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26. Mai 2014 | Dipl.-Met. Lars Kirchhübel

Mai-Hochwasser? Wieviel Regen bringen die nächsten Tage?

Der einstige "Wonnemonat" Mai verkommt zunehmend zur Regenphase! Nachdem das Frühjahr in weiten Teilen von Deutschland teils deutlich zu trocken ausfiel, scheint der Mai nun endgültig wieder den Wasserhaushalt aufzufüllen.

Wie schon in der zweiten Maihälfte des letzten Jahres überwiegen auch in den kommenden Tagen wieder Stark- und Dauerregen in vielen Regionen von Deutschland.

Hochwasser in den Rheinauen Ende Mai 2013
Hochwasser in den Rheinauen Ende Mai 2013


Damals lag Deutschland am Rande eines Höhentiefs, dessen Zentrum sich
von den Westalpen über Oberitalien hinweg nordostwärts verlagerte.
Während sich in der Höhe eine südöstliche im weiteren Verlauf
allmählich auf Ost drehende Strömung entwickelte, machte sich in
Bodennähe zusehends der Einfluss eines Bodentiefs bemerkbar, das von
den Ostalpen nach Böhmen zog. An dessen Westseite stellte sich eine
nordwestliche bodennahe Strömung ein. Die dann nahezu vorhandene
Gegenläufigkeit der Strömungen zwischen den bodennahen Schichten und
der Höhe generierte einen zusätzlichen Hebungsantrieb, sodass die
feuchte Luft am Boden aufsteigen konnte. In der Folge griffen teils
heftige Gewitter mit Starkregen von Osten auf das Bundesgebiet über,
der sich im weiteren Verlauf als konvektiv durchsetzter Dauerregen
auf die mittleren Gebiete ausbreitete. Vor allem in Sachsen und
Bayern regnete es über Tage hinweg länger anhaltend. In 48 Stunden
fielen damals vielerorts Regenmengen zwischen 100 und 200 Liter pro
Quadratmeter.

Am heutigen Montag muss ebenfalls wieder mit kräftigen Schauern und
Gewittern gerechnet werden, die im weiteren Verlauf wieder in
konvektiv durchsetzten Dauerregen übergehen. Allerdings unterscheidet
sich die Großwetterlage deutlich von der im letzten Jahr. Dieses Mal
verlagert sich ein Höhentief unter Ausweitung von Westeuropa weiter
nach Osten. Dabei unterstützt es die Entstehung einer Tiefdruckzone
am Boden, die sich von Irland bis zum Balkan erstreckt. Nördlich
davon herrscht dabei eine östliche, südlich davon eine westliche
Strömung vor. Eingebettet in die Tiefdruckrinne ist zudem eine
Luftmassengrenze, die quasistationär über mehrere Tage hinweg aktiv
bleibt. An dieser bilden sich wiederholt schauerartige Niederschläge,
die insbesondere am Montag und Dienstag auch mit teils
unwetterartigen Gewittern einhergehen können.

Aufsummierter Niederschlag bis Donnerstag früh nach EZMW-Modell
Aufsummierter Niederschlag bis Donnerstag früh nach EZMW-Modell


Vor allem in der Mitte in einem Streifen von Nordrhein-Westfalen über
Hessen und Thüringen hinweg bis nach Sachsen muss gebietsweise mit
ergiebigen Regenmengen gerechnet werden. Am Montag und Dienstag sind
auch noch die nördlichen Bereiche von Baden-Württemberg und Bayern
betroffen. Nachfolgend verlagert sich der Schwerpunkt etwas weiter
nach Norden, sodass dann auch im südlichen Bereich von Niedersachsen,
Sachsen-Anhalt und Brandenburg beträchtliche Regenmengen auftreten
werden. Am Montag werden mit Niederschlagssummen von 20 bis 70 Liter
pro Quadratmeter in einem Streifen vom Niederrhein bis nach
Mittelfranken die höchsten Werte erwartet. Mit der Verlagerung der
Tiefdruckrinne nach Norden sollen dann bis Donnerstag insbesondere
vom Münsterland bis nach Sachsen hohen Niederschlagsmengen auftreten.
Innerhalb von 48 Stunden können in diesem Korridor zwischen 30 und 80
Liter zusammenkommen.

In den genannten Bereichen muss dann mit Hochwasser an kleinen
Flüssen und Bächen gerechnet werden. Bei kräftigen Schauern und
Gewittern können aber auch kurzzeitig Straßen und Keller überflutet
werden. Zumindest den Regenschirm sollte man in den nächsten Tagen
nicht vergessen. Eine Ausnahme bildet der äußerste Norden, wo sich
die Bewohner zeitweise auch noch über längeren Sonnenschein freuen
dürfen.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: H.D.Volz