Facebook Twitter
Drucken
12. Juli 2014 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Eine ereignisreiche Woche endete mit zahlreichen Paukenschlägen!

Der Begriff Unwetter dominierte über Tage hinweg die Medien. Ob Dauer- oder Starkregen, die Niederschlagsmengen erreichten außergewöhnlich hohe Werte. Teilweise fiel in dieser Woche der komplette Monatsniederschlag, örtlich wurde sogar schon die doppelte mittlere Monatsmenge erreicht.

Ausschlaggebend für die starken und teilweise auch länger anhaltenden
Niederschläge war ein ausgeprägtes Höhentief, das sich von Island bis
in den Mittelmeerraum erstreckte und sich im weiteren Wochenverlauf
über dem Balkan von der Höhenströmung abschnürte. An dessen Ostflanke
wurden wiederholt kleine Bodentiefdruckgebiete vom Mittelmeerraum
über die Ostalpen hinweg nach Deutschland geführt. Im Gepäck führten
diese sehr warme und feuchte Luft mit sich, die Deutschland von
Nordosten her flutete. In den Süden floss vorab aus Westen kühlere
Luft ein. Insbesondere im Grenzbereich der Luftmassen traten dabei
stärkere und teils auch länger anhaltende Niederschläge auf. Aber
auch in der warmen und sehr labil geschichteten Luft, die sich bis
zum heutigen Samstag in die südlichen Landesteile ausbreitete,
entwickelten sich zahlreiche heftige Schauer und Gewitter.

Die Graphik zeigt die räumliche Verteilung des Niederschlags. Die höchsten Werte sind in einem Streifen über die Mitte des Landes erreicht worden.
Die Graphik zeigt die räumliche Verteilung des Niederschlags. Die höchsten Werte sind in einem Streifen über die Mitte des Landes erreicht worden.


Neben einzelnen stürmischen Böen und kleinkörnigem Hagel war der
Niederschlag häufig der schadenträchtige meteorologische Parameter.
Dabei fielen innerhalb von vier Tagen von Dienstagmorgen bis
Samstagmorgen in Balderschwang (Bayern) 164 Liter Regen pro
Quadratmeter. Im hessischen Bad Hersfeld waren es im gleichen
Zeitraum 142 Liter. Insgesamt meldeten über 25 Stationen
Niederschlagsmengen von über 100 mm.

In den betrachteten Regionen setzten sich die Regenmengen vielerorts
aus länger anhaltenden Niederschlägen entlang der Luftmassengrenze in
der Nacht auf Mittwoch sowie kräftigen Gewittern am Donnerstag und
Freitag zusammen. An den Alpen kamen zudem Staueffekte hinzu. Hier
wurde die Luft von Norden gegen die Alpen gedrückt, wo sie zum
Aufsteigen gezwungen wurde.

Grundsätzlich führten jedoch die ergiebigen Regenmengen, die in
kurzer Zeit fielen, zu größeren Schäden. Während länger andauernder
Regen meist "nur" die Flüsse füllt und örtlich zum Überlaufen bringt,
kann heftiger Starkregen in kurzer Zeit ganze Stadtteile und
Straßenzüge unter Wasser setzen. Meist kann das Abwassersystem die
hohen Mengen an Wasser nicht fassen. Zudem neigen sie dazu, durch die
vom Wasser mitgeführten Äste oder Müll zu verstopfen. In der Folge
füllt das Wasser Keller und Unterführungen. Kleine Bäche werden in
kurze Zeit zu einem reißenden Strom. Ist das Wasser wieder weg,
bleiben häufig nur brauner Matsch, Müll und große Schäden an Häusern
und Infrastruktur.


Besonders betroffen waren am Freitag Wiesbaden (Hessen), wo bis zu 48
Liter Regen in nur einer Stunde fielen, sowie Ohlsbach und
Durbach-Ebersweier (Baden-Württemberg), die bis zu 55 Liter pro
Quadratmeter innerhalb von drei Stunden verzeichneten. Jedoch wurden
auch dort Stundenwerte von teils deutlich über 40 Liter erreicht.
Heftige Gewitter entluden sich gestern zudem auch in NRW, Sachsen
oder Bayern. Dabei fielen zum Beispiel innerhalb einer Stunde in
Lohr am Main (Bayern) 38 Liter, in Coesfeld (NRW) 39 Liter und in
Sankt Egidien-Kuhschnappel (Sachsen) 29 Liter pro Quadratmeter. Am
Donnerstag belegten die Stationen Nidderau-Erbstadt (Hessen) und
Peterslahr (Rheinland-Pfalz) mit 39 l/qm sowie Essen-Bad Brockhausen
(Niedersachsen) mit 38 l/qm die Spitzenplätze in der stündlichen
Rangliste. Auf der Zeitskala von 3 bzw. 6 Stunden wurden diese Orte
jedoch von Bad Hersfeld deutlich überboten. Dort sorgten gleich
mehrere kräftige Gewitterzellen zu 50 Liter Regen pro Quadratmeter in
drei Stunden bzw. knapp 65 Liter innerhalb von 6 Stunden.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD