21. Mai 2014 | M.Sc.-Met. Andreas Würtz
Grüße aus der Sahara!
Bereits Anfang April konnte man ein eher seltenes Naturschauspiel beobachten. Über mehrere Tage war der doch sonst immer azurblaue Himmel gelblich gefärbt.
Ein weiteres Resultat dieses Phänomens war die Bildung eines recht dichten Wolkenschirms über Westdeutschland. Viele werden sich nun wieder daran erinnern: es handelte sich um den Saharastaub.
Nun ist es wieder so weit. Die winzigen Sandkörnchen aus der Sahara
haben sich erneut auf den Weg gemacht und werden uns aller
Voraussicht nach am morgigen Donnerstag erreichen. Was aber
begünstigt gerade an diesen Tagen den Transport von Wüstensand über
tausende Kilometer bis nach Mitteleuropa? Dazu werfen wir einen Blick
auf die großräumige Luftdruckverteilung bzw. das Höhenströmungsmuster
über Europa.
Am gestrigen Dienstag befand sich ein kleinräumiges Tief über
Nordmarokko und dem Westen Algeriens. Dieses sorgte zum Teil für
kräftigere Winde, die den dortigen Wüstensand aufwirbelten. Somit
konnten Unmengen an winzigen Sandkörnern in höhere Luftschichten
gelangen.
Der entscheidende Faktor ist aber die großräumige Höhenströmung, mit
der der Saharastaub abtransportiert wird. Über dem Ostatlantik bzw.
Westeuropa befindet sich ein weit nach Süden ausgreifender Höhentrog.
Ein Höhentrog bezeichnet ein Gebilde mit tiefem Luftdruck in höheren
Troposphärenschichten (in ca. 5500 m Höhe). Eine genauere Erklärung
finden Sie auch auf http://www.dwd.de/lexikon unter dem Begriff "Höhentrog".
Der südlichste Teil des Höhentrogs erstreckt sich ungefähr bis vor
die Westküste Portugals. Dieses Höhentief wird, wie auch das Tief am
Boden mit Zentrum über dem Nordwesten Spaniens und Portugals,
zyklonal, d.h. gegen den Uhrzeigersinn, umströmt. Daraus resultiert
sowohl am Boden als auch in der Höhe eine kräftige Südströmung. Somit
können die sich bereits in höheren Luftschichten befindenden
Sandkörner von Nordafrika über den Mittelmeerraum bis nach
Mitteleuropa transportiert werden.
Der Saharastaub wird, z. B. nach Berechnungen der Universität Athen
(http://forecast.uoa.gr/dustindx.php?domain=med), den Süden und
Westen Deutschlands am morgigen Donnerstagmorgen erreichen. Die
maximale zu erwartende Staubkonzentration liegt nach Vorhersage der
Uni Athen bei circa 2,2 Gramm. Diese Angabe bezieht sich auf eine
gedachte Säule mit einer Fläche von einem Quadratmeter, die sich vom
Erdboden bis zum Oberrand der Troposphäre (ca. 12 km) erstreckt.
Zudem wurde auch eine Vorhersage mit dem Ausbreitungs-Modell
COSMO-ART des Deutschen Wetterdienstes berechnet. In der oberen Abbildung ist das Ergebnis dieser
Modellberechnung zu sehen. In dieser Grafik wird die Aerosol Optische
Dicke für die gesamte Atmosphäre für eine Wellenlänge von 550 nm
(Nanometer) dargestellt. Die optische Dicke hängt von der
Größenverteilung des Saharastaubes und dessen optischen Eigenschaften
ab. Befindet sich viel Saharastaub in der Atmosphäre, erhöht sich die
optische Dicke.
Der Transport von Saharastaub bis nach Deutschland wird
voraussichtlich bis Freitagmittag andauern.
Da nun die Schauer- und Gewitterhäufigkeit am Donnerstag insbesondere
im Westen und Südwesten wieder deutlich zunimmt, können dort größere
Mengen an Saharastaub aus der Luft ausgewaschen werden. Unter
günstigen Umständen tritt nach einem Regenschauer, z. B. auf
Autodächern, ein gelblich-rötlicher Film in Erscheinung.
Also schauen Sie morgen nach, ob Sie auch auf ihrem Autodach
Saharastaub entdecken können.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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