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03. Oktober 2014 | M.Sc.-Met. Anna Wieczorek

Das Brockengespenst und andere Nebelerscheinungen

Die aktuelle Wetterlage mit anhaltendem Hochdruckeinfluss sorgt dafür, dass Nebel zurzeit ein Thema ist und bis zum Wochenende auch bleibt. Bereits am vergangenen Montag (29.09.2014) wurde dessen Entstehung im Thema des Tages beschrieben. Heute soll es um besondere optische Erscheinungen gehen, die bei Nebel auftreten können.

Herrscht dichter Nebel vor, so kann ein aufmerksamer Beobachter mit
der Sonne im Rücken etwas ganz spezielles, nämlich das sogenannte
"Brockengespenst" (s.
Abbildung "A") entdecken. Der Schatten des Beobachters erscheint dann
stark vergrößert und dreidimensional. Da die Wolken- oder Nebelwand
keine glatte Oberfläche besitzt und ständig in Bewegung ist, bewegt
sich der Schatten gespenstisch hin und her, obwohl sich der
Beobachter selbst nicht bewegt.

Zum Vergrößern bitte klicken
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Somit wäre der zweite Teil des Begriffs erklärt. Der erste hängt
wahrscheinlich damit zusammen, dass auf dem Brocken das oben genannte
Phänomen zuerst beschrieben wurde. Trotz ca. 300 Nebeltagen im Jahr
tritt dort die Erscheinung nicht so häufig auf wie in den Alpen.
Allerdings ist auch eine andere Bezeichnung geläufig. Das sogenannte
"Sudelfeldmonster", benannt nach dem Sudelfeldpass in den Bayerischen
Alpen (1123 m ü. NN.), beschreibt aber dasselbe Phänomen.

Entsteht ein solches "Brockengespenst" oder "Sudelfeldmonster", so
kann häufig noch dazu eine farbige, ringförmige Leuchterscheinung um
den "Kopf" herum beobachtet werden. Diesen "Heiligenschein" nennt man
"Glorie" (s. Abbildung "B").
Die Glorie entsteht dadurch, dass an den winzigen Wassertropfen des
Nebels bzw. der Wolken (Berge in Wolken) die Sonnenstrahlen gestreut
und anschließend in die Spektralfarben aufgespalten werden.

Da der Schatten und damit auch die Glorie im Gegenpunkt der Sonne
entstehen, ist ein ganz bestimmter Blickwinkel notwendig. Der
Beobachter kann also eine Glorie um den Kopf des "Gespenstes" am
besten von einem erhöhten Standpunkt aus ausmachen. Je weiter die
Nebelwand vom Beobachter entfernt ist, desto kräftiger sind die
Farben und desto größer ist die Glorie. Dabei wird der Schatten des
Beobachters, also das Brockengespenst, kleiner.

Das Brockengespenst und vor allem die Glorie können vom Flugzeug aus
besonders gut beobachtet werden. Denn dann ist ein geeigneter
erhöhter Standpunkt gegeben. Hierbei gilt auch: Je weiter in diesem
Fall die Hochnebel- oder Wolkendecke vom Flugzeug entfernt ist, desto
kleiner wird zwar der Schatten des Flugzeuges, aber desto größer und
farbenprächtiger die Glorie.

Neben dem Brockengespenst und der Glorie lässt sich noch ein weiteres
optisches Phänomen im Nebel beobachten: der Nebelbogen (s. Abbildung
"C"). Dieser ist dem Regenbogen sehr ähnlich. Das Band des
Nebelbogens ist meistens doppelt so breit und erscheint nicht in den
typischen Regenbogenfarben. Die Wassertropfen im Nebel sind deutlich
kleiner als Regentropfen, sodass sich die Spektralfarben bzw.
einzelnen Farbanteile zu einem weißen Bogen überlagern. Auch hier
gilt die Devise: ein erhöhter Standpunkt, z.B. bei Bodennebel ein
Hügel, bewirkt eine bessere Beobachtung des optischen Phänomens.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD