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14. September 2014 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Der Tag der Entscheidung - heiter bis wolkig oder bedeckt?

Heute und die nächsten Tage rücken wieder diverse Abstimmungen in den europäischen und deutschen Fokus und verdrängen zumindest vorübergehend die Krisen in Nahost und Osteuropa von den Titelseiten.

In Deutschland werden heute gleich in zwei Bundesländern neue Landtage gewählt. Sowohl in Thüringen als auch in Brandenburg stimmen die Bürger über die politische Zukunft des Landes ab. Wer schließlich auf der Sonnenseite landet und bei welcher Partei am Ende dunkle Wolken aufziehen, entscheidet sich heute Abend und in der Nacht auf Montag. Der europäische Blick richtet sich heute nach Schweden. In den kommenden Tagen kommt dann auch Schottland in den Fokus. Während die Schweden über ein neues Parlament abstimmen, wird in Schottland ein weiterreichendes Referendum durchgeführt. Dort entscheiden die Bürger über die Abspaltung vom Vereinigten Königreich und somit über nachhaltige Veränderungen in der europäischen Politik.


Auch beim Wetter zanken sich verschiedene Drucksysteme um die
Vormachtstellung in Europa. Auf der einen Seite erstreckt sich das
Hochdruckduett um Helmut und Ingemar heute von den Britischen Inseln
bis nach Nordrussland und kann somit seinen Einfluss vor allem in
Nordeuropa zunehmend vergrößern. Helmut und Ingemar sind dabei Namen,
die in Mittel- bzw. Nordeuropa ihren Ursprung haben. Während der Name
Helmut aus dem Deutsch-Österreichischen Raum stammt und der Deutung
nach "heil" bzw. "gesund" oder "hiltja" bzw. "Kampf" (altdeutsch)
bedeutet, hat der zweigliedrige Name Ingemar seine Wurzeln in
Schweden und beruht nach der germanischen Mythologie auf dem
Stammesgott "Ingwio" sowie dem Wort "mari" (berühmt).

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Auf der anderen Seite bestimmt zunächst Tief Dagmar noch größtenteils
das Wetter in Teilen Ost- sowie Südosteuropas, bevor im weiteren
Verlauf der Woche ein neuer ausgeprägter Tiefdruckwirbel über dem
Ostatlantik die Wetterküche im Bereich der Iberischen Halbinsel
anheizt. Auch der Name Dagmar ist germanischer Herkunft und tritt
besonders häufig in Dänemark auf. Im Dänischen wird diesem Namen
volksetymologisch oft die Bedeutung "berühmter Tag" (von "dag" für
Tag und "meri" für berühmt) beigelegt.

Ob nun das Hochdruckduett im weiteren Verlauf seinen Namen alle Ehre
macht und über einen fairen Kampf der Luftmassen "Gesundheit" bringt
und somit als "berühmtes" Duett in die Wettergeschichte eingeht oder
ob doch eher Dagmar und deren "Tage" mit gewittrigen und teils länger
anhaltenden Regenfällen "berühmt" werden, wird sich in den nächsten
Tage zeigen. Vielleicht kann aber auch der noch namenlose
Tiefdruckwirbel über dem Ostatlantik nachhaltig von sich reden
machen.


Deutschland befindet sich dabei im Grenzbereich der Drucksysteme.
Damit verbunden kann sich über Deutschland eine Luftmassengrenze
ausbilden, die wärmere und feuchtere Luft im Südwesten von
trockenerer Luft im Nordosten trennt. An der Grenze selbiger
entwickeln sich kräftige schauerartige, teils auch gewittrige
Niederschläge. Am heutigen Sonntag sorgen dichte Wolken und
Regenfälle vor allem in Brandenburg für einen nassen Wahlgang. Aber
auch in Thüringen kann sich die Sonne nicht gegen die hochnebelartige
Bewölkung durchsetzen. Stattdessen nieselt es häufig. Im Tagesverlauf
sind dann dort einzelne Schauer und Gewitter zu erwarten. Für welche
Parteien dieses Wetter schließlich ein "Omen" ist, wird sich zeigen.

Auch die wählenden Bürger in Schottland und Schweden müssen Ihre
Stimme bei meist grauem Himmel abgeben. Zwar liegen die Britischen
Inseln und Skandinavien im Einflussbereich von Hoch Helmut, doch
durch die südöstliche Strömung kann genügend Feuchte von der Nordsee
und Ostsee nach England, Schottland und Schweden transportiert
werden. Zeitweise sollte sich jedoch bei überwiegend trockenen
Verhältnissen auch die Sonne blicken lassen. Die größeren
Sonnenanteile verbuchen aber auf jeden Fall der englische Bereich der
Britischen Inseln sowie die südlichen Teile Schwedens. Ob am Ende
auch das Vereinigte Königreich lacht, liegt demnächst allerdings in
den Händen von etwa 5,3 Millionen Schotten.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD