17. Oktober 2014 | Dipl.-Met. Simon Trippler
Ein schöner Rücken kann auch entzücken
Das Wochenende steht bevor, und wie es in den vergangenen Tagen öfters schon angekündigt wurde, scheint der "Wettergott" uns zumindest in Süddeutschland zwei "tolle" freie Tage im Sinne von viel Sonnenschein und nochmals hohen Temperaturen bescheren zu wollen. Was aber hat der in der Schlagzeile erwähnte Rücken damit zu tun?
In der Regel wird bei einer Wettervorhersage die gesamte Troposphäre
betrachtet, die je nach Breitengrad unterschiedlich hoch ist. So
reicht diese Schicht am Pol im Durchschnitt etwa bis in 6 - 8 km
Höhe, bei uns bis in 10 - 12 km und am Äquator bis in 12 - 14 km,
teilweise sogar bis 17 km.
Um nun die dynamischen Vorgänge in der Höhe beurteilen zu können,
benutzt der Vorhersagemeteorologe oftmals sogenannte 500
hPa-Geopotenzial-Karten. 500 hPa entsprechen etwa der Hälfte des
Luftdruckes in Bodennähe. Auf diesen Karten sind Linien zu finden,
die Isohypsen genannt werden. Isohypsen verbinden Orte gleicher Höhe,
auf denen derselbe Luftdruck (hier 500 hPa) herrscht. Diese Höhe
wird Geopotenzial genannt und in den Karten in geopotenziellen
Dekametern (gpdm) angeben. Ein Wert von z. B. 552 gpdm entspricht
dabei einer Höhe von etwa 5500 Metern.
Je mehr "leichte" Warmluft nun in der Höhe vorhanden ist, desto höher
liegt das 500-hPa-Niveau. Bei kalter "schwerer" Luft liegt es
entsprechend niedriger. So ergeben sich analog zu einer
Bodendruckkarte Hochs und Tiefs, wobei der Meteorologe dann von
Höhenhoch und Höhentief spricht. Dreidimensional betrachtet entstehen
zwischen den Hoch- und Tiefzentren Wellenberge und Wellentäler (aus
Luft). Bei Wellentälern wird die Bezeichnung "Höhentrog" verwendet,
bei Wellenbergen spricht man von "Höhenrücken oder Höhenkeilen". Weil
diese Begriffe in der Wettervorhersage aber alltäglich sind, wird
unter Meteorologen oft die Bezeichnung "Höhen-" einfach weggelassen.
Am bevorstehenden Wochenende zeigt sich nun ein solcher Wellenberg
über Deutschland (siehe dazu auch die 500 hPa-Vorhersagen).
Dieser "schöne" Rücken hat zur Folge, dass in höheren Luftschichten
über uns eine absinkende Luftbewegung eingeleitet wird. Absinken
wiederum bedeutet, dass der Druck am Boden steigt, es dort also hohen
Druck gibt bzw. sich ein Hochdruckgebiet bildet. Mit dem Absinken
sind Wolkenauflösung und Erwärmung verbunden.
Die Zutaten für ein warmes und sonniges Wochenende sind also
angerührt, jetzt müssen sie nur noch richtig vermischt werden. Als
"Störenfried" wird aber wohl Tief "Margit I" vor der britischen Küste
fungieren. Ausläufer dieses Tiefs erreichen den Norden Deutschlands
und bringen dichte Wolken mit, wovon selbst in der Mitte Deutschlands
noch einige ankommen. Darüber hinaus gibt es am Samstag im
nordwestlichen Niedersachsen und in Schleswig-Holstein, am Sonntag
dann im gesamten Küstenumfeld zeitweise Regen, der sich Sonntagabend
sogar bis etwa zu einer Linie Rheinland - Vorpommern ausbreitet.
Als weitere "Störenfriede" könnten auch noch Nebel oder Hochnebel
auftreten, die sich im Herbst und Winter gerne in den langen klaren
Nächten bilden. Diese müssen - sofern vorhanden - morgens also erst
einmal von der Sonne aufgelöst werden. Mancherorts kann das etwas
länger dauern.
Sind Nebel und Hochnebel dann aber doch verschwunden, gibt es am
Samstag und Sonntag in Süddeutschland und zum Teil eben auch in der
Mitte heiteres oder sonniges Wetter bei nur lockeren Wolken. Die
Temperaturen erreichen am Samstag im Norden 16 bis 20 Grad, sonst 18
bis 22 Grad. Am Sonntag werden im Norden immerhin 17 bis 21 Grad,
nach Süden hin sogar 19 bis 24 Grad, örtlich vielleicht 25 Grad
erreicht. Die beste Gelegenheit, noch einmal einen Ausflug ins Grüne
zu unternehmen.
Ein weiterer Wermutstropfen ist aber auch schon zu erkennen. So fängt
der Rücken am Sonntag schon wieder an zu schwächeln und verzieht sich
allmählich nach Osten. Damit wird es zum Start der neuen Woche
überall wechselhafter bei allmählich immer weiter zurückgehenden
Temperaturen. Genießen Sie also den schönen Rücken, bevor "normales"
Herbstwetter Einzug hält.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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