20. September 2014 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz
"Ein Hoch, das deinen Namen trägt..."
Aus den Bodenwetterkarten ist diese Kombination wohl nicht mehr wegzudenken: Druckgebilde mit weiblichen und männlichen Vornamen. Der ein oder andere Name hat sich sogar in so manches Gedächtnis "eingebrannt". Man denke dabei zum Beispiel an die Orkantiefs LOTHAR oder KYRILL. Doch wie kam es eigentlich dazu, den Druckgebilden einen Namen zu geben und wie funktioniert eine solche "Taufe"?
Vorreiter diesbezüglich waren die USA. Der US-Wetterdienst begann im
2.Weltkrieg damit, Taifune, also tropische Wirbelstürme im Pazifik,
mit Vornamen zu versehen. Der Grund hierfür war recht simpel: Dadurch
konnte man deutlich leichter den Überblick über das aktuelle
Wettergeschehen behalten. Dies machte sich vor allem dann bezahlt,
wenn nicht nur ein, sondern gleich mehrere Taifune unterwegs waren.
Diese Vorgehensweise war so erfolgreich, dass man sich entschied, in
Zukunft auch Hurrikane (tropische Wirbelstürme über dem Atlantik) mit
Vornamen zu benennen.
In Deutschland vergingen noch einige Jahre, ehe man auch hier "das
Kind beim Namen nannte". 1954 schlug die damalige Studentin des
Instituts für Meteorologie der FU Berlin, Dr. Karla Wege, vor, den
Druckgebilden, die das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen, jeweils
einen Vornamen zu geben. Seitdem vergibt das meteorologische Institut
der FU Berlin diese Vornamen und zwar in alphabetischer Reihenfolge,
d.h. man beginnt bei "A", endet bei "Z" und startet danach wieder
einen neuen Durchgang. Neben dem US-Wetterdienst ist die Freie
Universität Berlin bis heute weltweit die einzige Einrichtung, die
Namen für Hoch- und Tiefdruckgebiete vergibt.
Jahrzehntelang bekam von der Praxis dieser Namensvergabe allerdings
kaum jemand etwas mit, denn das mediale Interesse daran war nicht
gerade groß. Erst als Ende Februar 1990 mit VIVIAN und WIEBKE gleich
zwei Orkantiefs kurz hintereinander in Deutschland und Umgebung
wüteten, wurden die Medien auf die Benennung der Druckgebilde
aufmerksam. Seither sind Vornamen für Hochs und Tiefs aus Zeitungen,
Radio und Fernsehen kaum noch wegzudenken.
In den darauffolgenden acht Jahren geriet die Namensvergabe dann
allerdings zunehmend in die Kritik. Bis dato war es nämlich üblich,
Tiefdruckgebieten stets weibliche und Hochdruckgebieten männliche
Vornamen zu verpassen. Die damit einhergehenden Diskussionen führten
schließlich dazu, dass es seit 1998 auf den Wetterkarten fair zugeht.
In ungeraden Jahren besitzen die Tiefs männliche und die Hochs
weibliche Vornamen. In geraden Jahren (wie in diesem) ist es genau
umgekehrt.
Im November 2002 entstand dann die Aktion Wetterpate. Dabei werden
die alphabetischen Namenslisten nicht mehr allein vom
meteorologischen Institut der FU Berlin, sondern mit Unterstützung
der Bevölkerung erstellt. Das bedeutet, dass Sie seitdem die
Möglichkeit haben, Wetterpate zu werden und ein Druckgebilde selbst
zu benennen. Somit können Sie aktiv in das Wettergeschehen
eingreifen, naja, zumindest auf der Wetterkarte. Allerdings gilt hier
wie bei so vielem: "Ohne Moos nix los!". Die "Taufe" eines Tiefs
kostet 199,- und die eines Hoch 299,-EUR. Das Geld kommt der
studentischen Wetterbeobachtung an der Wetterstation Berlin-Dahlem zu
Gute, die seit März 2002 für die ununterbrochene Fortführung einer
der längsten Beobachtungsreihen der Welt sorgt.
Sicherlich wird sich nun der ein oder andere fragen, warum ein Hoch
teurer ist als ein Tief. Das liegt nicht etwa daran, dass mit hohem
Luftdruck häufig ruhiges Wetter und Sonnenschein verbunden ist,
sondern daran, dass Hochdruckgebiete im Allgemeinen beständiger und
somit auch länger auf der Wetterkarte zu sehen sind als Gebiete
tiefen Drucks. Im Schnitt werden pro Jahr etwa 50 bis 60 Hochs und
130 bis 150 Tiefs "getauft".
Falls Sie auch einmal Wetterpate werden möchten oder sich einfach nur
dafür interessieren, wie die nächsten Hochs und Tiefs heißen werden,
die das Wetter in Mitteleuropa beeinflussen, finden Sie unter
http://www.wetterpate.de alle nötigen Informationen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: FU-Berlin
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