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23. November 2014 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Meere sind so warm wie nie

Vergangene Woche veröffentlichte die Universität von Hawaii beunruhigende Forschungsergebnisse bezüglich unserer Weltmeere.

Mitarbeiter des "International Pacific Research Center" werteten in
großem Umfang Messdaten aus und kamen zu der Erkenntnis, dass die
globale Mitteltemperatur der Meeresoberflächen einen derart hohen
Wert erreicht hat, wie er seit Beginn systematischer Messung und
Aufzeichnung vor mehr als 130 Jahren noch nicht erfasst wurde (siehe
Abbildung).

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Einen großen Beitrag leistete dabei der Nordpazifik. Hier erwärmte
sich die Meeresoberfläche besonders stark, sodass verbreitet
Temperaturen über den bisherigen Rekordwerten registriert werden
konnten. Zum Teil betragen die Abweichungen vom vieljährigen Mittel
1854-2013 drei Grad. Aber auch die anderen Meere weisen teilweise
deutliche positive Temperaturanomalien auf.

Die Forscher sehen diese Entwicklung im Kontext mit der globalen
Klimaerwärmung. Denn nicht nur die Meeresoberflächen sind rekordwarm.
Das Jahr 2014 ist auch hinsichtlich der Lufttemperatur auf gutem
Wege, das wärmste in der Geschichte der Wetteraufzeichnungen zu
werden. Sowohl die Erwärmung der Meere als auch der Luft steht in
engem Zusammenhang mit den stetig steigenden Konzentrationen der
sogenannten "Treibhausgase". Darunter versteht man gasförmige Stoffe
in der Luft, die insbesondere durch menschliches Handeln (Industrie,
Kraftwerke, Treibstoffverbrennung usw.) in hohem Maße in die
Atmosphäre eingetragen werden und im System Erde-Atmosphäre einen
zusätzlichen Beitrag zur Erwärmung leisten.

Das Jahr 2014 schlägt damit womöglich ein neues Kapitel in der
Geschichte der vom Menschen beeinflussten, globalen Klimaveränderung
auf. Zumindest sehen viele Klimaforscher in diesem neuerlichen, sehr
deutlichen "Erwärmungsschub" das Ende einer jahrelangen Stagnation.
Zwischen 2000 und 2013 blieben die Wassertemperaturen nämlich auf
einem vergleichbar hohen Niveau, ohne signifikant weiter anzusteigen.
Ähnliches Verhalten zeigte auch die global gemittelte Lufttemperatur.


Die scheinbare Pause in der Klimaerwärmung wird im Fachjargon auch
als "Hiatus" (lat. für Kluft Schlund, Öffnung) bezeichnet. Betrachtet
man nun aber deutlich größere Zeitskalen, tauchen solche Phasen der
"stockenden Erwärmung" im Zuge des anthropogenen Klimawandels immer
wieder auf. Diese dauerten mehrere Jahre an, mitunter auch mehr als
ein Jahrzehnt. Die Tatsache, dass die Erwärmung längerfristig gesehen
aber offensichtlich nach wie vor Bestand hat, lässt die
Schlussfolgerung zu, dass ein "Hiatus" nicht im Widerspruch zur
globalen Klimaerwärmung steht. Die Gründe für die scheinbare
Erwärmungspause sind dabei noch nicht vollends erklärt. Eine Rolle
spielen beispielsweise Veränderungen der Sonnenaktivität, die
Umverteilung von Energie in den Ozeanen durch Anomalien in der
Luftmassenzirkulation ("El Nino") und Probleme bei der
Klimamodellierung aufgrund von großen Lücken im Messnetz.

Ob das auf globaler Ebene rekordverdächtige Jahr 2014 nun tatsächlich
einen neuen Zeitabschnitt mit weiterer Erwärmung der globalen
Meeresoberflächen- und Lufttemperatur einläutet, wird man erst in
einigen Jahren mit Gewissheit sagen können.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD