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29. Oktober 2014 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Zäher Hochnebel

Am gestrigen Dienstag gab es in Teilen Mittel- und Süddeutschlands mal wieder ein Wetterphänomen zu beobachten, das den Meteorologen bei ihren Vorhersagen noch immer größere Kopfschmerzen bereitet:

der Hochnebel, der den Himmel in ein trübes Grau hüllt (siehe dazu auch das Offenbacher Webcam-Foto vom gestrigen Dienstagnachmittag). Auch für heute ist zu erwarten, dass sich dieser vor allem im Südosten Deutschlands den ganzen Tag halten kann. Was genau aber ist Hochnebel und was unterscheidet ihn vom bodennahen Nebel?

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Nebel tritt vor allem in den Herbstmonaten auf. In dieser Jahreszeit
werden die Nächte immer länger und der Temperaturrückgang ist stärker
als im Sommer. Dadurch ist die Luft schneller mit Wasserdampf
gesättigt, da kalte Luft nicht so viel Feuchtigkeit aufnehmen kann
wie warme. Bei Sättigung der Luft bleibt dem Wasserdampf nur noch
eine Möglichkeit: zu kondensieren. Es bilden sich also winzige
Wassertröpfchen, der Nebel entsteht. Der gleiche Vorgang geschieht im
Übrigen auch in einer Wolke. Nebel lässt sich somit auch als dem
Boden aufliegende Wolke bezeichnen.

Diese Form des herbstlichen Nebels wird als Strahlungsnebel
bezeichnet und ist dem Typus Abkühlungsnebel zuzuordnen. Weitere
Formen des Abkühlungsnebels sind Advektionsnebel und orografischer
Nebel. Neben dem Abkühlungsnebel gibt es noch Verdunstungs- und
Mischungsnebel. Im Herbst ist aber der Strahlungsnebel die
hauptsächlich auftretende Nebelart.

Schreitet der Herbst zeitlich gesehen weiter voran, tritt noch ein
weiterer "Nebeltyp" auf den Plan: der eingangs erwähnte Hochnebel.
Diese Sonderform des Nebels besteht aus einer gleichmäßigen,
tiefliegenden Wolkenschicht in etwa 500 bis 1000 m Höhe, sodass
Berggipfel durchaus aus der Wolkendecke herausschauen können und dort
dann sonniges Wetter vorherrscht. Im eigentlichen Sinne handelt es
sich also gar nicht um Nebel, sondern um eine nebelähnliche
Wolkenerscheinung.

Es gibt drei Möglichkeiten, wie sich Hochnebel bilden kann: durch
Abheben von Nebel vom Boden her, durch Kondensation innerhalb hoher
Dunstschichten oder wie aktuell durch Abkühlung wasserdampfreicher
Luft an einer Inversionsschicht (Umkehr der Temperaturabnahme mit der
Höhe). Genau diese kleinskaligen Prozesse in der sogenannten
Grenzschicht (Atmosphärenschicht, die bis etwa 1500 m Höhe reicht)
können auch von den heutigen Wettermodellen nur schwer aufgelöst
werden, was die Vorhersage so schwierig macht.


Die Zähigkeit des Hochnebels ist bei windschwachen
Hochdruckwetterlagen mitunter stark ausgeprägt. Zu Anfang des
Herbstes schafft es die Sonne meist noch, die Wolkendecke aufzulösen.
Ab etwa Mitte Oktober jedoch wendet sich bei immer niedrigerem
Sonnenstand das Blatt. Dann kann es mitunter für einige Tage trüb
sein und die Sonne ist nicht zu sehen.

Erst ab etwa Mitte März gewinnt die Sonne wieder die Oberhand. Die
länger werdenden Tage geben der Sonne mehr Kraft, sodass sich der
Hochnebel tagsüber immer häufiger auflöst, während er in den
Sommermonaten dann kaum noch anzutreffen ist.

Bis es soweit ist, gilt es erst einmal den restlichen Herbst und den
kommenden Winter zu "überstehen". Tage mit Dauergrau und tagsüber
kaum noch ansteigenden Temperaturen sind dann an der Tagesordnung.
Vielleicht schafft es die Sonne unter Zufuhr trocken-kalter
Festlandsluft aus Osten an einigen Wintertagen aber doch, dem Nebel
und Hochnebel den Garaus zu machen und schickt uns ein paar
Lebensgeister erweckende Sonnenstrahlen zur Erde.


© Deutscher Wetterdienst