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30. Mai 2014 | Dipl.-Met. Adrian Leyser

Rückblick auf turbulente Tage

In den vergangenen Tagen gab es in Deutschland immer wieder unwetterartige Wettererscheinungen. Nun kommt die Atmosphäre aber vorübergehend zur Ruhe.

Hoch VINKO über Nordeuropa streckt seine Fühler in Richtung Deutschland aus und führt trockene Luft aus Nordosten heran. Letzte Regenfälle ziehen sich am heutigen Freitag an den Alpenrand zurück und lassen auch dort allmählich nach. Über das Wochenende erwartet uns daher überwiegend ruhiges, niederschlagsfreies Wetter und auch der Sonnenschein kommt nicht zu kurz. Einzig ganz im Osten und Südosten muss weiterhin mit einem erhöhten Schauerrisiko gerechnet werden.

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Im Vergleich zu den "Brummern", die Deutschland die letzten Tage
heimgesucht haben, werden diese Schauer und kurzen Gewitter eher
mickrig daher kommen. Bereits vergangenen Donnerstag, Freitag und
Samstag (22.-24. Mai) entwickelten sich zunächst in der West-, später
auch in der Osthälfte heftige Gewitter (siehe Thema des Tages vom 23.
Mai). Neben extrem heftigem Starkregen traten örtlich schwere
Sturmböen um 100 km/h und bis zu 3 Zentimeter großer Hagel auf.
Ursächlich für diese Unwetter war eine heiße und zudem recht feuchte
und damit energiereiche Luftmasse, die in einer kräftigen südlichen
Strömung herangeführt wurde und sich ab Donnerstag schließlich
"entzünden" konnte.

Nachdem die Ausläufer eines Tiefs über den Britischen Inseln
Deutschland bis zum Sonntag (25. Mai) vollständig von West nach Ost
überquert hatten und kühlere Luft eingeflossen war, sickerte zu
Beginn dieser Woche bei schwachen Luftdruckgegensätzen zögerlich
wieder wärmere und feuchtere Luft aus Südosten nach Deutschland ein.
Zudem etablierte sich eine Tiefdruckrinne, die vom Balkan über den
Süden und Westen Deutschlands bis zur Nordsee reichte. Nördlich der
Rinne wehte ein östlicher Wind, südlich der Rinne ein westlicher. Im
Bereich des tiefsten Luftdrucks bildete sich eine scharfe
Konvergenzlinie aus. Darunter versteht man einen linienhaft
ausgeprägten Bereich, in dem Winde aufeinander zu laufen. Dort wird
die Luft zum Aufstieg gezwungen, was häufig die Auslösung von
Gewittern einleitet. Dementsprechend konnten sich auf einer Linie von
Südostbayern bis ins Emsland ab Montag (26. Mai) Schauer und Gewitter
bilden. Diese fielen zwar nicht derart intensiv aus wie bei der
ersten "Unwetterwelle" zwischen dem 23. und 25. Mai, doch aufgrund
der Tatsache, dass immer wieder dieselben Gebiete auf dieser quasi
stationären Linie von den Gewittern betroffen waren, kamen örtlich
enorme Niederschlagsmengen zusammen. In Scheyern (Bayern) fielen von
Montagfrüh bis Dienstagfrüh insgesamt 86, in
Niederstetten-Adolzhausen (Baden-Württemberg) 72 und in Wohratal
(Hessen) immerhin noch 63 Liter auf den Quadratmeter.


Am Dienstag (27. Mai) befand sich die Konvergenzlinie quer über der
Mitte Deutschland vom Erzgebirge bis zum Niederrhein. Die
Niederschläge nahmen teilweise Dauerregencharakter an und erfassten
insbesondere eine Region von Sachsen und Brandenburg bis nach
Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Verbreitet kam es zu 20 bis
30, in Staulagen zu 30 bis 40 Litern Regen auf den Quadratmeter in 24
Stunden. Auch in Südostbayern kam zeitweise kräftiger Dauerregen auf.
In Marktschellenberg regnete es bis Mittwochfrüh bemerkenswerte 101
Liter auf den Quadratmeter. Vor allem nach Osten hin traten
zusätzlich noch schwere Gewitter auf. Besonders intensive
Gewitterzellen zogen am Dienstagnachmittag über Teile Sachsens und
Sachsen-Anhalts. Betroffen war besonders eine Region zwischen Dresden
und Leipzig (siehe Abbildung).
Binnen kurzer Zeit fiel so viel Regen wie sonst in einem ganzen
Monat. In Garsebach bei Meißen wurde eine Niederschlagsmenge von 59
Litern auf den Quadratmeter in 3 Stunden registriert. Die
Starkregenfälle sorgten für enorme Schäden durch Überflutungen,
Erdrutsche und Schlammlawinen.

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Am Mittwoch (28. Mai) änderte sich die Lage der Niederschlagsgebiete
nur marginal, sodass in einem Streifen zwischen Sachsen und dem
südlichen Brandenburg bis nach Westfalen und dem südlichen
Niedersachsen weitere 10 bis 20, örtlich bis 30 Liter Regen
niedergingen. Erst im Laufe des Mittwochnachmittags und Donnerstags
gingen die Niederschlagsintensitäten sukzessive zurück, sodass keine
unwetterartigen Mengen mehr zu verzeichnen waren. Jetzt heißt es erst
einmal durchschnaufen. Denn in der neuen Woche deutet sich wieder
eine deutliche Zunahme der Gewitteraktivität an.


© Deutscher Wetterdienst