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01. Juli 2014 | Dipl.-Met. Sabine Krüger

Farbenprächtiges am Himmel - Zirkumhorizontalbogen

Der Himmel bietet häufig ganz besondere Wolkenbilder und manchmal kann man sich besonders glücklich schätzen, nämlich dann, wenn besondere Leuchterscheinungen zu sehen sind.

Einen solchen Moment konnten aufmerksame Beobachter am vergangenen Donnerstag zum Beispiel im Stuttgarter Raum beobachten und zum Teil auch bildlich festhalten.
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Man sieht eine ganz besondere Haloerscheinung - und zwar den
Zirkumhorizontalbogen.

Unter dem Begriff Halo ist eine Gruppe optischer Phänomene von
Ringen, Bögen, Flecken oder Säulen gemeint, die durch Spiegelung
(Reflexion) und Brechung (Refraktion) von Licht an in der Luft
schwebenden Eiskristallen entstehen. Welche Erscheinung an welcher
Stelle des Himmels auftritt, hängt von der Größe und Orientierung der
Eiskristalle sowie vom Winkel, unter dem das Sonnenlicht auf die
Kristalle trifft, ab. Die Eiskristalle, die Voraussetzung für das
Entstehen von Halos sind, findet man in Cirruswolken. Dabei handelt
es sich um Wolken, die in unseren Breiten in einer Höhe von 8 bis 12
km auftreten und umgangssprachlich auch als Schleierwolken bezeichnet
werden.

Der Zirkumhorizontalbogen im Besonderen entsteht an horizontal, also
waagerecht ausgerichteten Eiskristallen. Die Eiskristalle sind
sogenannte Plättchen - flache Prismen mit einer sechseckigen
Grundfläche. Bei der Entstehung des Zirkumhorizontalbogens muss die
Sonne sehr hoch am Himmel stehen, so dass der Sonnenstrahl in eine
Seitenfläche des Eiskristalls eintreten und an der unteren
Basisfläche wieder austreten kann. An den Grenzflächen von
Eiskristall und Umgebungsluft wird der Sonnenstrahl gebrochen. Die
unterschiedlichen Anteile des Sonnenlichtes werden dabei verschieden
stark abgelenkt, so dass das sichtbare, weiße Sonnenlicht in seine
Farbanteile aufgespalten wird. Damit entsteht eine regenbogenfarbene
Leuchterscheinung.
Wie bereits erwähnt, ist eine der Hauptbedingungen für die Entstehung
eines Zirkumhorizontalbogens ein sehr hoher Sonnenstand. Erst ab
einer Sonnenhöhe von 57,8 ° zeigt sich der Bogen unterhalb der Sonne
am Horizont. Im Norden Deutschlands besteht daher nur an wenigen
Tagen um die Sommersonnenwende die Möglichkeit, einen
Zirkumhorizontalbogen zu sehen. In Richtung Bayern und
Baden-Württemberg sind die Voraussetzungen der Sonnenhöhe von Anfang
Mai bis Anfang August gegeben. Allerdings beträgt auch hier der
maximale Sonnenstand nur 65 °, die maximale Helligkeit erreicht der
Zirkumhorizontalbogen jedoch erst bei einer Sonnenhöhe von 67,9 °.
Deshalb ist er in Deutschland nie in seiner vollen Pracht und
Farbigkeit zu sehen. Je weiter man auf der Nordhalbkugel also nach
Süden kommt, umso eindrucksvoller kann der farbenprächtige Bogen sein
und auch die Häufigkeit seines Auftretens steigt deutlich an.

Auch wenn der Zirkumhorizontalbogen nicht überall beobachtet werden
kann, lohnt doch immer ein Blick gen Himmel...



© Deutscher Wetterdienst

Bild: Tobias Krüger