01. November 2014 | Dipl.-Met. Johanna Anger
Milder Start in den November
Etwa zehn Tage ist es her, dass der ehemalige Tropensturm GONZALO mit der Zufuhr kalter Luftmassen aus dem hohen Norden für den ersten Kaltlufteinbruch in diesem Herbst in Mitteleuropa sorgte und den Alpen Schneefall bis in die Täler brachte.
Aber die kältere Witterung war nur von kurzer Dauer, denn schon bald stellte sich erneut die Südwestströmung ein, die schon vor dem Kaltluftvorstoß vorherrschend war und ließ die Temperaturen wieder ansteigen.
Ob milde oder kalte Luft das Wetter bestimmt, steht und fällt also
mit der Windrichtung und die wird wiederum von der großräumigen
Luftdruckverteilung über Europa und den angrenzenden Meeren
vorgegeben. Bleiben eine großräumige Luftdruckverteilung und damit
ein bestimmtes Strömungsmuster über einen Zeitraum von mindestens
drei Tagen hinweg erhalten, so spricht man von einer Großwetterlage
(siehe auch http://www.dwd.de/lexikon -> Großwetterlage).
Wenn wir die Luftdruckverteilung über Europa nicht nur für die letzte
Oktoberdekade betrachten, sondern für die bisherigen Herbstmonate
September und Oktober, so fällt auf, dass in diesem Zeitraum über
Europa überwiegend solche Großwetterlagen dominierten, bei denen sich
Mitteleuropa meist in einer Strömung aus südlichen Richtungen befand
(http://www.dwd.de/GWL) und somit milde Luftmassen vorherrschten. So
ist es auch wenig verwunderlich, dass beide Monate in Deutschland
überdurchschnittlich warm ausfielen.
Im September befand sich beispielsweise über längere Zeiträume hinweg
hoher Luftdruck über dem Norden und Osten Europas. Demgegenüber stand
tiefer Luftdruck vor der Westküste Europas bzw. dem westlichen
Mittelmeerraum. Da Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel gegen den
Uhrzeigersinn und Hochdruckgebiete im Uhrzeigersinn umströmt werden,
resultierte daraus eine meist südöstliche Strömung, mit der warme
Luftmassen aus dem östlichen Mittelmeerraum und dem Südosten Europas
zu uns gelangten.
In der letzten Septemberwoche stellte sich die Großwetterlage
schließlich dahingehend um, dass nun Tiefdruckgebiete in rascher
Abfolge über den Norden Europas hinweg zogen, während sich hoher
Luftdruck ausgehend vom Azorenhoch bis nach Süd- und Mitteleuropa
ausweiten konnte. Daraus ergab sich eine klassische Westwetterlage,
mit der nun zwar frische Meeresluft vom Atlantik zu uns gelangte, die
aber aufgrund der relativ hohen Wassertemperaturen zu dieser
Jahreszeit dennoch mild war.
Auch im Oktober hatten kalte Luftmassen aus dem hohen Norden zunächst
keine Chance. Denn über dem Ostatlantik und dem Westen Europas
etablierte sich ein kräftiges und umfangreiches Tiefdruckgebiet. Auf
dessen Ostseite gelangten mit einer kräftigen südwestlichen Strömung
warme bis sehr warme Luftmassen subtropischen Ursprungs zu uns, die
zeitweise nochmals für sommerliche Temperaturen über 25 Grad sorgten.
Tief GONZALO zog zwar ebenfalls von Westen heran, so dass man sogar
noch einen weiteren Temperaturanstieg hätte erwarten können. Dies war
auch der Fall, allerdings nur für wenige Stunden. Das Tief zog dann
sehr rasch nach Osten weiter und rückseitig gelangte in breitem Strom
Kaltluft zu uns. Auch diese Phase dauerte aber wieder nur etwa zwei
Tage und nach Durchzug des Tiefs konnte sich relativ rasch wieder
eine westliche bis südwestliche Strömung einstellen.
...und nun das #Wetter am #Wochenende: Ausreichend Sonne und für einen Novemberbeginn recht mild. #Outdoor-Wetter? pic.twitter.com/m1kbhYgz8S
— DWD (@DWD_presse) 31. Oktober 2014
An dieser Südwestlage hat sich bis zum heutigen Novemberbeginn nichts
Grundlegendes geändert. Nach wie vor steuert ein umfangreiches Tief
mit Zentrum südlich von Island milde Luft zu uns. Für eine
zusätzliche Erwärmung der Luft sorgt trotz der bereits
fortgeschrittenen Jahreszeit noch die Sonneneinstrahlung -
vorausgesetzt der teils zähe Hochnebel löst sich auf, so dass wir
insbesondere an diesem Wochenende nochmals mit Höchsttemperaturen
über 15 Grad verwöhnt werden.
Aufgrund zunehmender Bewölkung wird es in der kommenden ersten
Novemberwoche zwar nicht mehr ganz so warm, insgesamt hält die
Südwestströmung aber weiter an. Eine signifikante Umstellung der
Großwetterlage und somit ein Kaltlufteinbruch sind weiterhin nicht in
Sicht.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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