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25. Oktober 2014 | M.Sc.-Met. Andreas Würtz

Wer hat an der Uhr gedreht?

In der kommenden Nacht ist es wieder so weit, die Sommerzeit geht zu Ende. Demzufolge wird die Uhrzeit am Sonntagmorgen um 03:00 MEZ (Mitteleuropäische Zeit) eine Stunde zurückgedreht.

Nun wird sich der Eine oder der Andere fragen: "Seit wann gibt es denn überhaupt diese alljährliche Zeitumstellung?" und "Was ist der Grund für die Einführung der Sommerzeit?". Diese Fragen sollen nun in einem kurzen geschichtlichen Überblick beantwortet werden.


Grundsätzlich wird die Winterzeit als "Normalzeit" angesehen.
Erstmals den Gedanken über die Einführung der Sommerzeit hatte der
US-Präsident Benjamin Franklin Ende des 18. Jahrhunderts. Sein
Gedanke war es, mit der besseren Ausnutzung des Tageslichts Kerzen
einzusparen. Dieser Vorschlag blieb jedoch ohne Berücksichtigung.

Auf dem europäischen Kontinent wurde eine Zeitumstellung erstmals vom
Geschäftsmann William Willett im Jahre 1907 gefordert. In seiner
Abhandlung "The Waste of Daylight" ("Die Verschwendung des
Tageslichts") schlug er vor, mit der Einführung einer Sommerzeit, bei
der die Uhren schrittweise um insgesamt 80 Minuten vorgestellt werden
sollten, Beleuchtungskosten einzusparen. Durch die bessere Ausnutzung
des Tageslichts seien so Kosteneinsparungen von etwa 2,5 Millionen
Pfund pro Jahr möglich. Sein Vorschlag wurde jedoch von der Politik
abgelehnt.

Farbig: Länder, die die Sommerzeit verwenden
Farbig: Länder, die die Sommerzeit verwenden


Im Jahre 1916 wurde seine Idee jedoch wieder aufgegriffen. Um das
Tageslicht besser zu nutzen, wurde die Zeitumstellung erstmals
während des ersten Weltkrieges, am 30. April 1916, in Deutschland
sowie in Österreich-Ungarn eingeführt. Kurz danach schlossen sich
auch Großbritannien und Irland der Sommerzeit an. Die
Aufrechterhaltung der Sommerzeit war jedoch nur von kurzer Dauer, da
sie ab 1919 vorerst wieder aufgehoben wurde.
Die erneute Einführung erfolgte im Kriegsjahr 1940. Eine Besonderheit
gab es in den Jahren 1940 bis 1942, da in diesem Zeitraum die
Sommerzeit durchgehend galt.
Nach Kriegsende im Jahr 1945 wurde die Sommerzeit durch die
Besatzungsmächte bestimmt, wobei in der sowjetischen Besatzungszone
sowie in Berlin zeitweise Sonderregelungen galten. 1949 endeten die
derzeitigen Sommerzeitregelungen, wodurch die Zeitumstellung ab 1950
auf unbestimmte Zeit ausblieb.

Die Wiedereinführung der Sommerzeit wurde 1978 im Bundestag der BRD
beschlossen. Nach Einigung mit der DDR trat die Sommerzeitregelung
sowohl in der BRD als auch in der DDR im Jahr 1980 wieder in Kraft.
Damit wollte man sich den westlichen Nachbarländern, die bereits 1977
aus energiepolitischen Gründen aufgrund der Ölkrise von 1973 die
Sommerzeit wieder eingeführt hatten, anpassen. Im Zeitraum zwischen
1981 und 1995 lag der Beginn der Sommerzeit auf dem letzten Sonntag
im März und endete am letzten Sonntag im September.

Seit 1996 gilt in der Europäischen Union eine einheitliche
Sommerzeitenregelung. Dies führte in Deutschland zu einer
Verlängerung der Sommerzeit um einen Monat. Seitdem endet die
Sommerzeit am letzten Sonntag im Oktober.

Bis heute wird nun unverändert jedes Jahr an den Uhren gedreht. Durch
die immer wiederkehrenden Diskussionen über Vor- und Nachteile,
könnte sich dies, wie schon in der Vergangenheit häufiger geschehen,
irgendwann vielleicht wieder ändern. .


© Deutscher Wetterdienst