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27. Juni 2014 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Wechselhaft zum Siebenschläfer

Der erste Monat des meteorologischen Sommers neigt sich dem Ende. Deutschlandweit beständiges und hochsommerlich warmes Wetter blieb nahezu völlig aus. Vielmehr manifestierte sich im Monatsverlauf eine Zweiteilung.

Eine zumindest über längere Phasen trockene und sonnige Südhälfte steht einer Nordhälfte gegenüber, die über weite Strecken mit wechselhaftem, feuchtem und kühlerem Wetter vorlieb nehmen musste. Das in den nächsten Tagen anstehende, ebenfalls wechselhafte und wenig sommerliche Wetter treibt vor allem denjenigen Menschen Schweißtropfen auf die Stirn, die an Bauernregeln glauben und sich sonnig warmes Hochsommerwetter wünschen.

Heute ist Siebenschläfertag. Und die Regel besagt:
Heute ist Siebenschläfertag. Und die Regel besagt: "Regnet's am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag."


Am heutigen 27. Juni ist nämlich Siebenschläfertag. Ein sogenannter
meteorologischer Lostag. Eine weitläufig bekannte Bauernregel besagt,
dass das Wetter, wie es sich am Siebenschläfertag darstellt, noch
über mehrere Wochen bestand haben wird. Meteorologen nehmen diese
Bauernregel durchaus ernst, wobei sie nicht das Wetter an einem
einzigen Tag als Entscheidungskriterium heranziehen, sondern im
Wesentlichen den Wetterverlauf Ende Juni bis Anfang Juli. Dies ist
aus wissenschaftlichen Gründen, aber auch allein schon aufgrund der
Tatsache, dass die Kalenderreform durch Papst Gregor XIII. im Jahr
1582 eine Verschiebung des Lostages herbeiführte, vernünftig. Die so
definierte Siebenschläferregel weißt in statistischen Auswertungen
eine Trefferquote zwischen 62 und 70 Prozent auf, mit Ausnahme
Norddeutschlands. Dort trifft die Regel nicht in diesem Maße zu.
Nichtsdestotrotz sind diese Zahlen für eine Bauernregel durchaus
bemerkenswert und auch kein Zufall. Tatsächlich stellt sich in diesem
Zeitraum oft eine Großwetterlage (mittlere Luftdruckverteilung in
Meereshöhe und der mittleren Troposphäre in einem großen Gebiet und
über die Dauer mehrerer Tage) ein, die eine hohe Erhaltungsneigung
aufweist. Allerdings ist dabei Vorsicht geboten. Bei
wissenschaftlichen Untersuchungen zeigte sich, dass die
Siebenschläferregel auf wechselhafte und kühle Westwetterlagen eher
zutrifft, als auf stabile Hochdruckwetterlagen. Letztere zeigten nur
selten eine vergleichbar lange Andauer, wie sie von der
Siebenschläferregel vorgegeben wird.

Wie sieht es nun in den kommenden Tagen aus? Die Wetterlage stellt
sich derzeit um. Die Strömung kippt sowohl am Boden als auch in
höheren Luftschichten auf Südwest, in der neuen Woche gar zeitweise
auf West. Vom Atlantik her ziehen wiederholt Tiefdruckausläufer bis
nach Mitteleuropa und sorgen mit feuchter und wolkenreicher Luft für
einen wechselhaften Wettercharakter. Vor allem von Samstag bis Montag
muss mit Schauern und kräftigen Gewittern gerechnet werden,
gebietsweise fällt sogar ergiebiger Regen. Zudem geht die Temperatur
wieder etwas zurück und wird sich bis Ende der kommenden Woche mit
hoher Wahrscheinlichkeit nicht wieder auf ein sommerliches Niveau
erholen können.

Bleibt für die Sonnen- und Wärmeliebhaber zu hoffen, dass sich in
diesem Jahr die statistisch gesehen 30-prozentige Wahrscheinlichkeit
des Nichteintreffens der Siebenschläferregel bewahrheitet. Oder man
stützt sich auf die oft bemühte Floskel, dass das Wetter eh seine
"eigenen Gesetze" hat.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: © Almgren - Fotolia.com