Facebook Twitter
07. November 2014 | Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Reif für den Winter

Wer heute schon früh aus dem Haus musste, wird sich vielleicht sehnlichst wieder zurück ins warme Bett gewünscht haben. Denn vielerorts war es ganz schön frisch, in der Mitte und im Süden Deutschlands wurden Lufttemperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt, vereinzelt auch darunter gemessen.


Die Autofahrer hatten aber neben einer kalten Nase noch mit anderen
Tücken zu kämpfen: Zum einen führten Reifablagerungen vereinzelt zu
glatten Straßen. Der ein oder andere mag sich jetzt vielleicht
fragen: Wie kann das passieren, obwohl es am gestrigen Tag doch gar
nicht geregnet hat?

Der Grund dafür ist recht einfach: Wenn in kalten Nächten die
Temperatur unter null Grad liegt und weiter absinkt, kann die Luft ab
einer bestimmten Temperatur die Feuchtigkeit nicht mehr halten und
der Wasserdampf gefriert (Resublimation). Diese Eisablagerung auf
trockenen Straßen führt also zur Reifglätte. Besonders anfällig sind
derzeit Brücken, da sie nicht vom warmen Erdboden geschützt, sondern
gänzlich von der kalten Luft umgeben sind und so schneller auskühlen.


Verbreiteter war aber nicht Reif das Problem, sondern Nebel. Darin
herrschten heute früh mancherorts so schlechte Sichten, dass
Nebelscheinwerfer und/oder Nebelschlussleuchten zum Einsatz kommen
mussten. Vielleicht ist dem ein oder anderen schon einmal
aufgefallen, dass im Scheinwerferlicht gut die flüssigen Tröpfchen im
Nebel zu erkennen sind. Wenn diese unterkühlten Wassertropfen vom
Wind an ein Hindernis geweht werden, frieren sie dort auf der Stelle
an (man sagt dazu auch "spontanes Gefrieren"). Das Ergebnis ist
Raureif. Dieser wächst übrigens in die Richtung, aus der der Wind
kommt.

Wer morgens kleine, klare Eiströpfchen auf der Autoscheibe sieht, hat
es meist mit gefrorenem Tau zu tun. Tau entsteht ähnlich wie Reif, nur
liegt die Lufttemperatur dabei über dem Gefrierpunkt, sodass sich der
Wasserdampf in Tröpfchen umwandelt und nicht direkt in Eis. (Kleine
Anmerkung: Reif kann also als "kalter Bruder des Taus" angesehen
werden).
Sinkt die Temperatur im Laufe der Nacht unter den Gefrierpunkt,
gefrieren die flüssigen Tautröpfchen.

Eindeutig zu unterscheiden von den oben genannten Ablagerungen ist
gefrierender Regen. Wenn warme Regentropfen auf eine kalte Oberfläche
treffen und gefrieren, ist oft ein dicker Eisfilm die Folge. In einem
solchen Fall sollte man sich über das Scheibenkratzen keine Gedanken
machen - besser lässt man das Auto wegen der erhöhten Glättegefahr
gleich stehen.


© Deutscher Wetterdienst