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12. Oktober 2014 | Dipl.-Met. Christoph Hartmann

Der neunte Extremwetterkongress

Vom 06.- 10.10.2014 fand der neunte Extremwetterkongress (EWK) in der HafenCity Universität in Hamburg statt.

In diesem Jahr war einer der Schwerpunkte Klimawandel und Verkehr.
Alle Verkehrsträger sind vom Klimawandel (bereits) betroffen.
Vermehrte Extremereignisse, wie sie bei sich änderndem Klima erwartet
werden, zwingen die Verkehrsträger zu Anpassungsstrategien.
Die häufigeren Hochwasser der letzten Jahre und die Unwetter, die zum
Beispiel als kräftige Gewitter über uns hinwegziehen, haben uns die
Verwundbarkeit der Infrastruktur gezeigt.


Im Straßenverkehr fallen derzeit besonders die "Blow Ups" auf. Dabei
"platzen" bei großer Hitze die Betonfahrbahnen, die wir streckenweise
auf Autobahnen vorfinden. Dabei handelt es sich um bauphysikalische
Probleme, die bei hohen Temperaturen zutage treten.
Ansonsten müssen z.B. Ent- und Bewässerung, insbesondere in
versiegelten Gebieten, den zu erwartenden Extremen angepasst werden.

Auch die Windlast von Brücken muss den voraussichtlich zukünftig
kräftigeren und häufigeren Böen entsprechen. Bei der diesbezüglichen
Diskussion zeigen sich die unterschiedlichen Denk- und Arbeitsweisen
von Ingenieuren und Meteorologen. Die Meteorologen können den
selbstverständlichen Genauigkeitsansprüchen der Ingenieure bei Weitem
nicht entsprechen.

Beim Bahnverkehr ist die mangelnde Adaption der Klimaanlagen an das
aktuelle Klima hinreichend bekannt. Das für den Bahnverkehr
verlustreiche Elbe-Hochwasser 2013 und die tagelange Unterbrechung
der Infrastruktur nach dem Pfingstunwetter 2014 in
Nordrhein-Westfalen haben gezeigt, dass auch "DB Netz", die
Infrastruktursparte der Deutschen Bahn, sich durch diverse Maßnahmen
an die veränderten Gegebenheiten anpassen muss.

Bei der Schifffahrt sind insbesondere die Routenadaptionen wegen der
sich ändernden Eisverhältnisse zu erwähnen.

Beim Flugverkehr, der ja schon immer mit Extremwetter zu tun hatte,
könnte man die Sicherheit durch bessere Wetterinformation des
Cockpitpersonals erhöhen. Das ist aber weniger ein
meteorologisch-fachliches, sondern ein logistisches Problem, alle
derzeit verfügbaren Informationen bis ins Cockpit zu bringen.


Was den Einfluss des Flugverkehrs auf Wetter und Klima betrifft, so
trägt nach Erkenntnissen des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) der Flugverkehr überproportional zur vom Menschen
verursachten Klimaänderung bei. Er könnte zu geringfügig höheren
Kosten 50% seiner Klimawirkung, die durch die Abgase und deren
nachfolgenden chemischen Reaktionen entstehen, reduzieren.

Eine weitere Session des EWK beschäftigte sich am Beispiel von Orkan
"Xaver" im letzten Jahr mit der Problematik, wie Extremwetter vom
Computer ausgehend über den Meteorologen und die Redaktionen den
Medienkonsumenten erreicht. Es zeigt sich dabei, dass Journalisten
andere Erwartungen, Ideen und auch Begriffsdefinitionen zu einem
solchen Thema haben als Meteorologen.
Das Resultat erinnert daher bisweilen an das Spiel "Stille Post".

Das war ein kleiner Auszug aus dem umfangreichen Themenkatalog des
neunten Extremwetterkongresses. Wenn Sie mehr wissen wollen, schauen
Sie ins Netz unter "http://www.extremwetterkongress.de".


© Deutscher Wetterdienst