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11. Mai 2014 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Trendwende?

Der diesjährige Mai präsentiert sich bisher ziemlich unterkühlt, nass und sonnenscheinarm. So wurde in den ersten zehn Tagen des Monats im deutschlandweiten Mittel nur eine Temperatur von 10,6 Grad gemessen, was verglichen mit dem langjährigen Mittel der Klimareferenzperiode von 1961 bis 1990 um 1,4 Grad kälter ist.

Dazu gab es durchschnittlich 33,1 Liter Regen auf dem Quadratmeter, was bereits 45,5 % des Monatssolls entspricht. Hochgerechnet bis zum Ende des Monats würden wir bei gleichbleibendem Wetter etwa 135 % des sonst üblichen Monatsmittels erreichen. Beim Sonnenschein wurden nur 44,7 Stunden gemessen, was 22,3 % des sonst üblichen Mittels erfüllt. Hochgerechnet bis zum Ende kämen wir gerade mal auf etwa 67 % des Monatssolls. Oder anders gesagt, es würde 33 % zu wenig Sonnenschein geben.

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Damit steht der Mai im Gegensatz zu den letzten Monaten, die allesamt
zu warm oder viel zu warm ausfielen (siehe dazu die Grafik
"Abweichung der Temperatur vom Monatsmittel"). Der letzte zu kalte Monat
liegt sogar schon genau ein Jahr zurück. Im Mai 2013 betrug die
Abweichung -0,4 Grad. Seitdem waren die Werte immer positiv, seit
Dezember 2013 sogar konstant größer als 2,5 Grad mit dem Spitzenwert
von 3,9 Grad im Februar 2014. Dieser Trend des zu warmen Wetters
scheint in diesem Mai nun durchbrochen zu werden, zumal die
Aussichten für die nächsten Tage keinen Umschwung zu viel höheren
Temperaturen erwarten lassen.

Ursache dieser Trendwende sind die in den letzten Monaten
vorherrschenden Großwetterlagen. Häufig lagen Tiefdruckgebiete über
dem Atlantik oder den Britischen Inseln, die auf ihrer Vorderseite
milde Luft aus südwestlichen oder südlichen Regionen zu uns brachten.
Diese Tiefdruckgebiete wiederum dienten mit dem Transport milder Luft
aus dem Süden als eine Art Ausgleich für die Kaltluftvorstöße über
dem nordamerikanischen Kontinent. Die Tiefdruckgebiete erreichten in
den letzten Monaten nur selten Mitteleuropa, sondern zogen oft auf
nördlicher Bahn in Richtung Skandinavien weiter. So konnte die
Strömung bei uns meist nicht auf nördliche oder nordöstliche Richtung
drehen und die kalte Luft fand nur selten einen Weg zu uns.

Anders sieht es nun in diesem Mai aus. Am Anfang des Monats drehte
der Wind hinter einer Kaltfront auf Nord bis Nordost. Die dadurch
eingeflossene kalte Luft polaren Ursprungs hielt sich bei uns unter
Hochdruckeinfluss ein paar Tage. Seit Mitte dieser Woche haben wir es
nun mit Tiefdruckgebieten zu tun, die für eine westliche bis
nordwestliche Strömung über Mitteleuropa sorgen. Damit gelangt vom
Atlantik feuchte Meeresluft zu uns, die zwar nicht ganz kalt, aber
eben auch nicht sehr warm ist. So konnte das bisherige
Temperaturdefizit dieses Monats entstehen.

In den nächsten Tagen dominieren zunächst noch Tiefdruckgebiete bei
uns, die die Zufuhr feuchter und recht kühler Meeresluft aus Westen
oder Nordwesten aufrechterhalten. Ab Mitte kommender Woche etabliert
sich voraussichtlich eine Hochdruckbrücke, die von den Azoren bis
nach Nordskandinavien reicht und auch Deutschland erfassen soll. Das
würde bei uns eine nördliche bis nordöstliche Strömung bedeuten.
Diese wiederum bringt durch kalte Kontinentalluft keine sehr hohen
Temperaturen tagsüber (15 bis 20 Grad). Nachts dagegen kann es
ordentlich kalt werden (häufig einstellig), dabei ist dann sogar
Bodenfrost möglich und ganz vereinzelter Luftfrost kann nicht
ausgeschlossen werden (vor allem in der Nacht zum Donnerstag). Alles
in allem wird eine solche Lage eher zum Temperaturdefizit beitragen
als dieses abbauen. Somit wird der Mai 2014 wahrscheinlich als zu
kalter Monat in die Wetterannalen eingehen und den bisherigen Trend
zu warmer Monate durchbrechen. Gleichwohl ist damit keine Aussage
möglich über das Wetter in den kommenden Sommermonaten, vielleicht
wird der neue Trend dann ja wieder durch einen anderen Trend
abgelöst...


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD