19. September 2014 | Dipl.-Met. Martin Jonas
Teilung
Schottland hat entschieden. Und die Mehrheit hat mit "Nein" gestimmt. Damit bleibt "Groß-Britannien" groß und ungeteilt.
Vielleicht hätten sich die Wahlberechtigten auf der Insel ja für eine Veränderung entschieden, wenn sie über ihr Wetter hätten abstimmen können. Schließlich gilt dieses bei den Untertanen ihrer Majestät - diplomatisch formuliert - als durchwachsen. Aber auch diesbezüglich bleibt es auf der Insel wie gehabt: speziell in Schottland milde Winter und teils mäßig warme Sommer, und dabei sind manche Ecken auch noch ziemlich regenreich.
Die armen TV Kollegen: Nebel wird immer dichter. Nix mit Panoramahintergrund. #Scotland pic.twitter.com/nBc28YeSjH
— Elisa Simantke (@VonElisa) 18. September 2014
Aber mit dem Finger auf die Nachbarn zeigen ist bezüglich des
Niederschlages nicht angebracht. Schließlich ist die vieljährige
mittlere Regensumme im schottischen Edinburgh mit etwa 625 mm (Liter
pro Quadratmeter) etwa so hoch wie die im sächsischen Hoyerswerda.
Und dass in Glasgow 1110 mm Niederschlag im Jahr fallen, löst bei den
Bewohnern von Zwiesel im Bayerischen Wald nur ein Schulterzucken aus.
Schließlich werden dort im vieljährigen Mittel ebenfalls recht
ergiebige 1130 mm gemessen. Was wir daraus lernen? Die
klimatologische Kluft zwischen den Britischen Inseln und dem
westeuropäischen Festland ist bezüglich der Niederschläge gar nicht
so groß wie man oft denkt, eine klare (Unter-) Teilung sogar eher
schwierig.
Zumal es auch in Deutschland zeit- und gebietsweise richtig nass
zugehen kann, was in der vergangenen Nacht im Ruhrgebiet mal wieder
zu erleben war. Die Grafik zeigt die in den 12 Stunden von gestern Abend um 20
Uhr bis zum heutigen Freitagmorgen um 8 Uhr gemessenen
Niederschlagsmengen. Unwetter durch schwere Gewitter sind vor allem
im östlichen Ruhrgebiet und den angrenzenden Regionen beobachtet
worden. Dabei ist der Spitzenreiter im offiziellen DWD-Messnetz die
Station Lünen-Seseke mit 69 mm.
Typisch für Schauer und Gewitter ist dabei, dass die Niederschläge in
kurzer Zeit fallen. Entsprechend haben auch die 1-stündigen
Niederschlagssummen einiges zu bieten. In Waltrop-Abdinghof
verzeichnete der Regenmesser zwischen 23 Uhr und Mitternacht 32 mm,
immerhin 24 mm waren es im gleichen Zeitraum in Westerholt und dem
oben schon erwähnten Lünen-Seseke. Auch typisch für Schauer und
Gewitter: Die Zugbahnen sind anhand der Niederschlagsmengen oft klar
vom Umland abzutrennen. So kann man Nordrhein-Westfalen bezüglich der
Niederschläge der vergangenen Nacht in 3 Regionen unterteilen.
Südlich einer Linie Düren - Dormagen - Arnsberg fielen oft nur wenige
mm Regen, die Hauptniederschläge deckten einen Streifen vom
Niederrhein über das Ruhrgebiet nach Ostwestfalen ab, und nördlich
von Münster blieb es dann sogar trocken.
Auch wenn man ganz Deutschland betrachtet bleibt das Wetter
"ungerecht". Folglich kann man Deutschland heute in 3 Wetterzonen
unterteilen, zwei sonnige Gebiete im Nordosten und Südosten und ein
großes "Restgebiet" mit wechselhaftem Wetter, in dem es verbreitet zu
Schauern und Gewittern kommt, die weiterhin auch kräftig ausfallen
können.
Im Gegensatz zu Deutschland präsentiert sich das Vereinigte
Königreich bezüglich des Wetters aktuell gänzlich ungeteilt: Überall
grau und trüb, regnerisch und Höchstwerte um 20 Grad - genauso, wie
man sich das Wetter auf den Britischen Inseln eben vorstellt.
© Deutscher Wetterdienst
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