21. Juli 2014 | Dipl.-Met. Adrian Leyser
"Paula" hält den Süden in Atem
Die schon seit einigen Tagen vom Deutschen Wetterdienst über alle Kanäle angekündigten Unwetter sorgen seit Sonntagnachmittag für einige "Turbulenzen" im Süden und Westen Deutschlands.
Insbesondere südwestlich einer Linie vom Emsland bis zum Bayrischen Wald führen wiederholt auftretende und teils sehr kräftige Gewitter und schauerartige Regenfälle zu hohen Niederschlagssummen. Sowohl hinsichtlich des Starkregens in kurzer Zeit als auch des Dauerregens über einen längeren Zeitraum wurde und wird das Unwetterkriterium gebietsweise erfüllt. Eng begrenzt sind es aber auch Hagel und Sturmböen, die eine Unwetterwarnung rechtfertigen.
Im Schwarzwald und entlang des Oberrheins ging es ganz besonders
heftig "zur Sache". Bis heute Morgen (8 Uhr MESZ) registrierten
beispielsweise die Messstationen Kehl-Odelshofen eine 12-stündige
Niederschlagssumme von 88,8 l/qm, Malsburg-Marzell 76,7 l/qm und
Emmendingen-Mundingen 60,4 l/qm. Während dessen sorgten heftige
Gewitter in Teilen Nordrhein-Westfalens am Sonntag für enorme
Regenmengen in kurzer Zeit. So fielen in Westerholt zwischen 18 und
19 Uhr 28 l/qm und in der Stunde zuvor in Gelsenkirchen-Buer 25 l/qm.
Verantwortlich für die Unwetterlage ist Tief "Paula", das sich mit
seinem Kern von Benelux über die mittleren und südlichen Landesteile
ostwärts verlagert. Die Luft wird dabei entgegen dem Uhrzeigersinn um
"Paula" herumgeführt. Dabei gelangen unterschiedliche Luftmassen nach
Deutschland. In den Westen und Süden werden mit einer Strömung aus
westlichen Richtungen sehr feuchte Luftmassen herangeführt, in denen
sich die kräftigen Gewitter und intensiven Regenfälle entwickeln
können. In den Norden und Osten fließt dagegen deutlich trockenere
Luft ein, sodass sich dort das weitestgehend sonnige Hochsommerwetter
fortsetzt.
Interessant ist nun die weitere Entwicklung. Tief "Paula" wird sich
bis Dienstag weiter ostwärts verlagern, sodass die Strömung auch im
Westen und Süden allmählich auf nördliche bis östliche Richtungen
kippt. Somit kann die trockenere Luft vor allem im Westen an Raum
gewinnen und die feuchtere nach Süden und Osten abdrängen. Dies
geschieht allerdings nur sehr gemächlich und auch nicht in vollem
Umfang, wodurch besonders Baden-Württemberg, Bayern und Teile der
Mitte bis in den Dienstag hinein weiterhin in den "Genuss" länger
anhaltender, teils schauerartig verstärkter und gewittriger
Regenfälle kommen. Auch schwere Gewitter mit Starkregen, Hagel und
Sturmböen müssen nach wie vor ins Kalkül gezogen werden. Der
Schwerpunkt der intensivsten Niederschläge befindet sich dabei nach
derzeitigem Stand im Süden Baden-Württembergs sowie in Schwaben,
Ober- und Niederbayern. Dabei kommen ab Montagabend vielfach zwischen
20 und 35 Liter Regen auf den Quadratmeter binnen 6 Stunden zusammen.
Lokal und begünstigt durch Staueffekte an den Alpen sind sogar
unwetterartige Starkregenfälle (über 35 l/qm in 6 Stunden) bzw.
unwetterartiger Dauerregen (über 40 l/qm in 12 Stunden) nicht
ausgeschlossen. Der Regen lässt im weiteren Verlauf nur zögerlich
nach, sodass Gesamtniederschlagsmengen zwischen 50 und 80, eng
begrenzt bis zu 120 l/qm bis Dienstagabend erreicht werden.
Die gute Nachricht zum Schluss: Ab Wochenmitte sind zumindest flächig
gesehen auch im Süden die intensivsten Entwicklungen überstanden.
Doch während der Norden und auch Teile der Mitte Deutschlands
zunehmend unter den Einfluss eines Hochdruckgebietes über
Skandinavien kommen und überwiegend trockenes und nur vereinzelt zu
Wärmegewittern neigendes Wetter erwarten darf, bleibt vor allem im
Süden weiter etwas feuchtere Luft erhalten. Dadurch ist das
Gewitterpotenzial sowohl bezüglich der räumlichen Ausdehnung als auch
der Intensität dort insgesamt erhöht. Über ein sommerliches
Temperaturniveau (meist 25 bis 30 Grad) können sich indes aber alle
in Deutschland freuen.
© Deutscher Wetterdienst
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