicht nur den ersten
Schnee, sondern gebietsweise auch gefrierenden Regen mit gefährlicher
Glatteisbildung, die dazu führte, dass sogar zeitweise Teile einiger
Autobahnen gesperrt werden mussten. Während in der Nordhälfte bis in
eine Höhe von etwa 1400 m Temperaturen unter dem Gefrierpunkt
herrschten, lag die Temperatur zwischen etwa 1400 und 1800 m
gebietsweise über 0 Grad. Dies ist eine ziemlich tückische
Wetterlage. In dieser wärmeren Luftschicht konnte der aus den darüber
liegenden Wolken herausfallende Schnee teilweise zu Regen schmelzen,
wobei dieser in die kalte bodennahe Luftschicht fiel und dort auf den
teilweise gefrorenen Boden traf und sofort zu Glatteis wurde.

Schneehöhen gestern
Schneehöhen gestern


Während dieser gefrierende Regen besonders im Osten auftrat, konnte
im Westen meist Schnee beobachtet werden. Den meisten Schnee gab es
jedoch nicht wie üblich auf den Gipfeln der Mittelgebirge, sondern
gerade in tieferen Lagen. Die größte Schneehöhe wurde in
Eschbronn-Mariazell in mittleren Lagen des Schwarzwaldes mit 16 cm
gemessen. Dann folgte auch schon das Saarland mit 9 cm in
Neunkirchen-Wellesweiler. Auch Kaiserslautern war mit 7 cm ganz oben
mit dabei.

Doch wie geht es mit dem Winterwetter weiter? Bereits am heutigen
Donnerstag führt ein Atlantiktief auf seiner Vorderseite wieder
mildere Luft heran, sodass es dem Schnee an den Kragen geht.
Dauerfrost gibt es dann kaum noch und am ehesten auf den Gipfeln der
westlichen Mittelgebirge. Ab dem Wochenende stellt sich dann
wechselhaftes, nasskaltes und zunehmend windiges Wetter mit
zeitweiligem Schnee in den Mittelgebirgen und Regen im Tiefland bei
Höchstwerten um 5 Grad ein.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD