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23. April 2014 | Dipl.-Met. Christian Herold

Gewitter mit Unwetterpotential

Am Karfreitag gab es noch bis in mittlere Lagen Schnee. Doch nun ist die Gewittersaison in vollem Gange. Ursache dafür war eine Änderung der Großwetterlage hin zu einer Ostströmung, die sich zwischen einem Hochdruckgebiet über Skandinavien und tiefem Druck über dem Mittelmeer einstellte.

Man sollte eigentlich meinen, dass die Ostluft relativ trocken ist. Die derzeitige Luftmasse hat aber ihren Ursprung im östlichen Mittelmeer und ist dementsprechend warm und feucht. In höheren Luftschichten herrscht jedoch noch relativ kühle Luft vor. Die Folge ist, dass sich bei uns nachmittags häufig Schauer und Gewitter bilden. Zwar ist die derzeitige Luftmasse noch nicht richtig sommerlich, dennoch hat es für die ersten schweren Gewitter gereicht.

Die kräftigen Gewitter, die gestern Nachmittag bis in die Nacht hinein über den Norden und Nordosten Deutschlands hinwegzogen, brachten teilweise enorme Regenmengen mit sich.
Die kräftigen Gewitter, die gestern Nachmittag bis in die Nacht hinein über den Norden und Nordosten Deutschlands hinwegzogen, brachten teilweise enorme Regenmengen mit sich.


Sturmböen, wie sie häufiger in Zusammenhang mit Gewittern auftreten,
sind diesmal nicht das Problem. Da wir aber eine nur schwache
Strömung haben, verlagern sich die Gewitter nur langsam, was
bedeutet, dass sie lokal sehr viel Regen abladen können. Dies war zum
Beispiel am Montag in der Nähe von Trier der Fall, wo mehrere Keller
voll liefen. Am gestrigen Dienstag konzentrierten sich stärkere
Gewitter von der Lausitz über Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern bis
nach Schleswig-Holstein, wo lokal über 30 mm Regen gefallen sind.
Spitzenreiter war Bad Schwartau nördlich von Lübeck. Dort brachten
wiederholte Gewitter eine Regenmenge von 62 mm in 12 Stunden. Der
durchschnittliche Monatsniederschlag liegt in dieser Region zum
Vergleich bei etwa 50 mm.
Auch im Süden von Deutschland gab es Gewitter. Zwischen Haar und
Vaterstetten, südöstlich von München, wurde dabei sogar eine
rotierendeTrichterwolke (funnel cloud) beobachtet, die die Vorstufe
für einen Tornado sein kann.

Doch nicht nur Starkregen war eine Begleiterscheinung der Gewitter.
Örtlich kam es auch zu Hagel. Da die 0-Grad-Grenze derzeit mit nur
geringfügig über 2000 m gegenüber dem Sommer noch relativ niedrig
ist, gibt es in höheren Schichten einen größeren Bereich in dem sich
theoretisch Hagel bilden kann. Zwar war der Hagel mit Durchmessern
unter 2 cm nur kleinkörnig, dennoch sorgte er örtlich für Schäden.
Zum Beispiel akkumulierte sich am Montag bei einem Gewitter im
Allgäu die Hageldecke teils 20 cm hoch, sodass Winterdienste zur
Räumung der Straßen ausrücken mussten.

An der Großwetterlage ändert sich in den nächsten Tagen recht wenig,
sodass wir auch weiterhin bis mindestens zum Wochenende im
Tagesverlauf immer wieder mit Gewittern rechnen müssen. Zwar handelt
es sich nicht um eine klassisch sommerliche Schwergewitterlage,
dennoch besteht weiterhin Potential für lokale Unwetter.




© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD